Chemie-Rohstoffe aus der Algenfarm
Das Start-up MacroCarbon will auf Gran Canaria die Makroalge Sargassum in Algenfarmen züchten und Grundstoffe für die chemische Industrie liefern. Die Agentur für Sprunginnovationen SPRIND unterstützt das Projekt.
Algen haben viele Talente. Sie reinigen Abwässer, liefern wichtige Inhaltsstoffe für die Pharma- oder Kosmetikindustrie oder sie dienen als alternative Quelle für Treibstoffe. Neben ihrer Funktion als Rohstofflieferant können Algen aber vor allem eines: Für ihre Photosynthese binden sie große Mengen des Klimagases CO2.
Hier setzt die Arbeit des Start-ups MacroCarbon an – eine Ausgründung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und dem Unternehmen Carbonwave. MacroCarbon wird im Rahmen der zweiten Stufe der Carbon-to-Value Challenge bis September 2024 mit bis zu 2,3 Mio. Euro durch die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND unterstützt. 700.000 Euro waren in der ersten Förderphase geflossen.
Klimaschonende Grundstoffe für die chemische Industrie
Das Team um Gründerin und Geschäftsführerin Mar Fernández Méndez will Algenfarmen im Meer bauen und mit der Algenzucht die Rohstoffbasis zur Herstellung klimaschonender Grundstoffe für die chemische Industrie schaffen, die gleichzeitig Kohlenstoff langfristig speichern. Die Algen sollen nach der Ernte direkt verarbeitet werden. Damit will das Start-up zur Dekarbonisierung der chemischen Industrie beitragen. Bis 2040 sollen so 100 Millionen Tonnen und bis 2050 eine Gigatonne CO2-Kohlenstoff gebunden werden.
Anbau und die Verarbeitung von Sargassum-Algen
Im Fokus der Algenzucht stehen hier die Makroalgen Sargassum fluitans und Sargassum natans. Da beide Algen im subtropischen Atlantik sehr gut gedeihen, hat das neue Spin-off des AWI als Firmensitz Las Palmas auf Gran Canaria gewählt. Zugleich erhält die junge Firma hier einen Zugang zur Ozeanplattform Oceanic Platform of the Canary Islands, PLOCAN, die Großversuche und Tests von Pilotanlagen ermöglicht.
Alge bindet viel CO2
„MacroCarbon wird integrierte Lieferketten für den Anbau und die Verarbeitung von Sargassum-Algen entwickeln. Weil Sargassum selbst schwimmt, brauchen wir hierfür keine teuren, im Wasser aufzuspannende Langleinen. Zudem wächst die Alge schnell und gedeiht in vielen Regionen. Sie bindet sehr effizient CO2 durch natürliche Photosynthese“, erklärt die Meeresbiologin.
Kontrolliertes Aquafarming und Biomasseverwertung kombiniert
Das Team von MacroCarbon ist überzeugt, dass ihr Konzept sowohl ökologisch als auch ökonomisch große Chancen bietet. Die Kombination von kontrolliertem Aquafarming und der Verwertung der Algenbiomasse könnte beispielsweise auch eine Lösung für die aktuelle Algenflut sein, die im Golf von Mexiko auf die Küste von Florida zutreibt.
Das Konzept wurde ursprünglich im Rahmen des Vorhabens "C-CAUSE" (Chemical CArbon Utilization through Sargassum Economy) gemeinsam mit Forschenden des AWI, des GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sowie der jungen Unternehmen Seafields und Carbonwave und BASF entwickelt. Die Forschenden vom AWI werden das Jungunternehmen auch weiterhin unterstützen. Konkret werden sie ihr biologisches Prozessverständnis zur Überwachung von Kohlenstoffflüssen und der Umweltverträglichkeit beim Aufbau der Wertschöpfungskette einbringen.
Auch die Start-ups Seafields und Carbonwave wollen ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der Aquakultur einbringen. Parallel dazu steht das Team vom MacroCarbon in Kontakt mit Forschenden der BASF, um die Integration von Produkten aus der Algenzucht in bestehende und zukünftige Wertschöpfungsketten der chemischen Industrie voranzutreiben.
bb