Moore für den Schilfanbau fit machen

Moore für den Schilfanbau fit machen

Forscher entwickeln neue Nutzungskonzepte zur Bewirtschaftung von Mooren, um deren Potenziale für die Landwirtschaft nutzbar zu machen.

Nur 5% der Fläche Deutschlands sind Moore. (im Bild: Niedermoor im Peenetal bei Gützkow)

Reetgedeckte Häuser sind ein typisches Markenzeichen für Norddeutschland. Doch Schilfrohre eignen sich nicht nur zur Dachdeckung. Auch als Dämmmaterial in Verbindung mit Lehm gewinnt der Rohstoff an Bedeutung. Längst ist das Bauen mit natürlichen Materialien wie Schilf ein Trend. Doch der Bedarf kann mit heimischen Vorkommen nicht mehr gedeckt werden. „80% bis 90% des in Deutschland genutzten Dachreets werden importiert“, sagt Friedrich Birr von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE).

Der Grund: In Deutschland gibt es neben Mecklenburg-Vorpommern nur wenige Regionen, in denen noch Schilf angebaut wird. Jahrzehntelang wurden Moore gezielt zur Landgewinnung trockengelegt.  Ein Forscherteam um Friedrich Birr will das ändern. Gemeinsam mit Partnern aus Landwirtschaft, Politik und Naturschutz wollen die Wissenschaftler die Feuchtgebiete wieder nutzbar machen und der Landwirtschaft so eine zuverlässige Einnahmequelle schaffen.

Moore nachhaltig bewirtschaften

„Aus Klimaschutzgründen wollen wir die Moore wieder nass machen und weiter nutzen, damit gezielt Schilf angebaut werden kann“, erklärt Birr im Gespräch mit bioökonomie.de. Den Klimawandel im Blick will das Team ein Umdenken bei der Bewirtschaftung der Moore bewirken und nachhaltige Lösungen entwickeln. Im Rahmen des Projektes „Klimaschonende, biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung von Niedermoorböden (KLIBB)“ sollen neben Hinweisen für die Bewirtschaftung auch naturschutzfachliche Leitlinien erarbeitet werden, die es ermöglichen, nachhaltige Nutzungskonzepte zu entwerfen. Dazu braucht man auch neue Maschinen, die die Böden schonen", erklärt Birr.

Mit Schilfanbau Torfbildung ankurbeln

Etwa fünf Prozent der Landfläche Deutschlands sind Moore. Mit der Trockenlegung wurde nicht nur der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere zerstört, sondern auch ein wichtiger CO2-Speicher. „Weltweit ist in ihnen doppelt so viel Kohlenstoff gebunden wie in allen Wäldern“, sagt Birr. Das Problem: Die Torfschicht, in der Kohlenstoff gebunden wird, wächst nur sehr langsam nach – lediglich einen Millimeter pro Jahr. „Pflanzen wie Schilf bilden potenziell Torf", erklärt Birr. Die Forscher hoffen, dass der Schilfanbau die Torfbildung ankurbelt und so die CO2-Speicher im Feuchtgebiet wieder aktiviert.

Das KLIBB-Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) bis Oktober 2019 mit insgesamt 215.000 Euro gefördert. Daran beteiligt sind neben der HNEE Forscher der Universität Greifswald, der Humboldt-Universität zu Berlin und des Albrecht-Daniel-Thaer-Instituts für Agrar- und Gartenbauwissenschaften.

bb