Maßnahmen für nachhaltigen Palmölanbau
Göttinger Forscher zeigen in einer Studie Lösungsansätze auf, wie der umstrittene Palmölanbau in Indonesien nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden kann.
Die Nachfrage nach Palmöl steigt seit Jahren. Nicht nur die Lebensmittelindustrie setzt darauf, auch im Biodiesel steckt das Pflanzenöl. Rund 60 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl werden jährlich produziert. Umweltschützer warnen seit Jahren, dass die wachsende Nachfrage zunehmend Mensch und Umwelt belastet. In Ländern wie Malaysia und Indonesien, die mit 75% den Großteil des globalen Palmöl-Bedarfs abdecken, sorgt die Rodung des Regenwaldes zur Erschließung neuer Anbauflächen zum Aussterben vieler Tierarten.
Noch gibt es keine überzeugende Alternative zum Palmöl, wie eine Studie der Umweltorganisation WWF zeigt. Die negativen Auswirkungen für die Umwelt können aber durchaus gedrosselt werden, wie Forscher der Georg-August-Universität Göttingen nun darlegen. Im Rahmen einer Studie hatte das Team die Umweltauswirkungen des Ölpalmenanbaus in Indonesien genauer untersucht und dabei neben einer Kosten-Nutzen-Analyse auch umweltfreundliche Lösungsansätze formuliert. Die Ergebnisse der Untersuchung stellen die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature Communications“ vor.
Starke Kohlenstoffemissionen durch Landrodung
Basis der Untersuchung bildeten Daten über Boden und Vegetation in Zentral-Sumatra. Die Auswirkungen der dortigen Ölpalmmonokultur wurden mit denen des intensiven und großflächigen Kautschukanbaus im Land verglichen. Das Ergebnis: Durch die Umwandlung von Regenwaldflächen in Ölpalmplantagen kommt es zu enormen Kohlenstoffemissionen. 174 Tonnen Kohlenstoff werden allein bei der Rodung von einem Hektar Land freigesetzt. Davon gelangt der größte Teil als Kohlendioxid in die Umwelt. Daneben wir durch die Umwandlung auch dem Boden der darin gespeicherte Kohlenstoff entzogen und geht somit den Pflanzen verloren.
Der Vergleich mit dem Kautschukanbau zeigt: Während beim intensiven Anbau 159 Tonnen Kohlenstoff freigesetzt werden, ist der Verlust beim extensiven Kautschuckanbau mit 116 Tonnen deutlich geringer. Der Studie zufolge ist der Unterschied der Kohlenstoffemission insbesondere auf die kürzeren Rotationszeiten von Ölpalmplantagen zurückzuführen. Hinsichtlich der jährlich produzierten Biomasse ist der Anbau der vielseitigen Ölpflanze im Vergleich zum Kautschuk jedoch effektiver, wie die Forscher feststellen.
Nachhaltige Lösungsansätze für Palmölanbau
In ihrer Studie präsentieren die Göttinger Wissenschaftler auch Maßnahmen, um die Folgen für die Umwelt kurzfristig zu reduzieren. So empfehlen sie, Wälder nur dann in Ölpalmplantagen umzuwandeln, wenn das geschlagene Holz nicht verbrannt, sondern weiter genutzt werden kann wie etwa zum Bauen. Zudem sollte eine dicke Schicht aus Pflanzenabfällen auf dem Boden belassen werden, um als natürlicher Dünger zu fungieren und den Oberflächenabfluss zu reduzieren. „Rückstände von Palmwedeln können als Mulchmaterial und organischer Dünger verwendet werden, um den internen Nährstoffkreislauf zu erhöhen und sowohl Oberflächenabfluss als auch Bodenerosion zu verhindern. Außerdem zeigen die jüngsten Ergebnisse unseres Projekts, dass das Pflanzen zusätzlicher Baumarten auf Ölpalmplantagen dazu beiträgt, die negativen Umweltauswirkungen von Ölpalmmonokulturen zu mildern, ohne die Ölpalmerträge oder das Einkommen der Plantagenbauern zu reduzieren”, sagt Stefan Scheu, Projektsprecher und Co-Autor der Studie. Neben Palmwedeln könnten auch Abfälle aus Palmölmühlen auf den Plantagen als zusätzlicher organischer Dünger dienen.
bb