Weizenfelder mit Kräutern beleben

Weizenfelder mit Kräutern beleben

In Hessen wird der Anbau tiefwurzelnder Gewürzpflanzen auf Weizenfeldern erprobt, um die Nährstoff- und Wasserversorgung des Bodens zu verbessern.

Weizenfeld
Der Anbau von Weizen erfolgt meist als Reinkultur.

Weizen gehört zu den wichtigsten Nahrungsmitteln in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr hierzulande 22 Millionen Tonnen Winterweizen geerntet – rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Doch Getreide reagiert empfindlich auf Umwelteinflüsse, wie die vergangenen Hitzejahre gezeigt haben. Allein in Hessen ging 2018 ein Drittel der Ernte durch Hitze und Trockenheit verloren. Selbst Technik, Dünger und künstliche Bewässerung stießen an ihre Grenzen. Im Projekt Trio wollen Forschende unter der Leitung der Universität Kassel den Weizenanbau nun mit Hilfe von tiefwurzelnden Kräutern fit für den Klimawandel machen.

Mischanbau von tief und flach wurzelnde Pflanzen

„Der Anbau tiefwurzelnder Kulturen ist in der mitteleuropäischen Landwirtschaft gering verbreitet. Ob sie, besonders in Mischkulturen, besser mit dem Klimawandel zurechtkommen und welchen Beitrag sie zum Erhalt der Artenvielfalt leisten, ist noch nicht erforscht. Das wollen wir ändern“, erklärt Miriam Athmann, Leiterin des Fachgebiets Ökologischer Land- und Pflanzenbau an der Universität Kassel.

Konkret sollen Kümmel, Fenchel und Koriander in die Fruchtfolge integriert und auf denselben Feldern wie Weizen angebaut werden. Der Grund: Gewürzpflanzen können mit ihren Pfahlwurzeln Wasser und Nährstoffe in tieferen Bodenschichten anreichern. In Kombination mit den flachwurzelnden Weizenpflanzen wäre so die Wasser- und Nährstoffversorgung in Dürreperioden sicherer. Die Forschenden hoffen hier auf den Effekt des sogenannten Hydraulic-Lift, der auch bei einzelnen Baumarten funktioniert. Dabei wird Wasser aus tieferen Bodenschichten über die Wurzeln in die oberen Bodenschichten transportiert und verbessert so auch die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit für flachwurzelnde Pflanzen.

Mit mehrjährigem Weizen Artenvielfalt fördern

Durch den Mischanbau wollen die Forschenden Wasser und Nährstoffe im Boden besser nutzen, die Bodenqualität verbessern und so die Nahrungsmittelproduktion und das Einkommen der Landwirte sichern. Zudem erhoffen sich die Forschenden durch den Mischanbau von mehrjährigen Pflanzen – konkret Fenchel und Weizen – einen Gewinn für die Artenvielfalt durch die Blüte. Entsprechende Feldversuche sollen an vier Standorten in Hessen durchgeführt werden, unter anderem auf dem Versuchsgut der Universität Kassel, der Domäne Frankenhausen.

Millionenförderung durch das Land Hessen

Das Projekt Trio wird vom Land Hessen im Rahmen der Landesoffensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) in den kommenden vier Jahren mit 4,8 Mio. Euro gefördert. Beteiligt sind neben der Universität Kassel die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Hochschule Geisenheim, das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen sowie die Vereine Forschungsring und Ökoplant.

bb