Effekte der Ernährungswende für die Landwirtschaft

Effekte der Ernährungswende für die Landwirtschaft

Für eine weitestgehend pflanzliche Ernährung würden 40% weniger Ackerflächen benötigt und Treibhausgasemissionen drastisch reduziert. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Öko-Instituts.

pflanzliche Ernährung aus Gemüse, Obst und Nüssen
Eine pflanzenbasierte Ernährung kann einen wesentlichen Beitrag zur Klimaneutralität leisten.

Die Sicherung der Ernährung ist die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft. Gleichzeitig ist die Branche für einen Großteil der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich, die vor allem auf die Tierhaltung zurückgehen. Hinzu kommt der Verlust der biologischen Vielfalt durch Monokulturen und Düngepraxis. Fachleute plädieren seit langem für ein Umdenken beim Fleischkonsum. Doch welche Auswirkungen hätte ein weitestgehender Verzicht auf Schnitzel, Steak und Co. für den Landwirtschaftssektor in Deutschland? Das haben Forschende vom Institut für angewandte Ökologie im Auftrag von Greenpeace in einer Studie untersucht.

Ernährungswandel verändert Agrarproduktion

Basis der Studie ist die „Planetary Health Diet“ der EAT Lancet Kommission von 2019, die Grundlagen für eine nachhaltige und gesunde Ernährung für eine wachsende Weltbevölkerung bis 2050 beschreibt. Deutschland müsste demnach den Fleischkonsum um 75% reduzieren und die Menschen dafür doppelt so viel Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte essen. Solch ein grundsätzlicher Wandel des Ernährungssystems würde die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten, aber auch die Agrarproduktion stark verändern, wie die Studie des Öko-Instituts zeigt.

Ackerflächen anders nutzen

Zum einen würde sich auf Grund der gesunkenen Nachfrage der Tierbestand drastisch verringern, aber die Nachfrage nach pflanzlichen Produkten stark steigen. Das wiederum würde sich auf die Nutzung der Ackerflächen auswirken. Der Studie zufolge könnten durch eine fleisch- und milchreduzierte Ernährung insgesamt 40% der heutigen landwirtschaftlichen Fläche anderweitig genutzt werden. Für die Ernährung würden nur noch 56% der heute genutzten Ackerfläche und 45% der Grünlandfläche benötigt.

75% weniger Treibhausgase

Im Rahmen der Studie werden zugleich Alternativen zur Nutzung der freigewordenen Flächen aufgezeigt. Diese könnten zum einen zum Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln für den Export genutzt werden und so weitere 70 Millionen Menschen versorgen. Aber auch Wälder könnten hier neu entstehen und somit neue Kohlenstoffsenken, die der Studie zufolge Treibhausgase in Höhe von rund 20 Millionen Tonnen entziehen würden. Durch einen weitestgehenden Fleischverzicht würde die Landwirtschaft rund drei Viertel der klimaschädlichen Treibhausgase einsparen. „Kohlenstoffspeicher oder Export von Lebensmitteln – in unserer Studie zeigen wir zwei Optionen für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft auf“, so Kirsten Wiegmann, Co-Autorin der Studie am Öko-Institut. „Welchen Weg wir einschlagen, ist eine gesellschaftliche Entscheidung, die von der Politik getroffen werden muss.“

Gesundes Essen fürs Klima
Auswirkungen der Planetary Health Diet auf den
Landwirtschaftssektor: Produktion, Klimaschutz, Agrarflächen

 

Ernährungswende auf die politische Agenda

Entgegen den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der EAT Lancet Commission werden aktuell jedoch noch zu viel tierische Lebensmittel konsumiert. „Nur wenn wir unsere Ernährung vorrangig auf pflanzliche Produkte umstellen, können wir die Treibhausgase der Landwirtschaft drastisch reduzieren und das Ziel der Treibhausgasneutralität für Deutschland überhaupt erreichen“, so Margarethe Scheffler, Expertin für nachhaltige Landwirtschaft am Öko-Institut. Daher sollte die Politik auch der Ernährungswende eine hohe Priorität auf der Agenda einräumen und dieses Handlungsfeld ambitioniert gestalten, heißt es in der Studie.

bb