Großproduktion von bakteriellem Mikroplastikersatz

Großproduktion von bakteriellem Mikroplastikersatz

Das auf die Entwicklung von bakterieller Cellulose spezialisierte Start-up BIOWEG wird künftig mit dem amerikanischen Unternehmen Ginkgo Bioworks zusammenarbeiten, das von Microsoft-Gründer Bill Gates unterstützt wird.

Lebensmittelabfälle im Kompost
Lebensmittelabfälle wie Gemüseschalen dienen dem Start-up Bioweg als Ausgangsstoff zur Herstellung von Bakteriencellulose, um fossile Mikroplastik zu ersetzen.

Lebensmittelverpackungen, Kosmetikprodukte, Reinigungsmittel oder landwirtschaftlicher Dünger enthalten Mikroplastik, das in die Umwelt gelangt und dort Ökosysteme, aber auch die Gesundheit von Mensch und Tier gefährdet. Das 2019 gegründete Start-up Bioweg hat eine Alternative parat: Das in Quackenbrück ansässige Unternehmen um Gründer und Geschäftsführer Prateek Mahalwar entwickelt Mikroperlen auf Cellulosebasis, die fossilbasierte Substanzen und andere synthetische Polymere in zahlreichen Produkten wie Kosmetika und Reinigungsmittel ersetzen können. Die Cellulose wird dabei durch Fermentation mithilfe von Bakterien gewonnen, die mit Abfällen aus der Landwirtschaft oder Lebensmittelindustrie wie Melasse oder Gemüseschalen gefüttert werden.  

Mit Zellprogrammierung zu leistungsstarken Bakterien

Bei der kommerziellen Herstellung der bioabbaubaren Mikroperlen wird das niedersächsische Start-up künftig von dem US-amerikanischen Unternehmen Ginkgo Bioworks unterstützt, wie die Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung verkündeten. Das Unternehmen, das von Microsoft-Gründer Bill Gates unterstützt wird, hat eine Plattform für Zellprogrammierung entwickelt. Mithilfe der Technologie will Bioweg seine Bakterien noch leistungsfähiger machen, um größere Mengen der sogenannten Bakteriencellulose herstellen zu können.

Bakterielle Cellulose wettbewerbsfähig machen

„Unsere Lösungen gehen nicht nur ein großes Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Gesundheitsproblem an, sondern stellen auch eine Marktchance von 40 Mrd. US-Dollar dar, um Kunststoffpolymere in der Pflege-, Beschichtungs-, Chemie- und anderen Industrien zu ersetzen“, so Prateek Mahalwar. „Wir sind davon überzeugt, dass Ginkgos Fähigkeiten im Bereich der Bakterienstammentwicklung und des Screenings uns in die Lage versetzen, unsere biobasierten Lösungen in großem Umfang und zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.“

Laut einer Studie der Universität Newcastle nimmt jeder Mensch pro Woche durchschnittlich fünf Gramm Plastik entweder über Lebensmittel und Getränke zu sich. Die Gefahren von Mikroplastik für Mensch und Umwelt haben nicht zuletzt die EU veranlasst, Einwegplastik europaweit zu verbieten. 2022 hat zudem hat die Europäische Chemikalienagentur angekündigt, in den nächsten vier bis sechs Jahren den Einsatz von Mikroperlen in „Rinse-off"- und „Leave-on"-Kosmetika auslaufen zu lassen.

Gemeinsam gegen Mikroplastikverschmutzung

Der Markt braucht daher dringend Alternativen. Die Cellulosekapseln könnten Bioweg zufolge die erdölbasierten Mikroperlen ersetzen. Von diesem Potenzial ist auch Ginko Bioworks überzeugt. „Bioweg deckt einen erheblichen Bedarf auf dem Markt, um eine neue Generation sauberer Alternativen zu synthetischen Polymeren zu entwickeln und zu produzieren“, sagt Ena Cratsenburg, Chief Business Officer bei Ginkgo Bioworks. „Wir sind entschlossen, den Wechsel zu nachhaltigen und biobasierten Hochleistungsalternativen zu unterstützen und freuen uns, mit Bioweg zusammenzuarbeiten, um die dringenden Probleme der Mikroplastikverschmutzung anzugehen und einen verantwortungsvollen Konsum zu fördern.“

bb