Biodiversitätsrat debattiert globale Lage in Paris
Derzeit tagt in Paris der Weltbiodiversitätsrat IPBES. Höhepunkt soll der globale Bericht zur Lage der biologischen Vielfalt werden, an dem deutsche Forscher mitgeschrieben haben.
450 Wissenschaftler aus 50 Ländern, 15.000 ausgewertete Publikationen aus Wissenschaft und Politik: Das sind die Zahlen hinter dem globalen Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES, der am 6. Mai in Paris der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Es ist der erste globale Bericht zum Zustand der Ökosysteme seit dem Millennium Ecosystem Assessment im Jahr 2005. Ein besonderer Fokus liegt erstmals auf indigenem und regionalem Wissen. Der Bericht gilt als eines der Highlights der 7. Vollversammlung von IPBES in Paris. Zudem wollen die 132 Mitgliedsstaaten dort ein Arbeitsprogramm für die kommenden zehn Jahre beschließen.
Landnutzung treibt Artenverlust
Zu den drei Leitern des globalen IPBES-Berichts gehört Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). „Wir haben es geschafft, in den letzten drei Jahren die aktuellsten Fakten zum weltweiten Zustand unserer Ökosysteme zusammenzutragen, Szenarien ihrer zukünftigen Entwicklung zu beschreiben und Handlungsoptionen aufzuzeigen“, resümiert der Agrarwissenschaftler. „Vor allem die Landnutzung zeichnet sich seit langem als entscheidender Treiber des Biodiversitätsverlustes einschließlich des Insektenschwundes ab.“ Deren Analyse habe deshalb einen besonders wichtigen Teil der Arbeit am globalen Assessment ausgemacht.
Veränderungen unter Wasser sichtbar machen
Einen weiteren Schwerpunkt legt der Bericht auf den Zustand der Meere. „Sie regulieren das Klima, produzieren Sauerstoff, bringen ‚Meeresfrüchte‘ sowie Naturstoffe hervor und können zu einer gesunden Umwelt beitragen“, schildert Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), der zu den Leitautoren des Berichts gehört. „Weil Veränderungen unter Wasser viel schlechter sichtbar sind als an Land, war es umso wichtiger, im globalen Assessment die Meere gleichermaßen zu berücksichtigen.“ Die Wissenschaftler haben die Natur jedoch nicht isoliert betrachtet, sondern setzen sie im Bericht in Bezug zu ihrer Bedeutung für das Sozialwesen, die Wirtschaft und die Kultur insbesondere der in Küstennähe lebenden Bevölkerung. Auch ihre Anfälligkeit gegenüber Klimawandel und Nutzung fand Berücksichtigung.
Simulationen ermöglichen Prognosen
Nicht zuletzt versucht der Bericht sich an Prognosen, wie sich Biodiversität und damit verbundene Ökosystemleistungen entwickeln werden. „Die Modellsimulationen zeigen, dass treibende Faktoren wie die Veränderungen in der Landnutzung und des Fischfangs, der Klimawandel, die zunehmende Verschmutzung oder die Ausbreitung invasiver Arten uns auch zukünftig vor große Herausforderungen bei der Erhaltung und Wiederherstellung von Biodiversität und Ökosystemen stellen werden“, warnt Almut Arneth vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ebenfalls eine der Leitautorinnen.
Veränderungen umgehend erforderlich
Dementsprechend liefert der Bericht Entscheidungsgrundlagen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ralf Seppelt, Landschaftsökologe am UFZ, der an diesem Kapitel mitgearbeitet hat, drängt: „Es wurde in unserer Arbeit schnell klar, dass eine Vielzahl von Maßnahmen gleichzeitig ergriffen werden müssen, aber auch, dass ausreichend gesicherte Informationen vorliegen, jetzt und umgehend entscheidende Veränderungen einzuleiten.“
bl