Leibniz-Wissenschaftler für Getreide-Genomforschung geehrt

Leibniz-Wissenschaftler für Getreide-Genomforschung geehrt

Die Gregor Mendel Stiftung hat die Forscher Nils Stein und Martin Mascher vom IPK in Gatersleben für ihre Beiträge zur Entschlüsselung der komplexen Genome von Weizen, Gerste und Roggen mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.

Innovationspreis Gregor Mendel Stiftung für IPK-Forscher Martin Mascher (links) und Nils Stein (mitte)
Verleihung des Gregor-Mendel-Innovationspreises (v.l.n.r.): IPK-Forscher Martin Mascher und Nils Stein, Maria von Korff Schmising (stellv. Vorsitzende der Gregor Mendel Stiftung)

Mit seiner Vererbungslehre legte Gregor Johann Mendel den Grundstein für die moderne Genetik. In den sogenannten Mendelschen Regeln beschrieb der Wissenschaftler 1866 erstmals, wie bestimmte Merkmale von einer Elternpflanze auf die Nachkommen übertragen werden. Dieses Wissen prägt bis heute die Pflanzenzüchtung. Zu Ehren des Vaters der Gentechnik wurde 2002 die Gregor Mendel Stiftung mit dem Ziel gegründet, den Blick für die gesellschaftliche Bedeutung von Pflanzenforschung und Pflanzenzüchtung zu schärfen sowie Innovation und Züchtungsfortschritt in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern.

Beitrag für Forschung und Züchtung

Anlässlich eines Festaktes zum 200. Geburtstag von Mendel hat die Stiftung am 17. November 2022 in Berlin Nils Stein und Martin Mascher vom Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) für ihre wegweisende Forschung auf dem Gebiet der Genomforschung mit dem Gregor-Mendel-Innovationspreis ausgezeichnet. Mit ihren Beiträgen zur Entschlüsselung der komplexen Genome von Weizen, Gerste und Roggen hätten die Forscher Methoden und Strategien entwickelt, um die genetische Vielfalt dieser Kulturarten zu erfassen, zu beschreiben und interessierten Nutzern zur Verfügung zu stellen“, so die Begründung der Gregor Mendel Stiftung.

„Dies ist ein wichtiger Beitrag für Forschung und praktische Züchtung. Ihre Arbeit hat ein großes Potenzial, die Entwicklung, Zulassung, Förderung und Nutzung von zum Beispiel klimaangepassten Sorten zu beschleunigen“, erklärte Marlehn Thieme, Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, in ihrer Laudatio. „Die Zugänglichkeit, Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von zugelassenen, verbesserten Sorten, die tolerant auch unter ,Low-Input-Bedingungen' und schwierigen Umwelteinflüssen einen akzeptablen Ertrag liefern und reich an Mikronährstoffen wie Zink und Eisen sind, kann nachhaltig wirkende Erfolge erzielen“, so Thieme weiter.

BMBF-Förderung mit Weitsicht

„Diese Auszeichnung ist für uns eine große Ehre und wir nehmen sie als Ansporn, unsere gemeinsamen Arbeiten weiterzuführen“, sagte Martin Mascher und verwies auch auf den enormen technologischen Fortschritt, etwa bei der Hochdurchsatzsequenzierung. „Wir können heute Forschungsfragen angehen, deren Beantwortung vor 20 Jahren oder selbst vor fünf Jahren noch undenkbar war.“ Zugleich lobten die IPK-Wissenschaftler die jahrelange Förderung der Getreidegenomforschung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das BMBF habe bereits Anfang des Jahrtausends erkannt, dass Genomik eine wichtige Datengrundlage für Innovationen schaffe, hieß es. „Und heute freue ich mich, dass die Getreidegenomforschung als wichtiger Beitrag für die Pflanzenzüchtung wahrgenommen wird“, so Nils Stein.

Eiweiß- und Futterpflanzen im Fokus künftiger Genomforschung

Nils Stein gehörte unter anderem zu dem Team, das 2018 nach 13 Jahren Forschung das Riesengenom des Weizens entschlüsselte. Als nächstes wollen sich die IPK-Forscher bei der genomischen Charakterisierung des Getreidesortimentes auf globale Landrassen und verwandte Wildarten der Kulturgetreide konzentrieren. „In Zukunft werden auch andere Kulturarten wie Eiweiß- und Futterpflanzen Gegenstand unserer genomischen Forschung sein. Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung von Genbanken, und insbesondere digitale Sequenzinformation, den Wert der in Genbanken bewahrten Kulturpflanzendiversität vervielfachen kann“, so Stein.  

bb