Indonesien

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Indonesien setzt verstärkt auf die Bioökonomie, um seine reichhaltigen biologischen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern. Eine zentrale Rolle spielen vor allem biotechnologische Anwendungen in Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Aquakultur und industriellen Prozessen. 

Politik und Förderung

Akteure und Strategien

Die Bioökonomie gewinnt in Indonesien vor allem seit den 2010er-Jahren an Bedeutung. Sie ist eng mit der nationalen Entwicklungsstrategie verknüpft und wird zunehmend als Chance gesehen, das inländische Wirtschaftssystem nachhaltig zu transformieren.

Das politische Handeln in diesem Bereich ist seit Anfang 2025 maßgeblich an dem Entwicklungsplan RPJPN 2025–2045 ausgerichtet, durch dessen Umsetzung Indonesien bis 2045 an wirtschaftlicher Diversifizierung, technologischer Souveränität und ökologischer Nachhaltigkeit hinzugewinnen soll. Als operatives Instrument dient der RPJMN 2025–2029, der die erste Umsetzungsphase konkretisiert. Beide Strategiedokumente betonen die Förderung biobasierter Industrien, insbesondere im Kontext der Energiewende, der Nutzung nachwachsender Rohstoffe, der Entwicklung nachhaltiger landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten und der Stärkung regionaler Ressourcenkreisläufe.

Zentraler Akteur im politischen System ist das indonesische Entwicklungsplanungsministerium (BAPPENAS), das die Bioökonomieziele innerhalb des nationalen Transformationspfades steuert. Von hoher Relevanz ist außerdem der Forschungs- und Innovationsrat BRIN, der dem Präsidenten direkt unterstellt ist, und als zentrale Koordinierungs- und Durchführungseinrichtung für Forschungs- und Innovationsbelange fungiert. Die Ministerien für Landwirtschaft (Kementan), Energie und Mineralien (ESDM) sowie Umwelt- und Forst (KLHK) verfolgen jeweils eigene Programme zur Entwicklung biobasierter Technologien und Wertschöpfung.  

Förderung

Die politische Förderung inländischer Bioökonomieakteure und -vorhaben geschieht auf Basis der aktuellen Entwicklungspläne. Im Fokus stehen vor allem biotechnologische Anwendungen in Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Aquakultur und industriellen Prozessen. BRIN nimmt dabei eine Schlüsselposition ein, indem er gezielt Forschung zu Biotechnologie, Bioenergie, Bioressourcennutzung und grüner Chemie fördert. Ergänzt wird dies durch steuerliche Anreize für ökologische Technologien, staatlich kofinanzierte Pilotprojekte sowie sektorale Investitionsprogramme, unter anderem für nachhaltige Palmölproduktion und Biomasseverwertung. Zudem engagiert sich Indonesien in internationalen Partnerschaften wie dem australisch-indonesischen KONEKSI-Programm, das den bilateralen Wissens- und Innovationstransfer im Bioökonomiebereich stärkt.  

Wissenschaft

Indonesiens Wissenschaftslandschaft zur Bioökonomie befindet sich im Aufbau und zeichnet sich momentan durch eine eher heterogene Forschungsinfrastruktur aus. Als koordinierendes Element vereint BRIN seit 2021 mehrere ehemals eigenständige Forschungseinrichtungen wie das Indonesian Institute of Sciences (LIPI) und das Agency for the Assessment and Application of Technology (BPPT).

Vermehrte Forschungsaktivitäten zur Bioökonomie finden sich unter anderem an der Bogor Agricultural University (IPB University), die Studiengänge zu Biotechnologie, Agrarwirtschaft und Umweltmanagement anbietet und über spezialisierte Forschungszentren wie das Southeast Asian Regional Centre for Tropical Biology (SEAMEO BIOTROP) verfügt. Auch die Universitas Gadjah Mada (UGM) in Yogyakarta sowie die Universitas Indonesia (UI) in Jakarta sind mit interdisziplinären Programmen in Lebenswissenschaften, Umwelttechnik und industrieller Biotechnologie vertreten.

Ein besonderer Forschungsfokus liegt übergreifend auf innovativen Prozessen (vor allem mikrobielle Verfahren) zur Nutzung und Aufwertung heimischer Bioressourcen, insbesondere von Palmölreststoffen und aquatischer Biomasse. Die Anwendungsorientierung ist hoch, wobei viele Projekte in Kooperation mit staatlichen Entwicklungsprogrammen oder internationalen Partnern (siehe KONEKSI) umgesetzt werden. 

Wirtschaft

Die Bioökonomie ist von zunehmender Bedeutung für Indonesiens Wirtschaft und trägt maßgeblich zur Wertschöpfung in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Lebensmittelverarbeitung, Biokraftstoffe und biobasierte Materialien bei.  

Besonders hervorzuheben ist die Palmölindustrie, die sowohl für den Export als auch für die heimische Biodieselproduktion (B35-Programm) sehr wichtig ist. Große Konzerne wie Wilmar International, SMART, Astra Agro Lestari oder Musim Mas dominieren diesen Bereich. Auch die Fischerei, die holzverarbeitende Industrie sowie die Herstellung biobasierter Chemikalien und Verpackungen sind wirtschaftlich relevant.

Innovative Ansätze konzentrieren sich vor allem auf die Nutzung biogener Reststoffe und die Weiterentwicklung industrieller Biotechnologien. Die staatlich geförderte Forschungsinfrastruktur sowie Pilot- und Demonstrationsprojekte fördern dabei den Transfer von der Theorie in Anwendung.  

Darüber hinaus existieren im Land mehrere Cluster- und Innovationsnetzwerke, etwa in den Provinzen Riau, Zentralkalimantan oder Ostjava, die gezielt die regionale Entwicklung stärken. Wichtige Wirtschaftsverbände wie Asosiasi Bioenergi dan Bioekonomi Indonesia (ABBEI) und Indonesian Palm Oil Association (IPOA) verbessern die interdisziplinäre Vernetzung und begleiten regulatorische Entwicklungsprozesse.

Autorin: Kristin Kambach