Palmöl: Verbot ist keine Lösung

Palmöl: Verbot ist keine Lösung

Der Palmölanbau hat nicht nur negative Folgen für die Umwelt. Er sorgt auch für wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplätze in den Anbauregionen, wie Göttinger Agrarökonomen zeigen.

Rund die Hälfte des weltweit verwendeten Palmöls wird von Kleinbauern produziert. Das Foto zeigt den Transport der geernteten Ölpalmenfrüchte zu einer Sammelstelle in Indonesien.

Palmöl ist eines der vielseitigsten und gefragtesten Pflanzenöle: Es steckt in vielen Lebensmitteln wie Eis, Schokolade und Chips. Aber es wird auch zur Herstellung von Kosmetik und Biodiesel genutzt. Die Rodung des Regenwaldes zur Erschließung neuer Palmölplantagen steht jedoch seit langem in der Kritik. Studien belegen, dass in den Hauptanbauländern Indonesien und Malaysia die rigiden Maßnahmen zur Deckung des weltweiten Palmölbedarfs zum Aussterben vieler Tierarten und zur Vertreibung der dort lebenden Landbevölkerung führen.

Bereits vor zwei Jahren hatten Agrarökonomen der Universität Göttingen in einer Studie die Umweltauswirkungen des Ölpalmenanbaus in Indonesien genauer untersucht und umweltfreundliche Lösungsansätze formuliert. Nun zeigt das Team um Agrarökonom Matin Qaim, welche wirtschaftliche und soziale Rolle der Palmölanbau in den Ländern hat. Die Studie, die gemeinsam mit Forschern der IPB University Bogor in Indonesien durchgeführt wurde, ist im Fachjournal Annual Reviews erschienen.

Beitrag zu Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung

Die Auswertung zahlreicher Forschungsergebnisse zu den ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Effekten des Ölpalmenanbaus in Afrika, Asien und Lateinamerika sowie eigene Untersuchungen ergaben, dass die starke Ausdehnung des Ölpalmenanbaus gerade in Asien deutlich zum wirtschaftlichen Wachstum und zur Armutsbekämpfung beigetragen hat. Die Palmölproduktion der Umwelt zuliebe zu verbieten, sei daher auch keine nachhaltige Lösung, heißt es. „Die Ölpalme produziert pro Hektar Fläche mehr als dreimal so viel Öl wie etwa Soja, Raps oder Sonnenblumen. Wollte man Palmöl komplett durch andere Pflanzenöle ersetzen, bräuchte man also deutlich mehr Fläche und müsste zusätzliche Wälder und Naturräume in Ackerland umwandeln“, erklärt Qaim.

Weniger Landarmut, höhere Einkommen für Kleinbauern

Ein Verbot hätte den Forschern zufolge zudem negative wirtschaftliche und soziale Effekte in den produzierenden Ländern. „Oft wird angenommen, dass Ölpalmen nur auf industriellen Plantagen angebaut werden“, sagt Qaim. „In Wirklichkeit wird aber rund die Hälfte des Palmöls weltweit von Kleinbauern produziert. Unsere Daten zeigen, dass der Ölpalmenanbau die Einkommen der Kleinbauern deutlich steigert und auch zu mehr Beschäftigung und höheren Löhnen für Landarbeiterfamilien führt." Auch wenn es gelegentlich wegen der Abrodungen zu Konflikten über Landrechte kommt, hat der Ölpalmenboom die ländliche Armut in Indonesien und anderen Anbauländern insgesamt deutlich reduziert, so das Fazit.

Nachhaltige Palmölproduktion schont Regenwald

Die Forscher favorisieren daher, die Palmölproduktion umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten. „Hohe Erträge auf den bereits genutzten Flächen sind wichtig, um die noch verbleibenden Regenwälder zu schonen", so Ingo Grass, Agrarökologe an der Universität Hohenheim und Mitautor der Studie. Die Forscher sehen durchaus die Herausforderung, nachhaltigere Produktionssysteme zu entwickeln und umzusetzen. Hier seien Forschung und Politik gleichermaßen gefragt, schreiben die Autoren. Den Forschern zufolge würden jedoch klare und faire Landrechte und ein leichter Zugang von Kleinbauern zu Beratungen, Krediten und moderner Technologie zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Durch einen bewussteren Konsum von Palmölprodukten und weniger Verschwendung können auch die Verbraucher einen Beitrag dazu leisten, heißt es in der Studie.

bb