Von Hefejägern und Ökostrategien
In den Publikumsmedien ist vergangene Woche viel Wissenswertes zum Thema Bioökonomie erschienen. Eine Auswahl der wichtigsten Beiträge – kompakt zusammengefasst.
Biodiversität – Die Vulkanbrauerei in der Eifel in Mendig besitzt den tiefsten Bierkeller der Welt. In den kühlen Kellern lagerten 28 verschiedene Brauereien ihr Bier. Doch seit 30 Jahren stehen die Keller leer. Für Mathias Hutzler vom Hefezentrum der Technischen Universität München sind sie eine wahre Fundgrube. Zusammen mit einem US-Genetiker ist er auf der Suche nach jahrhundertealten Hefestämmen mit interessanten Eigenschaften - insbesondere Vorfahren der Lagerhefe. Jedes noch so vergammelte Utensil in dem Keller birgt für die Forscher ungeahnte Schätze. Ein Beitrag aus der Deutschlandfunksendung "Forschung aktuell".
Green Economy - ZEIT-Autorin Christiane Grefe geht der Frage nach, wie sinnvoll es ist, wenn Großkonzerne und Naturschutzverbände oder Nichtregierungsorganisationen (NGOs) strategische Partnerschaften eingehen, um gemeinsam ein Umdenken zu einem nachhaltigen Wirtschaften und Konsumverhalten zu erreichen. Als Beispiele werden eine Handelskette und der NABU genannt, die den Abschied von der Plastiktüte voranbringen, aber auch eine gemeinsame Broschüre eines europäischen Flugzeugherstellers und der Heinrich-Böll-Stiftung sowie ein Ökologie-Projekt einer Fastfood-Kette und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Befürworter solcher Kooperationen sehen einen Hebeleffekt, gemeinsam könne man die Gesellschaft stärker für Umweltschutz sensibilisieren. Für kritische Beobachter steht mit der Nähe der NGOs zu Konzernen deren Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Gleichwohl sieht die Autorin in strategischen Kooperationen ein Werkzeug der Ökoszene, Veränderungen zu erreichen.
Grüne Gentechnik - Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) bringt ein Interview mit dem Öko-Vordenker Urs Niggli. Der Gentechnik-Kritiker hatte sich bereits im Frühjahr 2016 überraschend für neue Züchtungstechnologien wie die Genschere CRISPR-Cas stark gemacht. Das Interview führte Wirtschaftsredakteur Sebastian Baltzer. Die Landwirtschaft der Zukunft brauche das Wissen des Ökolandbaus, aber auch das Wissen aus der molekularbiologischen Forschung. Fasziniert zeigt sich Niggli von CRISPR-Cas, da die Technik "gezielt Veränderungen an pflanzeneigenen Genen auslösen könne". So käme man zu für die Landwirtschaft wichtigen Sorteneigenschaften. Die Technik habe das Potenzial, die konventionelle Landwirtschaft ökologischer zu machen. Für wichtig erachtet Niggli, in Pflanzen- und Bodendiagnostik und Pflanzenzüchtung zu investieren. Er zeichnet ein Bild von einer Landwirtschaft mit zwei Öko-Strategien - einer Biolandbaustrategie, die lokale und teure Spezialitäten erzeugt und eine Ökologisierungsstrategie, die wissenschaftlichen Fortschritt konsequenter nutzt und für die Breite produziert.
Pflanzengesundheit - Ein exotisches Bakterium zerstört die Olivenbäume Apuliens und bedroht damit ein wertvolles Kultur- und Wirtschaftsgut. Der Übeltäter ist das vor 3 Jahren aufgetauchte Bakterium Xylella fastidiosa. Die Bakterien vermehren sich in den Wasserleitungsbahnen der Pflanzen und verstopfen sie. Allerdings zeigen sich Symptome wie braune Zweige und Blätter erst ein Jahr oder noch später nach der Infektion. Verbreitet werden die Erreger von Zikaden. Schätzungen zufolge könnten eine Million der rund zehn Millionen Olivenbäume der apulischen Region Lecce infiziert sein. Allein im vergangenen Jahr rechneten die apulischen Olivenbauern mit Verlusten in Millionenhöhe. Forscher suchen nach Olivensorten, die weniger anfällig sind für eine Infektion.