Lebensraum Wurzel erforschen
Pflanzenwurzeln sind Hotspots des Ökosystems Boden und Schlüssel für nachhaltigen Ackerbau. Die Rhizosphäre steht im Zentrum einer neuen Fördermaßnahme des Bundesforschungsministeriums.
Der Schutz aber auch die Erschließung der lebenswichtigen Ressource Boden ist ein Kernanliegen der Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030. Um die Ernährung der Menschheit auch zukünftig zu sichern, ist eine ressourcenschonende und nachhaltige Agrarwirtschaft dringend notwendig. Sowohl das Pflanzenwachstum als auch der Zustand des Bodenökosystems sind stark von dem Zusammenspiel von Pflanzenwurzel, weiteren Bodenorganismen und dem Boden selbst abhängig. Diese Lebenswelt, die sogenannte Rhizosphäre, steht im Fokus einer neuen Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Schlüsselprozesse im Boden erforschen
Die Rhizosphäre ist ein Hotspot der biologischen Aktivität und der Stoffumsätze im Boden. Das Forschungsvorhaben mit dem Titel „Pflanzenwurzeln und Bodenökosysteme: Bedeutung der Rhizosphäre für die Bioökonomie“ hat das Ziel, das Wissen um relevante biologische Schlüsselprozesse in der Lebenswelt Wurzel zu erweitern und mittels dieser Kenntnisse künftig das Wachstum und die Gesundheit von Pflanzen und somit die Leistungsfähigkeit von Bodenökosystemen langfristig positiv zu beeinflussen. Neben der Erhöhung der Bodenproduktivität und der Abwehr von Schädlingen soll das Prozessverständnis dazu dienen, die Widerstandskraft gegenüber abiotischem Stress wie Umwelteinflüssen zu verbessern und den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft zu reduzieren.
Interaktion von Pflanzenwurzeln und Boden im Blick
Die Interaktion zwischen Pflanzenwurzeln und deren unmittelbarer Umwelt ist ein solcher biologischer Schlüsselprozess. Das Verständnis und die gezielte Beeinflussung von Prozessen in der Rhizosphäre sind ein vielversprechender Ansatz, um künftig zu einer ressourcen- und wasserschonenderen, umweltfreundlichen und zugleich hochproduktiven Bodenbewirtschaftung zu kommen. Im Rahmen des neuen Forschungsvorhabens werden daher vor allem Projekte gefördert, die zu einem besseren Verständnis der komplexen Dreierbeziehung von Pflanzen, Bodenorganismen und Böden beitragen.
Zur BMBF-Ausschreibung
Mehr Informationen zur Fördermaßnahme „Pflanzenwurzeln und Bodenökosysteme: Bedeutung der Rhizosphäre für die Bioökonomie“ finden Sie hier.
Die Fördermaßnahme richtet sich an Akteure der Boden- und Agrarwissenschaften, der Bodenmikrobiologie, der Pflanzenzüchtung, der Tierökologie, des Pflanzenbaus, der Pflanzenernährung, der Bioinformatik, der Modellierung, der Phänotypisierung sowie Dauerfeldversuchsbetreiber. Mithilfe moderner Technologien (Omics-Technologien, bildgebende Verfahren, stabile Isotopenmarkierung und Modellierung) sollen interdisziplinäre Forschungsverbünde relevante Forschungsfragen zum Thema Pflanzenwurzeln und Bodenökosysteme bearbeiten. Mittel- bis langfristig sollten die Ergebnisse in innovative Produkte und Dienstleistungen münden. Gefragt sind etwa Forschungsansätze, die Kommunikationsprozesse an der Wurzel zwischen Mikroorganismen oder von der Pflanze zu Mikroorganismen beleuchten. Auch wie sich der Lebensraum Wurzel an biotischen oder abiotischen Stress anpasst, ist ein förderrelevanter Forschungsansatz. Dazu zählen auch die nähere Erforschung des Wurzelmikrobioms und Ansätze wie die gezielte biotechnologische Etablierung von Wurzel-Nutzorganismen-Symbiosen.
Interdisziplinäre Forschungsarbeit gefördert
Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden interdisziplinäre Verbünde gefördert, die relevante Forschungsfragen zum Thema Pflanzenwurzeln und Bodenökosysteme bearbeiten. Die Laufzeit der Förderung beträgt zunächst vier Jahre, wobei nach drei Jahren über eine Verlängerung der Förderung um bis zu weitere 36 Monate entschieden wird. Antragsberechtigt sind neben Hochschulen und außerhochschulischen Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihren Sitz in der EU haben. Interessenten können ihre Projektskizzen bis 3. Dezember 2018 über das Förderportal des Bundes, easy-Online, einreichen. Mit der Abwicklung der Fördermaßnahme wurde der Projektträger Jülich beauftragt. Ansprechpartner sind Claudia Carduck und Christiane Saeglitz.