Mehr Licht für bessere Meerestrauben
Die richtige Beleuchtung lässt die essbaren Algen doppelt so viele wertvolle Nährstoffe bilden.
An Land muss die Landwirtschaft aus Umwelt- und Klimaschutzgründen dringend nachhaltiger werden, im Wasser gelten viele Meeresregionen als überfischt. Doch der Nahrungsbedarf der Menschheit wird weiter steigen. Eine bislang nur wenig genutzte Quelle, die zugleich gesund und nachhaltig sein kann, sind Algen, zu denen Meerestrauben zählen. Forschende der Universität Bremen und des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) haben nun einen Weg entdeckt, deren Nährwert noch einmal deutlich zu steigern. Ihre Methode präsentieren sie im Fachjournal „Algal Research“.
So reich an Antioxidantien wie Granatapfelkerne
Meerestrauben stammen aus dem Indopazifik und werden seit den 1950er-Jahren in Aquakulturen gezüchtet, weil sie gut gemeinsam mit Fischen gedeihen. Ihren Namen haben die Meerestrauben von den grünen kleinen Kugeln, die sie bilden und die an einer Rispe hängen. Typisch für Meeresalgen ist ihr leicht salziger Geschmack. Im Mund zerplatzen die Kügelchen ähnlich wie Kaviar, weshalb sie auch „grüner Kaviar“ genannt werden. Wie die meisten Algen haben sie einen hohen Eiweißgehalt, weisen viele ungesättigte Fettsäuren auf und besitzen viele Mineralsalze, Vitamine und Spurenelemente.
Besonders macht die Meerestrauben jedoch ihr hoher Gehalt an Antioxidantien. Sind die Algen hoher Lichtstrahlung ausgesetzt, bilden sich in ihren Zellen freie Radikale, die dort Schaden anrichten. Zum Schutz dagegen erzeugt die Alge Antioxidantien wie Vitamin C und E, Betakarotin und Polyphenole. Alle diese Stoffe sind für die menschliche Gesundheit sehr wertvoll. Das Bremer Forschungsteam hat nun herausgefunden, dass die richtige Lichtbestrahlung dazu führt, dass die Meerestrauben ihren Gehalt an Antioxidantien mehr als verdoppeln. Damit sind sie hinsichtlich der Konzentration an Antioxidantien vergleichbar mit Granatapfelkernen.
Ökologisch interessante Co-Kultivierung mit Meerestieren
„Lichteinstrahlungen als günstiges und einfaches Mittel, um den Gehalt an Antioxidantien von Algen zu steigern, haben ein großes Potential“, resümiert Leibniz-Forscherin Lara Stuthmann. Auch für andere Algen sei diese Anwendung denkbar. Und dann ist da noch die Nachhaltigkeit: Werden die Algen mit den richtigen Meerestieren gemeinsam kultiviert, bilden sie einen natürlichen Kreislauf, in dem Futter- und Abfallreste optimal verwertet werden. Eine ebensolche Co-Kultivierung erprobt das ZMT derzeit in vietnamesischen Algenfarmen, wo Meerestrauben gemeinsam mit Garnelen oder Meeresschnecken gehalten werden.
Meerestrauben hätten jedoch noch weitere Vorteile, ergänzt Karin Springer von der Universität Bremen: „Das Besondere an Meerestrauben gegenüber den meisten anderen Makroalgen ist ihre Wuchsform und Konsistenz, die sie zu einem sehr angenehmen Gaumenerlebnis machen.“ Sie lassen sich zudem leicht vermehren und wachsen schnell. Springer äußert sich zuversichtlich: „Meerestrauben könnten als eine Quelle für Proteine, Antioxidantien und andere Nährstoffe deshalb auch einen Platz auf unserem deutschen Speiseplan finden.”
bl