Kunststoffe abbauen und nachhaltig nutzen

Kunststoffe abbauen und nachhaltig nutzen

In einem Fachgespräch im Bundesforschungsministerium diskutierten Experten nachhaltige Nutzungspfade von Kunststoffen.

Das Enzym MHETase ist ein riesiges komplex gefaltetes Molekül. MHET-Moleküle aus dem PET-Kunststoff docken an einer bestimmten Stelle an und werden dort in ihre Grundbausteine zerlegt.
Das Enzym MHETase ist ein riesiges komplex gefaltetes Molekül. MHET-Moleküle aus dem PET-Kunststoff docken an einer bestimmten Stelle an und werden dort in ihre Grundbausteine zerlegt.

Der Kampf gegen den Plastikmüll und die Suche nach nachhaltigeren Alternativen gehört zu den Topthemen der politischen Agenda in Europa. Wie kann die Bioökonomie hier Lösungen bereitstellen? Das war Thema eines Fachgesprächs mit dem Titel „Kunststoffe des 21. Jahrhunderts – biologisch abbaubar.kreislauffähig.nachhaltig“ am 11. Dezember in Berlin. Für das Fachgespräch waren rund 25 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gekommen. Vorangestellt waren Beiträge eines fachlichen Quartetts: Pia Skoczinski vom nova-Institut berichtete zunächst über die aktuelle Marktsituation und den regulatorischen Rahmen von Kunststoffen.

Wie ein Enzym PET zerlegt

Ren Wei von der Universität Greifswald erläuterte, wie Kunststoffe biologisch abgebaut werden. Er ging insbesondere auf das Enzym MHETase ein, das in der Lage ist, PET abzubauen. Jöran Reske von der INTERSEROH Dienstleistungs GmbH stellte die Verwertung von Kunststoffen dar. Und Christian Lott von der HYDRA Marine Sciences GmbH entwarf das Bild eines visionären Kunststoffes für das 21. Jahrhundert und dessen Anwendungsbereiche.

Dann ging die vertiefte Diskussion in kleineren Gruppen weiter. Im Fokus standen hier das Recycling und der biologische Abbau von Kunststoffen. Welche Chancen und Herausforderungen bergen beide Nutzungspfade? Wie gut und umweltverträglich sind biobasierte Kunststoffe im Vergleich zu ihren erdölbasierten Pendants?

Großer Forschungsbedarf

Die Einschätzungen der Experten wurden auch bei der abschließenden Diskussion im Plenum thematisiert. Sowohl für die Verwertungsperspektive für Kunststoffe per biologischem Abbau oder via Recycling sahen die Experten in Berlin immensen Forschungsbedarf. Wichtig sei es, Kunststoff als wertvolle Ressource zu betrachten, die es durch Recycling zu erhalten gilt. Klar sei auch: Biokunststoffe sind nicht per se umweltfreundlich, gerade wenn es um ihren Abbau geht. Zudem plädierten Teilnehmende des Fachgespräches dafür, den biologischen Abbau von Kunststoffen für Anwendungen zu erforschen, um zu verhindern, dass weitere Kunststoffabfälle in die Umwelt gelangen. Beispiele dafür sind etwa Reifenabrieb oder Mulchfolien in der Landwirtschaft. 

pg