Feuchtökosysteme sind wichtige Kohlenstoffspeicher
Eine neue Studie unterstreicht die Bedeutung des Schutzes von Mooren und Co. für den Klimaschutz.
Die natürliche Speicherung von Kohlendioxid in Form von Biomasse und Bodenablagerungen gilt als ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg zur Klimaneutralität. Eine besondere Bedeutung kommt dabei Feuchtgebieten zu, wie jetzt eine Studie im Wissenschaftsjournal „Science“ dokumentiert: Demnach speichern Feuchtgebiete pro Quadratmeter fünfmal mehr Kohlenstoff als Wälder und sogar 500-mal mehr als Ozeane. Das internationale Team, zu dem die Universität Greifswald gehört, kommt zu dem Ergebnis, dass in Mooren, Salzwiesen, Mangrovenwäldern und Seegraswiesen rund ein Fünftel allen Kohlenstoffs der weltweiten Ökosysteme gebunden ist – obwohl diese Feuchtgebiete nur ein Hundertstel der Erdoberfläche ausmachen.
Pflanzenreste werden nur langsam abgebaut
Ursächlich dafür scheint das enge Wechselspiel zwischen Pflanzen und Böden zu sein, das sich sowohl bei Hochmooren als auch bei Niedermooren findet. Auf Hochmooren beispielsweise wachsen Torfmoose – eine Kombination, die viel Regenwasser speichert und so das Mooswachstum begünstigt. Sterben Moospflanzen ab, sinken sie in eine bis zu zehn Meter tief mit Wasser gesättigte Schicht, in der die toten Pflanzenkomponenten kaum abgebaut werden. Ohne diese Wassersättigung würde der Kohlenstoff der Pflanzenreste in Form von Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt. So jedoch bleibt er lange Zeit gespeichert.
Ähnliches gilt für Niedermoore. Die Wurzelmatten der dortigen Pflanzen halten abgestorbene Pflanzenteile fest und verwenden diese als Nährstoffquelle, um besser wachsen zu können. Auch hier verweilen die Pflanzenreste und mit ihnen der Kohlenstoff lange in einer dicken, nassen Erdschicht, ohne dass viel Kohlenstoff als CO2 in die Atmosphäre gelangt.
Jährlich zerstört der Mensch 1% der Feuchtökosysteme
„Unsere Studie zeigt, dass Moore mengenmäßig – nach den Ozeanen, aber auf viel geringerer Fläche – die wichtigsten Kohlenstoff speichernden Ökosysteme der Welt sind“, resümiert Hans Joosten, Moorkundler an der Universität Greifswald. Deshalb sei es entscheidend, die noch gut erhaltenen Moore streng zu schützen und die entwässerten, degradierten Moore möglichst schnell wiederzuvernässen und zu restaurieren. Diesbezüglich zeigt sich Joosten optimistisch: „Die gute Nachricht ist, dass wir immer besser wissen, wie wir das großflächig machen sollen.“ Bislang jedoch zerstören menschliche Eingriffe wie Entwässerung, Urbarmachung und Umweltverschmutzung jährlich etwa ein Prozent der weltweiten Feuchtökosysteme und verursachen so rund fünf Prozent aller CO2-Emissionen.
bl