Gemüseanbau in die Stadt holen
Das hessische Start-up Pflanzentheke wird bei der Automatisierung eines modularen Vertikal-Farming-Systems von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit 175.000 Euro gefördert.
Was in Deutschland an Obst und Gemüse konsumiert wird, muss in der Regel importiert werden. Lediglich 36 % vom Gemüse und 20 % vom Obst werden nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat (BMLEH) hierzulande produziert. Um Großstädte mit frischen Lebensmitteln zu versorgen, müssen die Waren oft große Entfernungen überwinden. „Nahrungsmittelanbau nah an urbanen Zentren mit hohem Bedarf spart teure und klimaschädliche Transportwege. Das geht jedoch nur mit einer effizienten Nutzung der knappen Flächen“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.
Gemüseanbau in A-förmigen Regalen
Dieses Ziel verfolgt das hessische Start-up Pflanzentheke. Das Unternehmen aus Lorsch entwickelt ein Vertikal-Farming-System für den stadtnahen, ressourcenschonenden Anbau von Gemüse. Bei der Automatisierung und gezielten Steuerung des Anbaus wird das Start-up von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) nun mit 175.000 Euro unterstützt.
Automatisierung der Prozessschritte
In den hydroponischen Systemen wachsen Pflanzen platzsparend in A-förmigen Regalen in nährstoffreichem Wasser statt in Erde. Bislang erfolgt die Ernte manuell. Mithilfe der DBU-Förderung will das Start-up eine vollständige Automatisierung der Prozesskette realisieren, die sowohl Energie- als auch Betriebskosten reduziert. Ziel ist die Entwicklung einer intelligenten, datenbasierten Steuerung für Bewässerung, Nährstoffversorgung, Ernte und Wiederbepflanzung. Zudem soll ein modulares System die tägliche Arbeit erleichtern. „Wir setzen auf praxisnahe Automatisierungsschritte, die konkret dort ansetzen, wo kleine und mittlere Betriebe heute an ihre Grenzen stoßen. Damit machen wir effiziente Hydroponik auch für kleinere Betriebe wirtschaftlich zugänglich“, erklärt Start-up-Mitgründer Leon Welker.
Bewegliche Pflanzregale für Hobbygärtner und Großbetriebe
Mithilfe von Sensoren werden die Pflanzen in dem A-förmigen Anbauregal in Bewegung versetzt und an eine intelligente Steuerung angeschlossen. „Durch die bewegliche Anlage optimieren wir den Zugang zum Sonnenlicht je nach Reifegrad“, erklärt Welker. So können Reihen abgeerntet und wieder bestückt werden, während die anderen Pflanzen durch die neue Position ungestört weiterwachsen. Mit Sensoren wird das Pflanzenwachstum überwacht und die Nährstoffversorgung in der jeweiligen Wachstumsphase angepasst.
Dem Start-up zufolge kann die Pflanzentheke schnell in bestehende Infrastrukturen integriert und daher von Hobbygärten, aber auch von landwirtschaftlichen Großbetrieben genutzt werden. Das System ermöglicht eine klimafreundliche Lebensmittelproduktion in der Stadt, reduziert somit Transportwege und stärkt insbesondere kleine und mittelständische Betriebe. Gleichzeitig verspricht das Vertikal-Farming-System bis zu 90 % weniger Wasser- und 85 % weniger Düngerverbrauch im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft.
bb