Klimawandel macht Holz leichter

Klimawandel macht Holz leichter

Heimische Bäume wachsen immer schneller, doch das Holz verliert auch an Gewicht, wie Münchner Waldforscher herausfanden.

Waldwachskundler aus München fanden heraus, dass Bäume wie Buchen zwar schneller wachsen, dass Holz aber auch leichter ist.
Waldwachskundler aus München fanden heraus, dass das Holz traditioneller Bäume wie Buchen immer leichter wird.

Holz ist ein vielseitiger Rohstoff, der von jeher sowohl stofflich als auch energetisch genutzt wird. Gerade die Bioökonomie setzt auf die heimische Ressource als Alternative zu fossilen Rohstoffen, um die Vision einer nachhaltigen Wirtschaft zu realisieren. Münchner Wissenschaftler präsentieren nun eine Studie, die verdeutlicht, wie der Rohstoff durch den Klimawandel unter Druck gerät. 

Jahresringe verraten Gewicht des Holzes

Die Experten für Waldwachstumskunde der Technischen Universität München (TUM) haben dafür Holzproben von Bäumen aus dem ältesten Waldversuchsgebiet in Europa genommen. Das Versuchsfeld ist 150 Jahre alt und wurde zur Zeit der TUM-Gründung angelegt. Von mehreren hundert Fichten, Eichen, Buchen und Kiefern untersuchte das Team um Hans Pretzsch vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan mithilfe eines Hightech-Analyseverfahrens jeden einzelnen Jahresring – insgesamt 30.000. Die Hochfrequenzsonde tastete dabei jede Probe in Hundertstelmillimeterschritten ab. „Damit messen wir das spezifische Gewicht des Holzes in einer Genauigkeit und Auflösung, die bis vor Kurzem nicht denkbar war“, sagt Pretzsch. 

Hochfrequenzsonde der LIGNOSTATION: In Hundertstelmillimeterschritten wird die Holzprobe abgetastet. 

Hochfrequenzsonde der LIGNOSTATION:  Jede Holzprobe wird in Hundertstelmillimeterschritten abgetastet.

Mehr Wachstum, aber weniger Substanz

Das Ergebnis dieser präzisen Holzproben-Untersuchung: Die Bäume wachsen seit 1900 immer schneller. Das heißt auch, dass die Bäume mehr Kohlendioxid im Holz speichern und damit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Treibhausgases leisten. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn wie die Forscher in den Fachjournalen „Forest Ecology and Management“ sowie „Scientific Reports“ berichten, wird das Holz gleichzeitig von Jahr zu Jahr immer leichter. Seit Beginn der Beobachtungen 1900 verlor das Holz der Bäume um acht bis zwölf Prozent Gewicht, während das Volumenwachstum der Bäume in Mitteleuropa zur gleichen Zeit um 29 bis 100 Prozent zulegte. 
Der Klimawandel lässt Bäume demnach zwar schneller wachsen, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass das Holz leichter wird.

Stabilität und Brennwert sinken

Die Studie belegt also, dass zwar das Volumen des Holzes zunimmt, aber seit Jahrzehnten an Substanz, also Holzdichte verliert. Wenn Holz an Gewicht verliert, ist es auch weniger stabil und hat einen geringeren Brennwert. Darauf sind jedoch viele Gewerke von Möbelbau bis hin zu Energieunternehmen angewiesen. Hinzukommt, dass Bäume mit weniger stabilem Holz anfälliger für Unwetter sind. 

Kohlenstoffbindung wird überschätzt

Als Ursachen für den Gewichtsabbau der Hölzer sehen die Forscher zum einen den durch den Klimawandel bedingten langfristigen Temperaturanstieg und die damit verbundene längere Vegetationszeit. Ein zweiter Punkt ist die erhöhte Stickstoffbelastung durch Landwirtschaft, Verkehr und Industrie. Dafür sprechen der Studie zufolge der Rückgang der Spätholzdichte sowie eine Zunahme des Frühholzanteils in den Jahresringen.
 Die wichtigste Botschaft ist jedoch, dass das Potenzial der Wälder hinsichtlich der Kohlenstofffixierung überschätzt wird. „Immer noch führt das beschleunigte Wachstum auch zu einem Mehr an Kohlenstoffbindung. Auf die Wälder von Mitteleuropa hochgerechnet liegt aber die traditionelle Schätzung um zehn Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr zu hoch“, betont Pretzsch.

bb