Boden im Fokus der Forscher
Was kann Bodenforschung für eine nachhaltige Bioökonomie leisten? Antworten darauf liefert das Netzwerk BonaRes, das nun zu einer internationalen Konferenz geladen hat.
Rund 300 Bodenforscher sind vom 26. bis 28. Februar in Berlin zusammengekommen, um sich über neueste Erkenntnisse zum Thema Boden auszutauschen. Vor allem aktuelle Ergebnisse aus den zehn Projekten des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Bodenforschungsnetzwerks BonaRes - Boden als nachhaltige Ressource für die Bioökonomie standen im Fokus der dreitägigen Konferenz. Bislang sind 42 Mio. Euro in die Initiative geflossen, bis zu 100 Mio. Euro sollen es bis zum Jahr 2019 sein.
Komplexe Themen brauchen systemischen Ansatz
Zum Auftakt der Veranstaltung zog Andrea Noske, Referatsleiterin Bioökonomie im BMBF, ein erstes Fazit der ersten dreijährigen Förderphase. „Die Evaluation durch internationale Gutachter ist sehr positiv ausgefallen und alle Projekte können in die zweite Phase übergehen“, berichtete sie in Berlin. Mit der Förderung wächst auch die Hoffnung, auf diese Weise eine wichtige Basis für den weiteren Ausbau der Bioökonomie zu schaffen. Noske dazu: „Wir brauchen einen systemischen Ansatz zur Erforschung der Bodenfunktionalitäten, um die Komplexität des Bodens und seines Einflusses auf das Ökosystem zu verstehen.“
Das Forschungsnetzwerk BonaRes
Insgesamt 10 Verbundprojekte und das BonaRes-Zentrum werden im Rahmen von BonaRes durch das BMBF gefördert.
Alle Infos zur Förderinitiative: www.bonares.de
Neue Fördermaßnahme und europäische Initiativen
Darüber hinaus stellte Noske für den Herbst eine weitere BMBF-Fördermaßnahme in Aussicht, die sich dem Einfluss des Bodenmikrobioms sowie des Wurzelwerks von Pflanzen widmen soll. Auch über eine neue europäische Initiative unter dem Dach von Horizon 2020 wurde berichtet: die „European Joint Programming on agricultural soil management“-Initiative soll im Herbst 2018 starten. Von deutscher Seite sind hier nicht nur das BMBF, sondern auch das Bundeslandwirtschaftministerium an Bord.
Mit Blick auf BonaRes und die auch auf der Konferenz sichtbar wachsende Bodenforschungs-Community zog auch Koordinator Hans-Jörg Vogel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle ein positives Fazit. Einst war das Treffen als Statusmeeting der Förderinitiative initiiert worden, nun sei eine internationale Konferenz etabliert worden. „Gerade beim Thema Boden ist es von großer Bedeutung, viele Experten aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenzubringen“, so Vogel.
Das Programm der Konferenz war dicht bestückt mit Keynote-Vorträgen und parallelen Sessions zum aktuellen Status der BonaRes-Projekte. Mehr Infos zur Konferenz: www.bonares2018.de
Den Auftakt des wissenschaftlichen Programms bildete am ersten Tag der Keynote-Vortrag des britischen Bodenforschers Richard Bardgett von der University of Manchester. Im Anschluss konnten sich die Teilnehmer in drei parallelen Sessions über den aktuellen Status der zehn BonaRes-Projekte sowie des BonaRes-Zentrums informieren.
Wie die Digitalisierung der Bodenforschung hilft
Eine dieser Sessions rückte beispielsweise digitale Technologien und modernste Messtechnik in den Mittelpunkt. Themen wie eine sensor-basierte Bodenkartierung, Modelierungsansätze und software-gestützte Bodenmanagement-Systeme standen auf der Agenda. „Die vierte industrielle Revolution stellt uns auch in der Landwirtschaft vor neue und große Herausforderungen: denn die Landwirtschaft 4.0 basiert auf Daten“, betonte Cornelia Weltzien vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in ihrer Einführung in die Session (zum Porträt - hier klicken). Um ein möglichst komplettes Bild des komplexen Bodensystems zu erhalten, könnten laut Weltzien gar nicht genug Sensoren an landwirtschaftlichen Maschinen angebracht werden. Die Herausforderung für die Wissenschaftler besteht nun darin, die über verschiedenste digitale Systeme gesammelten Daten zu speichern und für die Landwirte abrufbar zu gestalten. Am ATB wurde hierfür im Rahmen des BonaRes-Projektes I4S eine neue Bodensensorplattform entwickelt. Damit soll die Vielfalt der landwirtschaftlichen Böden über verschiedene Parameter erfasst und analysiert werden. Die Ergebnisse liefern den Landwirten dann eine Entscheidungshilfe dafür, wie die Nährstoff- oder Wasserzufuhr erfolgen kann.
Das Dossier "Boden – Basis für eine nachhaltiges Wirtschaften" liefert einen Überblick über die wichtigsten Aspekte der Bodenforschung.
Die Vision der Forscher ist klar: Die Sensoren, die heute noch die Bodenbeschaffenheit überprüfen, sollen morgen schon zu einem Assistenzsystem für die Landwirtschaft werden. Einen solchen Ansatz verfolgt auch Stefan Pätzold von der Universität Bonn. Er arbeitet daran, die Beschaffenheit der verschiedenen Böden in Deutschland mittels mobiler Gammaspektroskopie zu analysieren. Denn wenn die Bauern die genaue Bodenbeschaffenheit kennen, können sie entsprechend angepasst die jeweils am besten geeigneten Pflanzen auswählen und Düngestrategien festlegen.
Intelligente Systeme für einen gesunden Boden
Maike Siekmann und Marco Lorenz, beide vom Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig, stellten ihre Ergebnisse zu dem interdisziplinären Forschungsprojekt SOILAssist vor. Das BonaRes-Projekt befasst sich mit dem landwirtschaftlichen Bodenschutz bei der Befahrung von Ackerflächen und verfolgt das Ziel, negative Veränderungen der Bodenstruktur und -funktionalität frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. „Je nach Beladung kann eine landwirtschaftliche Maschine bis zu 50 cm tief im Boden Schäden anrichten“, erläuterte Siekmann. Dadurch wird das komplexe System Boden so stark gestört, dass auch die nächste Ernte negativ beeinflusst werden kann. Durch intelligente Systeme und angepasstes Management sollen in Zukunft Bodenschäden vermieden und ein gesunder Bodenzustand ermöglicht werden.
sw/jmr