Roadmap für eine zirkuläre Bioökonomie in Städten

Roadmap für eine zirkuläre Bioökonomie in Städten

Forschende des Fraunhofer IGB haben untersucht, wie sich bioökonomische Ansätze in Großstädten umsetzen lassen, die auf die Wiederverwertbarkeit von Ressourcen und eine konsequente Kreislaufführung setzen.

Die IGB-Wissenschaftlerinnen Marei Brose und Dipl.-Ing. Christiane Chaumette leiten einen »urban BioÖkonomieLab«-Workshop zur Einbindung von lokalen Partnern.
Die IGB-Wissenschaftlerinnen Marei Brose und Dipl.-Ing. Christiane Chaumette leiten einen »urban BioÖkonomieLab«-Workshop zur Einbindung von lokalen Partnern.

Fast 80 % der Bevölkerung in Deutschland lebt in Städten. Aufgrund von Bevölkerungswachstum, Ressourcenknappheit und Klimawandel müssen daher vor allem Städte lernen, ihre Ressourcen intelligent zu nutzen. Genau hier setzt die zirkuläre Bioökonomie an, ein Wirtschaftsmodell, das biologische Ressourcen, Abfälle und Nebenprodukte als wertvolle Rohstoffe begreift und so CO₂-Emissionen reduziert, regionale Wertschöpfung stärkt und Lebensqualität sichert.

Ungenutzte Potenziale in Städten erschließen

Um Ballungsräume auf diesem Weg zu unterstützen, hat das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB die „urban BioÖkonomieLab“-Methodik entwickelt. „Diese ermöglicht es den Städten und Kommunen, Stoffkreisläufe zu schließen, bisher ungenutztes Potenzial zu erkennen und Lieferketten nachhaltig zu gestalten, um eine klimaneutrale und zukunftsfähige Wirtschaft auf Basis von Biomasse und Kreislaufwirtschaft zu fördern“, erklärt Marius Mohr vom Fraunhofer IGB.

Schrittweise zur nachhaltigen Stadt

Die „urban BioÖkonomieLab“-Methodik ist ein mehrstufiges System, das schrittweise 
zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung führt: Im ersten Schritt werden Daten zum Ist-Zustand aller urbanen Stoffströme wie Abfall, Abwasser und Energie erfasst und untersucht und anschließend die Potenziale herausgearbeitet. Hierbei werden alle relevanten lokalen Akteure miteinbezogen. Hinzukommen Interviews mit Stakeholdern und Vor-Ort-Besichtigungen. „Gemeinsam wollen wir Abwässer, Bioabfälle, weitere Reststoffe sowie CO₂, die im urbanen Umfeld anfallen, wieder nutzbar machen und zusätzliche Wertschöpfung generieren“, sagt Brigitte Kempter-Regel vom IGB.

Roadmap zur regionalen Bioökonomiestrategie

Diese Erkenntnisse sind die Grundlage, um regional-spezifische Faktoren, aber auch Hemmnisse und Treiber für eine nachhaltige Entwicklung zu identifizieren und „konkrete Handlungsfelder und strategische Maßnahmen, jeweils für eine spezifisch und angepasst für eine regionale bzw. lokale Bioökonomiestrategie“ zu erstellen. Diese sogenannte Roadmap liefert den Forschenden zufolge die Blaupause für eine ressourceneffiziente und kreislauforientierte regionale Wirtschaft, durch die CO₂-Emissionen reduziert werden und gleichzeitig die Wertschöpfung in der Region gestärkt wird.

Seit dem Start des gleichnamigen Projekts „urban BioÖkonomieLab“ hat das IGB-Team bereits drei Pilotregionen (Stuttgart, Karlsruhe und die Rhein-Neckar-Region) dabei unterstützt, urbane Bioökonomiestrategien auszuarbeiten und in die Praxis umzusetzen. Für die Metropolregion FrankfurtRheinMain wurde im August 2025 erfolgreich eine entsprechende Studie abgeschlossen. Derzeit laufen Projekte zur Unterstützung der Region Freiburg und des Alb-Donau-Kreises. 

bb