Von erleuchtetem Gemüse und veganem Plastik-Granulat
Der kompakte Medienrückblick: Biokunststoffe aus Agrarreststoffen +++ Pflanzenaufzucht im LED-Licht +++ Viele Tümpel sind ausgetrocknet +++ Methanausstoß bei Kühen senken
Biotechnologie – Seit Juli 2021 hat die EU viele Einwegverpackungen aus Plastik wie Kunststoffgeschirr, Einmalbecher und Styropor-Boxen verboten. Für das Start-up Traceless Materials ist es die Chance, seine Biokunststoff-Innovation für den Markt fit zu machen, wie Ulla Fölsingin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung berichtet. Das Hamburger Team entwickelt ein Biomaterial, das in der Umwelt keine Spuren hinterlässt, sondern kompostierbar ist und im Biomüll entsorgt werden kann. Für die Herstellung des neuartigen Materials werden Reststoffe der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion wie Stärke oder Brauereirückstände genutzt. Mithilfe eines mittlerweile patentierten Verfahrens wird ein granulatförmiges Biomaterial gewonnen, das zur Herstellung von Folien und anderen Lebensmittelverpackungen genutzt werden kann. In kleineren Mengen wird das Granulat bereits erzeugt. Bald soll es dafür eine eigene Fabrik geben.
Vertical Farming: In einigen Supermärkten und Restaurants stehen sie schon: gläserne Vitrinen, in denen auf mehreren Etagen Gemüse und Kräuter wachsen. Hinter der Innovation steht das Berliner Start-up Infarm. Das Neue am modernen Indoor-Farming ist, dass in diesen Mini-Treibhäusern Sensoren für die richtige Belüftung, Temperatur und den Nährstoffgehalt des Wassers sorgen und statt Sonnenlicht, LED-Leuchten das Pflanzenwachstum ankurbeln. Gerade die künstliche Beleuchtung hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht, wie Jan Berndorff im Tagesspiegel berichtet. Mit neu entwickelten LED-Lampen lasse sich das Sonnenlicht nicht nur adäquat ersetzen, man könne das Licht sogar optimieren und individuell an den Bedarf verschiedener Pflanzen in verschiedenen Entwicklungsstadien anpassen. Auch Wachstum und Geschmack lassen sich gezielt steuern. Forschenden zufolge ist künstliches Licht inzwischen die bessere Energiequelle für den Anbau von Pflanzen.
Biodiversität – Die Folgen des Klimawandels gefährden längst nicht nur die Artenvielfalt in den Ozeanen. Trockenheit und Hochwasser setzen auch vielen Binnengewässern zu, wie Tomas Stillbauer in der Frankfurter Rundschau schreibt. Gewässerökologen sprechen von einer stillen Krise der Binnengewässer, der jedoch wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. In Deutschland gilt der Stör bereits als weitgehend ausgestorben. Auch bei Schlangen, Eidechsen, Fröschen und Kröten gibt es einen dramatischen Rückgang. Der Grund für den Artenschwund: Das Wasser erwärmt sich stärker als die Luft. Vor allem stehende Gewässer haben sich in den vergangenen 100 Jahren um mehr als zwei Grad erhitzt. Dadurch breiten sich giftige Cyanobakterien (Blaualgen) aus. Auch die Wassermengen verändern sich. Viele Tümpel sind mittlerweile ausgetrocknet. Lebensräume werden zerstört, Treibhausgase wie Kohlenstoff und Methan freigesetzt. Grundsätzlich sei jedes Gewässer individuell und damit schützenswert. Gewässer-Experten raten, die Landversiegelung zu stoppen und Regenwasser vor Ort zu sammeln, um eine Austrocknung der Tümpel zu vermeiden.
Landwirtschaft – Der Methangehalt in der Atmosphäre steigt derzeit so schnell an, wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten Ende des Jahrzehnts 45 % weniger Methan frei werden als heute. Doch wie soll das gelingen? Mit 40 % verursacht die Landwirtschaft den Großteil der Emissionen, vor allem die Haltung von Rindern und anderen Wiederkäuern. Ein Futterzusatz für Kühe soll Landwirten helfen, Treibhausgase zu sparen. Das Problem: Die Kriterien im ökologischen Bereich lassen eine Zufütterung mit dem in der EU zugelassenen Futterzusatz Bovaer nicht zu. Außerdem wird die Wirksamkeit angezweifelt, weil es keine geeignete Methode gibt, um die Methanreduktion zu überprüfen. Doch der Methanausstoß der Wiederkäuer lässt sich auch auf andere Weise beeinflussen, wie Christoph von Eichhorn in der Süddeutschen Zeitung berichtet. Forschende fanden heraus, dass Pflanzen wie Wiesenkümmel, Wegwarte, Spitzwegerich oder Hornklee den Methanausstoß der Kühe nachweislich dämpfen. Der Grund: Diese Pflanzen enthalten viele Tannine, die Pflanzenbestandteile, die zu dem Methanausstoß führen, abschirmen. Agrarforschende sind überzeugt, dass man mit einer solchen Pflanzenvielfalt auf der Weide ein artenreiches Ökosystem bei weniger Treibhausgas-Emissionen hinbekomme, und Bauern trotzdem hohe Erträge erzielen können.