Mit Paludikultur alte Moore wiederbeleben

Mit Paludikultur alte Moore wiederbeleben

In einem auf zehn Jahre angelegten Großversuch will das Landesamt für Umwelt (LfU) Brandenburg gemeinsam mit ATB-Forschenden Wege zu einer nachhaltigen Nutzung wiedervernässter Moore aufzeigen.

Biomassenutzung auf wiedervernässten Flächen
Biomassenutzung auf wiedervernässten Flächen

Jahrzehntelang wurden Moore gezielt zur Landgewinnung trockengelegt. Nur etwa fünf Prozent der Landfläche Deutschlands sind noch Moore. Mit der Trockenlegung wurde nicht nur der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere zerstört, sondern auch ein wichtiger CO2-Speicher. Bund und Länder haben sich daher im vergangenen Jahr darauf verständigt, mehr als 330 Mio. Euro in den kommenden Jahren in Projekte zum Moorbodenschutz zu investieren. Dabei geht es vor allem um die großflächige Wiedervernässung entwässerter Moore. Im Rahmen des Projektes BluMo wollen Forschende vom Landesamt für Umwelt (LfU) Brandenburg und vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) nun im Land Brandenburg eine Fläche von 750 Hektar renaturieren und zugleich nachhaltige Lösungen zur Bewirtschaftung entwickeln.

Wiedervernässte Moore nachhaltig nutzen

Im Projekt geht es um die Umstellung einst landwirtschaftlich genutzter Flächen auf eine moorschonende und moorerhaltende Bewirtschaftung durch Paludikultur. Dafür sollen auf wiedervernässten Mooren neue Pflanzenarten wie Schilf, Seggen, Rohrglanzgras oder Gehölze wie die Schwarzerle angebaut werden. Mit dem Anbau dieser Pflanzen betritt das Projektteam Neuland. „Im Projekt ‚BluMo ‘wollen wir zeigen, dass nicht nur ein Wiedervernässen dieser Flächen machbar ist, sondern auch, dass sich diese Flächen zukünftig nachhaltig nutzen lassen. Hierfür werden wir in ‚BluMo‘ gemeinsam mit der Landwirtschaft die erforderlichen Verfahren entwickeln“, erläutert ATB-Wissenschaftler Ralf Pecenka.

Wertschöpfungskette zur Nutzung von Paludibiomasse

Zugleich geht es darum aufzuzeigen, wie die Paludibiomasse schließlich wirtschaftlich verwertet werden kann. Dafür sollen in den kommenden Jahren Lösungen für regionale Wertschöpfungsketten etwa zur Nutzung von Pflanzenfasern für Papierprodukte, Dämmstoffe oder Torfersatzstoffe erarbeitet und damit Landwirten Impulse für ein Umdenken bei der Bewirtschaftung der Moore gegeben werden. „Unser Ziel ist es, Verfahren zur Herstellung von Fasern aus Paludibiomasse für Torfersatz, Einstreupellets oder Plattenwerkstoffe zu entwickeln“, so Pecenka.

Einrichtung einer Beratungsstelle im Rhinluch

Neben Verwertungsoptionen will das BluMo-Team auch etablierte Bewirtschaftungsverfahren anpassen sowie neue moorangepasste Bearbeitungstechniken entwickeln. Im Rhinluch, dem zweitgrößten Moor Brandenburgs, soll zudem eine Beratungsstelle für nasse Moorbewirtschaftung und Biomasseverwertung eingerichtet werden.

Brandenburg verfügt derzeit über 165.000 Hektar Niedermoorflächen. Um die Klimaziele bis 2030 zu realisieren, sollen jährlich 700.000 Tonnen CO2-Äquivalente über den Moorbodenschutz eingespart werden. Das Projekt „Brandenburgs Luchgebiete klimaschonend bewahren – Initiierung einer moorerhaltenden Stauhaltung und Bewirtschaftung (BluMo)“ wird vom Landesamt für Umwelt Brandenburg koordiniert und ist eines von vier Pilotvorhaben zum Moorbodenschutz, die das Bundesumweltministerium mit insgesamt 48 Mio. Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren fördert. Erste Lösungen will das Projektteam 2027 präsentieren.

bb