Waldreallabore für die Zukunft der Wälder

Waldreallabore für die Zukunft der Wälder

Mit Waldreallaboren im Harz und in Niederbayern richtet sich die deutsche Wald- und Holzforschung strategisch neu aus. Das Verbundprojekt SURVEY vereint wissenschaftliche Expertise und praktische Erfahrung in einem interdisziplinären Ansatz.

Schadflächen im Harz.
Schadflächen im Harz.

Einst prägten Fichtenwälder das Bild der deutschen Mittelgebirge – heute kämpfen sie ums Überleben. Klimastress, Borkenkäfer und Wetterextreme haben den robusten Nadelbäumen schwer zugesetzt. Das Verbundprojekt SURVEY läutet eine neue Ära der Waldforschung ein: Statt im Labor wird künftig direkt im Wald geforscht. Unter der Leitung des Thünen-Instituts für Waldökosysteme und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung entstehen drei Waldreallabore dort, wo die Fichtenkrise am deutlichsten sichtbar ist: auf geschädigten Standorten im Harz und in Niederbayern.

Drei Flächen werden erforscht 

Ziel ist die Entwicklung resilienter Waldmanagementstrategien angesichts der zunehmenden klimatischen und ökologischen Herausforderungen. Diese werden in den Laboren anhand von drei unterschiedlichen Szenarien umgesetzt und wissenschaftlich begleitet: Eine Fläche bleibt sich selbst überlassen, eine weitere wird klassisch aufgeforstet und eine dritte mit klimaresilienten Baumarten bepflanzt. Die Datenerhebung erfolgt unter Echtzeitbedingungen und integriert klassische forstliche Methoden mit Fernerkundung, künstlicher Intelligenz und modellgestützten Simulationen. Ziel ist eine überregionale Übertragbarkeit der Ergebnisse auf vergleichbare Mittelgebirgswälder.

Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Erstmals werden alle Akteursgruppen – von Forstwirtschaft über Naturschutz bis zur Zivilgesellschaft – in das Forschungsdesign eingebunden. „Wald ist Teil der Gesellschaft. Förster, Naturschützer und andere Kümmerer können die Wälder nicht allein retten. Das kann nur die Gesamtgesellschaft“, sagt Projektleiter und Waldökologe Andreas Bolte. Die digitale Zwillingsbildung der Versuchsflächen erlaubt es, Prozesse und Wirkungen zeitnah zu überprüfen und die Skalierbarkeit der Maßnahmen zu evaluieren. Neben ökologischen Aspekten fließen auch Governance-Fragen ein, etwa zur rechtlichen Gestaltung einer zukunftsfähigen Waldbewirtschaftung.

Das vom Bundesministerium für Forschung, Technik und Raumfahrt (BMFTR) über den Projektträger Jülich geförderte Projekt startete am 1. Juni 2025 und läuft drei Jahre. Es wird angestrebt, die etablierten Waldreallabore darüber hinaus weiterzuführen.

lh