Alte Fasern in neue Textilien verwandeln

Alte Fasern in neue Textilien verwandeln

Im Pilotprojekt DiTex setzt ein Forscherteam auf das Recycling von Stofffasern und auf intelligente Etiketten.

Die Fasern aus alten Handtüchern könnten künftig wieder zu neuen Handtüchern werden.
Die Fasern aus alten Handtüchern könnten künftig wieder zu neuen Handtüchern werden.

Jeder Deutsche kauft im Durchschnitt rund 60 Kleidungsstücke im Jahr – ohne Unterwäsche. Das erfordert einen hohen Ressourceneinsatz: Die konventionelle Erzeugung von einem Kilo Baumwolle verbraucht bis zu 10.000 Liter Wasser. Dieser Wasserverbrauch ist einer von vielen Gründen für die Textilbranche, über eine Kreislaufwirtschaft nachzudenken. Bislang jedoch basieren Textilien mit Ausnahme einiger Kunstfasern ausschließlich auf Frischfasern. Das Pilotprojekt „DiTex“ unternimmt nun erste Schritte hin zu einem kommerziellen Faserrecycling.

Bislang nur Downcycling

Ein wesentlicher Ansatz des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und seiner Partner ist dabei, dass die wiederverwerteten Fasern die gleiche Qualität aufweisen sollen wie die Ursprungsfasern. „Am Ende ihrer Lebenszeit werden Textilien bislang oft entsorgt oder als Produkte niedrigerer Wertigkeit wie Putzlappen oder Dämm- und Isolierstoffe weitergenutzt. Die enthaltenen Rohstoffe wie Baumwollfasern gehen dabei für die Textilindustrie verloren“, erklärt Projektleiterin Ria Müller vom IÖW.

Intelligentes Etikett zur Kreislaufwirtschaft

Dazu sind uniforme Stoffe mit bekannter Zusammensetzung eine wichtige Voraussetzung. Gegeben sind diese beispielsweise bei Dienstkleidung, im Gesundheitswesen und der Gastronomie. Deshalb starten die am Projekt beteiligten Textilfirmen Wilhelm Weishäupl aus München und Dibella aus dem münsterländischen Bocholt ihr einjähriges Pilotprojekt mit Krankenhäusern und Restaurantketten. Sie beliefern diese mit Produktlinien aus Recyclingfasern. Versehen sind diese Textilien mit einem „intelligenten Etikett“ des Berliner Startups circular.fashion. Neben Informationen über die Zusammensetzung der Fasern enthält das Etikett auch Informationen zum Ressourcenkreislauf: „Über dieses Etikett kann etwa eine Wäscherei beim Aussortieren eines Textils am Ende seiner Lebenszeit auch erkennen, an welches Recyclingunternehmen sie diesen Stoff zur Weiterverarbeitung geben kann“, erläutert Textilexpertin Müller.

Leihtextilien für hohe Recyclingquoten

Die beteiligten Forschungseinrichtungen erstellen Analysen zu den Qualitäts-, Ressourcen- und Nachhaltigkeitseffekten der im Kreislauf geführten Textilien. Dazu gehören auch Ökobilanzen über den gesamten Lebenszyklus hinweg, um die Recyclingtextilien diesbezüglich mit Produkten aus Frischfasern vergleichen zu können. Nicht zuletzt untersuchen die Forscher die Wirtschaftlichkeit der textilen Kreislaufwirtschaft. Erweist sich die Erprobung als erfolgreich, soll ein breiteres Sortiment kommerziell angeboten werden. Ein Modell sind dabei Leihtextilien, die dem Hersteller eine besonders hohe Recyclingquote ermöglichen würden.

Das Projekt DiTex wird als Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Thema „Ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft – Innovative Produktkreisläufe“ im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung – FONA3 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis 2022 gefördert.

bl