Verspätete Klimafolgen für Grundwasser

Verspätete Klimafolgen für Grundwasser

Der Einfluss des Klimawandels auf das Grundwasser ist schleichend. Die lange Reaktionszeit könnte sich aber als ökologische Zeitbombe erweisen, wie ein internationales Forscherteam herausfand.

Viele Meter unter der Erde befindet sich ein riesiges Wasserreservoir, das für Menschen überlebenswichtig ist: das Grundwasser.
Viele Meter unter der Erde befindet sich ein riesiges Wasserreservoir, das für Menschen überlebenswichtig ist: das Grundwasser.

Tief unter der Erde befindet sich unsere wichtigste Wasserreserve: das Grundwasser. Der unterirdische Pool ist das größte Frischwasserreservoir der Erde und zugleich eine kostbare Trinkwasserquelle. Knapp zwei Milliarden Menschen weltweit beziehen ihr Trinkwasser daraus. Wie der Boden und das Meer ist auch dieses Ökosystem durch den Klimawandel, die Übernutzung und die wachsende Weltbevölkerung bedroht. Doch während manche Folgen des Klimawandels, wie das Abschmelzen der Polkappen, sichtbar sind, bleiben die Auswirkungen auf das Grundwasser weitestgehend verborgen und werden daher kaum wahrgenommen. 

Klimatische Folgen für Grundwasser untersucht

Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen hat deshalb untersucht, wie schnell das Grundwasser auf klimatische Veränderungen reagiert. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlicht. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Europa, Nordamerika und Australien sammelten die Bremer Forscher weltweit Datensätze über die Merkmale der Grundwassersysteme. Dazu gehören die Bodenbeschaffenheit und die Neigung des Gefälles. Beide Faktoren bestimmen, wie schnell das Regenwasser im Boden versickert und von dort in Flüsse, Seen und andere Gewässer gelangt. Anhand von Simulationen berechneten die Forscher die Reaktionszeit der Systeme auf eine gesteigerte oder gedrosselte Wasserzufuhr, wie sie im Rahmen des Klimawandels zu erwarten ist.

Lange Reaktionszeit als „ökologische Zeitbombe"

Das Ergebnis: In vielen Gebieten der Erde wird sich der Einfluss des Klimawandels auf das Grundwasser erst in 100 oder noch mehr Jahren bemerkbar machen. Was wie eine gute Nachricht klingt, ist nach Einschätzung der Forscher eine „ökologische Zeitbombe“. „In der langen Reaktionszeit der Grundwassersysteme liegt die Tücke“, erklärt Geologe Nils Moosdorf vom ZMT, einer der Autoren der Studie. „Grundwassersysteme haben ein ‚Gedächtnis‘, das sich als ökologische Zeitbombe erweisen kann. Was ihnen heute widerfährt, wirft seine Schatten weit in die Zukunft und beeinträchtigt die Lebensbedingungen unserer Urenkel.“


Studie als Basis für frühzeitige Schutzmaßnahmen 

Der Studie zufolge kann ein Grundwassersystem durchaus Schwankungen in der Wasserzufuhr unterschiedlich gut abpuffern. In trockenen Regionen ist dabei die Zeitspanne jedoch besonders lang, da der Grundwasserspiegel meist tief in der Erde liegt und der Austausch mit der Landoberfläche gering ist. Die Forscher sind überzeugt, dass die Ergebnisse ihrer Studie eine wichtige Grundlage sind, um mit geeigneten Maßnahmen das Ökosystem Grundwasser als Trinkwasserreservoir zu erhalten.

bb