Mehr Holz durch Artenvielfalt

Mehr Holz durch Artenvielfalt

Bäume, die in artenreicher Nachbarschaft leben, wachsen schneller und produzieren mehr Holz, wie europäische und chinesische Biodiversitäts-Forscher berichten.

Im Biodiversitäts-Experiment („BEF-China“) untersuchen Forscher seit zehn Jahren, wie die Vielfalt an Baumarten das Zusammenleben und das Wachstum der Bäume beeinflusst.
Im Biodiversitäts-Experiment („BEF-China“) untersuchen Forscher seit zehn Jahren, wie die Vielfalt an Baumarten das Zusammenleben und das Wachstum der Bäume beeinflusst.

Bäume konkurrieren bekannterweise mit anderen Arten um Licht, Wasser und Nährstoffe. Aber nicht nur. Daneben ist ihr Zusammenleben auch auf Gemeinsamkeit und gegenseitige Hilfe ausgerichtet, wie eine aktuelle Studie im Fachjournal „Nature Communications“ zeigt. Darin berichten Forscher aus Europa und China von den Ergebnissen des langjährigen Biodiversitäts-Experiments „BEF-China“. An dem Projekt „Biodiversity-Ecosystem Functioning“ sind Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg, der Technischen Universität Dresden, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und der Beijing Forestry University in Peking beteiligt.

Zusammenleben der Bäume im Blick

Im Rahmen des Experiments untersuchen Forscher seit 2008, wie die Vielfalt an Bäumen und Sträuchern deren Zusammenleben und  Wachstum und damit Ökosystemfunktionen und -dienstleistungen beeinflusst. Dafür wurden im Osten Chinas auf einer Fläche von rund 50 Hektar über 400.000 Bäume und Sträucher gepflanzt, darunter auch 42 heimische Baumarten. Mittlerweile habe viele Bäume Höhen von 10 bis 15 Metern erreicht und ein teils dicht geschlossenes Kronendach entwickelt.

Höhere Produktivität durch Artenreichtum

Der Studie zufolge beweisen die Untersuchungen eindeutig, dass Bäume in artenreicher Nachbarschaft deutlich besser wachsen als in Monokulturen. Zugleich produzieren sie mehr Holz als solche, die von gleichen Arten umgeben sind. „Besonders beeindruckt hat uns, dass die Wechselbeziehungen eines Baumes mit seinen unmittelbaren Nachbarn zugleich auch eine wesentlich höhere Produktivität von Waldbeständen hervorrufen“, berichtet der Waldökologe Andreas Fichtner von der Leuphana Universität. Die Forscher sind überzeugt, dass das „Miteinander benachbarter Bäume“ zu über 50% die höhere Produktivität eines Waldbestandes erklärt.

Biodiversitätsschutz von sozio-ökonomischer Bedeutung

Die Artenvielfalt eines Waldes sowie das Miteinander der Bäume hat demnach erheblichen Einfluss auf die Leistung der Waldökosysteme. Doch warum ist das so? Eine Antwort darauf liefert das Forscherteam mit der Studie. Zum einen können durch den Artenreichtum konkurrierende Bäume in der Nachbarschaft zurückgedrängt werden. Durch eine Verbesserung des Mikroklimas oder die gemeinsame Nutzung von Bodenpilzen helfen sich die verschiedenen Arten aber auch gegenseitig beim Wachsen. Die Ergebnisse des Biodiversitäts-Experiments machen ein weiteres Mal deutlich, wie wichtig die Artenvielfalt für das Ökosystem Wald an sich und für den Wald als Dienstleister des Menschen ist. „Dies sollte uns klar machen, dass Biodiversitätsschutz keineswegs ein rein ökologisches oder ethisches Anliegen ist, sondern längst zu einer sozio-ökonomischen Notwendigkeit geworden ist“, erklärt Andreas Fichtner.

Milliarden Verluste durch Artenschwund

Münchner Forscher hatten 2016 errechnet, wie hoch der Verlust für die Waldwirtschaft wäre, wenn die Artenvielfalt im Wald weiter zurückgeht. Das Ergebnis: Bei einem Artenrückgang von 99% würde auch der Ertrag sinken, was einen jährlichen Wertverlust von bis zu 490 Mrd. US-Dollar bedeuten würde.

bb