Weihnachtsgewürze aus der Indoorfarm
Exotische Gewürze gehören zum Plätzchenbacken dazu. Statt aus Indien könnten jedoch Vanille und Pfeffer bald aus heimischen Indoorfarmen kommen.
Ob Vanillekipferl oder Pfeffernüsse: Plätzchen und Gebäck haben zur Weihnachtszeit Hochkonjunktur. In vielen dieser Leckereien stecken exotische Gewürze, die nur in fernen Ländern wie Indien wachsen und daher importiert werden müssen. Doch das soll sich ändern: Vanille und Pfeffer könnten bald auch in heimischen Indoorfarmen gedeihen. Die Hochschule Osnabrück hat dafür jetzt den Weg geebnet. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde Ende November am Campus Haste das Forschungszentrum „Indoorfarm – Agrarsysteme der Zukunft“ feierlich eröffnet.
Heimischer Anbau exotischer Gewürze in Indoorfarmen
Ab sofort werden hier neue, zukunftsorientierte und nachhaltige Anbaumöglichkeiten für zahlreiche Kräuter- und Gemüsepflanzen erforscht – darunter auch Vanille und Pfeffer – also Pflanzen, die bisher hierzulande nicht angebaut wurden. Auf diesem Weg wollen die Forschenden klären, wie Indoorfarmen zukünftig in urbanen Räumen genutzt werden können, um die Lebensmittelversorgung von morgen klimaunabhängig zu machen.
Ideale Wachstumsbedingungen
Insgesamt sechs getrennte Indoorfarm-Kammern stehen im Erdgeschoss des neuen Gebäudes für den Anbau von Gemüse- und Gewürzpflanzen zur Verfügung. Die Kammern sind so konzipiert, dass hier nach dem Prinzip des Vertical Farmings Pflanzen auf kleinster Fläche in die Höhe wachsen können. Auch lassen sich hier alle notwendigen Umweltfaktoren wie Licht, Temperatur, CO2-Gehalt, Wasser und Nährstoffe überwachen und steuern, um einen optimalen Anbau einer jeden Pflanze zu ermöglichen und damit eine verlässliche und wetterunabhängige Produktqualität zu gewährleisten.
„Unser Antrieb war immer, dass wir von der Pflanze aus denken. Das heißt, wir wollen absolut ideale Bedingungen für das Wachstum der Pflanzen generieren. Das unterscheidet uns auch von vielen weiteren Ansätzen, die sich weltweit positioniert haben“, so Andreas Ulbrich, Professor für Gemüseproduktion und -verarbeitung an der Hochschule Osnabrück und einer der Hauptinitiatoren des neuen Forschungszentrums.
Erkentnisse mit Anbauländern teilen
Darüber hinaus bietet ein 160 Quadratmeter großes Dachgewächshaus Platz für die Erforschung weiterer Pflanzen. Hier wachsen übrigens bereits die ersten Vanille- und Pfefferpflanzen in die Höhe, wie Ulbrich berichtet. „Man sieht an einer Pfefferpflanze Blüten, Blüten mit weiterentwickelten Pfefferkörnern und erntereife Ähren – das ist in den ursprünglichen Anbauländern in dieser Form sehr selten zu beobachten." Das neue Wissen, das die Forschenden aus ihrer Arbeit gewinnen, wollen sie an die Anbauländer weitergeben.
Indoorfarmen mit intelligentem Energiekreissystem
Doch nicht nur exotische Pflanzen wie Vanille und Pfeffer, sondern auch Süßkartoffeln und Salate sollen in den Osnabrücker Indoorfarm-Kammern angebaut werden. Das Thema nachhaltige Energienutzung wurde bei der Konzeption ebenfalls mitgedacht, wie Sebastian Deck, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Mitinitiator des Forschungszentrums erklärt. „Der Kubus ist mit einem intelligenten Energiekreislaufsystem ausgestattet, das die Anzuchtkammern der Indoorfarm mit dem gläsernen Gewächshaus auf dem Dach verbindet. Wir wollen beispielsweise die Energie der LEDs der Kammern im Erdgeschoss für die Wärme im Dachgewächshaus nutzen.“
Einige Unternehmen aus der Region sind bereits an dem neuen Forschungszentrum beteiligt. Viele weitere hätten Interesse angemeldet, sagt Ulbrich.
bb