Food-Innovationen als Motor der Ernährungsbranche

Food-Innovationen als Motor der Ernährungsbranche

Gesunde und nachhaltige Lebensmittel liegen im Trend. Vor allem Verbrauchererwartungen sind ein Motor für Food-Innovationen, wie der 2. Deutsche Innovationsreport Food zeigt.

Gesunde und nachhaltige Lebensmittel präsentierte das Wissenschaftsjahr Bioökonomie auf der Grünen Woche 2020 in Berlin.
Eine Auswahl gesunder und nachhaltiger Lebensmittel präsentierte das Wissenschaftsjahr Bioökonomie auf der Grünen Woche 2020 in Berlin.

Das zweite Mal in Folge hat das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik e.V. – DIL zusammen mit der Kommunikationsberatung Engel & Zimmermann Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft zu ihren Innovationsstrategien befragt. Im nunmehr 2. Deutschen Innovationsreport Food 2021 kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die deutsche Lebensmittelwirtschaft mit innovativen Produkten und Prozessen „einen unverzichtbaren Beitrag leistet, um die Ernährung gesünder und nachhaltiger zu machen“. An der Umfrage nahmen insgesamt 111 deutsche Unternehmen teil, die Lebensmittel und Getränke herstellen, darunter erstmals auch Start-ups.

Der Umfrage zufolge haben in den vergangenen drei Jahren 83 % der Befragten in Produktinnovationen und 49 % in Prozessinnovationen investiert. 50 % der Unternehmen gaben an, nachhaltige beziehungsweise umweltfreundliche Verpackungen eingeführt zu haben, 30 % setzen dabei bereits ausschließlich auf nachhaltige Rohstoffe. Ein wesentlicher Treiber für Food-Innovationen sind die Erwartungen der Verbraucher.

Start-ups sind etwas aktiver und mutiger

Der Umweltnutzen der Verbraucher hat jedoch bei Start-ups einen höheren Stellenwert als bei etablierten Unternehmen: Von Start-ups eingeführte Innovationen ermöglichen in 43 % der Fälle das Recycling der Lebensmittelverpackung. Auch die Haltbarkeit der Produkte sowie die Abfallvermeidung und der gesundheitliche Nutzen stehen bei Jungunternehmen eher im Fokus. Zudem zeigt die Befragung, dass Start-ups bei der Entwicklung gesunder Produkte etwas aktiver als etablierte Unternehmen sind. „Viele Unternehmen kooperieren in der Entwicklung von Produktinnovationen und neuer technologischer Prozesse bereits mit Start-ups, Universitäten und anderen staatlichen Einrichtungen. Diese fruchtbare Zusammenarbeit sollte in Zukunft von politischer Seite zur Stärkung des Forschungsstandortes Deutschland forciert werden”, sagt Volker Heinz, CEO des DIL.

Gerade bei der Entwicklung neuer gesunder Lebensmittel kommt es auf Innovationen an. Doch was verbinden Unternehmen mit Innovationen? Der Studie zufolge tragen solche Neuerungen zu 90 % dazu bei, CO2-Emissionen zu reduzieren, 84 % wollen Material- und Wasserverbrauch und 82 % den Energieverbrauch drosseln. Gründe, in nachhaltige, umweltbezogene Innovationen zu investieren, sind aber auch aktuelle oder künftige gesetzliche Vorgaben, steigende Energie- und Rohstoffkosten sowie eine Imageverbesserung der Unternehmen.

Immer mehr Unternehmen setzen Kimawandel auf die Agenda

Die Befragung zeigt auch, dass für Unternehmen das Thema Klimawandel immer häufiger in den Fokus der Innovationsstrategie rückt. Auch hier ist es der Wunsch der Verbraucher, der Unternehmen motiviert, das Thema auf die Agenda zu setzen. Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen haben der Studie zufolge bereits Lösungen entwickelt.

2. Deutscher Innovationsreport Food 2021

Weitere Informationen zur Umfrage sind auf der Webseite "Deutscher Innovationsreport Food 2021" zu finden.

Kommunikation von Food-Innovationen meist unproblematisch

Ein zweiter wichtiger Aspekt der Studie war die Kommunikation von Food-Innovationen. Hier wurden die Unternehmen zu möglichen Problemen hinsichtlich wichtiger Produktversprechen befragt. In puncto Reduzierung von Zucker, Verzicht auf Farbstoffe oder Kennzeichnungen wie “vegan” oder “low carb” haben die meisten Unternehmen keine kommunikativen Probleme. Anders sieht es bei der Deklaration als “Klimaneutrales Produkt” aus. Hier sieht die Hälfte der Befragten Schwierigkeiten bei der Kommunikation. Dennoch wollen 44 % der befragten Unternehmen künftig Aussagen zur Klimaneutralität ihrer Produkte machen. „Versprechen zur Klimaneutralität von Produkten nehmen inflationäre Formen an. Darunter finden sich genügend Beispiele, die Angriffspunkte bieten. Umso wichtiger ist deshalb eine intelligente und vorausschauende Produkt-Kommunikation”, so Frank Schroedter, Geschäftsführer und Partner von Engel & Zimmermann.

Doch welche Rolle spielt der Handel bei der Kommunikation von Food-Innovationen? Die Hälfte der Unternehmen befürchtet, dass ihre Innovationen beim Handel nicht auf Interesse stoßen könnten. Gerade bei der Kommunikation von Innovationen zeigte sich, dass Start-ups etwas mutiger sind – gerade, wenn es um öffentliche Kritik geht. Die Corona-Pandemie hat dagegen kaum Einfluss auf die Kommunikationsstrategien der Unternehmen gehabt, wie die Umfrage zeigt.  

Autoren fordern leichteren Zugriff auf EU-Förderbudget

Auch die Ernährungswirtschaft ist auf Fördermittel angewiesene, um Innovationen voranzutreiben. Der Studie zufolge erfolgt die Förderung hier in der Regel über nationale und regionale Programme. Fördermittel aus dem EU-Programm Horizon 2020 werden hingegen eher selten beansprucht. Damit werde „eine große Chance vertan, um die Lebensmittelproduktion in Deutschland nachhaltiger zu machen“, schreiben die Autoren und fordern von der Politik, mit „flankierenden Maßnahmen“ den Zugriff auf das europäische Förderbudget zu erleichtern“.

bb