Mikrobiologe mit Unternehmersinn

Mikrobiologe mit Unternehmersinn

Ulrich Rabausch

Beruf:

Mikrobiologe und Betriebswirtschaftler

Position:

Arbeitsgruppenleiter am Biozentrum Klein Flottbek der Universität Hamburg

Der Mikrobiologe Ulrich Rabausch
Der Mikrobiologe Ulrich Rabausch
Vorname
Ulrich
Nachname
Rabausch

Beruf:

Mikrobiologe und Betriebswirtschaftler

Position:

Arbeitsgruppenleiter am Biozentrum Klein Flottbek der Universität Hamburg

Der Mikrobiologe Ulrich Rabausch
Der Mikrobiologe Ulrich Rabausch

Mit einer Geschäftsidee im Kopf zur Innovationsakademie Biotechnologie des Bundesforschungsministeriums kommen, Partner finden und Unternehmer werden. Dem Mikrobiologen Ulrich Rabausch aus Hamburg ist genau das passiert.

Mit einer Geschäftsidee im Kopf ist der Mikrobiologe Ulrich Rabausch zur Innovationsakademie Biotechnologie gekommen. Dort hat er Partner gefunden, mit denen er das Wagnis Unternehmertum in die Realität umsetzt: Mit Hilfe einer Millionenförderung im Rahmen des GO-Bio-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Es ist nicht das erste Unternehmen, das Ulrich Rabausch in Angriff nimmt. Aber es ist das erste, dem der Mikrobiologe von der Universität Hamburg seine professionelle Karriere widmet. Es geht um  die Herstellung von gesundheitsfördernden, kosmetisch aktiven Inhaltsstoffen für die Kosmetikindustrie. „Das Unternehmerische fand ich schon immer spannend“, sagt Rabausch, der sich mit der Gründung von FrutAmazon bereits in seinen Studententagen am Aufbau einer Firma probiert hat. Dieses Unternehmen ist für ihn inzwischen Geschichte, doch das Interesse am Kaufmännischen blieb, und er ergänzte sein Mikrobiologie-Studium um das Nebenfach Betriebswirtschaftlehre. Als er im Sommer 2012 zufällig auf eine Annonce für die dritte „Innovationsakademie Biotechnologie“ stößt, ist er sofort begeistert: „Das Veranstaltungsformat klang vielversprechend, das wollte ich ausprobieren.“

Interdisziplinarität als Glücksfall

Damals bot die ehemalige Abfertigungshalle des Flughafen Tempelhof die Kulisse für die dritte Auflage der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe, die jedes Jahr zur Gründerwoche im Herbst stattfindet (mehr...). Als Teilnehmer kommen junge Naturwissenschaftler ebenso in Frage wie gestandene Unternehmer, Produktdesigner oder Marketingexperten. Gesucht werden Menschen mit Ideen und dem Interesse an der Gründung einer Firma. Für Rabausch erweist sich die Interdisziplinarität der Innovationsakademie als Glücksfall. „Im Laufe der zwei Tage habe ich Partner mit kaufmännischer Expertise sowie Branchenexperten gefunden, die mit mir gemeinsam den Weg der Firmengründung gehen wollten“, erinnert sich Rabausch, der damals eine Idee, die aus seiner Doktorarbeit resultierte, mit auf die Veranstaltung brachte. Ohne die Innovationsakademie, ohne die Unterstützung von Mitgründern hätte er diese nicht so entschlossen in Richtung Unternehmertum verfolgt, da ist er sich sicher. „Wir hatten vor Ort eine super Gemeinschaft, die sehr vielseitig zusammengesetzt war: Biowissenschaftler auf der einen Seite, aber auch alte Hasen mit Marktwissen und Leute aus dem Marketing.“ Im Rahmen des interaktiven Kreativitätsparcours der Innovationsakademie wurde die Geschäftsidee von allen Seiten unter die Lupe genommen. Er hatte es im Labor geschafft, Bakterienzellen so umzuprogrammieren, dass diese im Bioreaktor verschiedene Enzyme herstellen können, mit deren Hilfe Polyphenole maßgeschneidert mit unterschiedlichen Zuckerresten versehen werden können.

Rabauschs Team will gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe für Kosmetikprodukte wie Hautcremes entwickeln.

Aromastoffe für die Kosmetikindustrie im Visier

Für die Kosmetik- oder Lebensmittelhersteller ist eine solche Technologie höchst interessant. Denn Polyphenole haben als natürliche Substanzen vielfältige Effekte:  Sie wirken aktivierend, protektiv (antioxidativ) oder auch regulierend (entzündungshemmend). Ausgestattet mit den zusätzlichen Zuckermolekülen sind diese Eigenschaften noch besser nutzbar – etwa als funktionelle Inhaltsstoffe in Kosmetika. „Eingesetzt in Hautcremes wirken die Polyphenole zum Beispiel als ein UV-Filter für die Haut.  Zusätzlich können sie hautglättend wirken und  zu einer Verbesserung des Hautbildes beitragen“, erläutert Rabausch.

Während der zwei intensiven Tage der Innovationsakademie kristallisierte sich heraus, dass Rabausch mit seiner Glykosylierungstechnologie – so heißt das Anhängen von Zuckern an Moleküle im Fachjargon – im Markt auf großes Interesse stoßen könnte. Denn sie vereint zwei Trümpfe in einem: Zum einen würde sie den Herstellungsprozess der Polyphenole und damit ihre weitere industrielle Nutzung entscheidend optimieren, zum anderen könnte die Firma den aktuellen Trend hin zu Naturstoffen in Kosmetik und Lebensmitteln bedienen. „Natürliche Substanzen stehen beim Verbraucher hoch im Kurs, davon wollen wir als Rohstoffhersteller für die Industrie profitieren“, so der Firmengründer in spe.

Von der Sondierungsphase zur Millionenförderung

Von dieser Idee zeigte sich auch die Jury der Innovationsakademie überzeugt: Als einer der Gewinner der dritten Innovationsakademie sicherte sich der Mikrobiologe einen BMBF-Förderung für eine Sondierungsphase in Höhe von 50.000 Euro. „Damit konnten wir ein ausführliches Geschäftskonzept erstellen, eine Marktanalyse vornehmen und uns um eine Anschlussfinanzierung kümmern“, berichtet Rabausch.

Mit Erfolg. Im Frühjahr 2014 konnte sein Team eine der begehrten Millionenförderungen des Gründer-Wettbewerbs GO-Bio des BMBF ergattern. Im GLYCONIC-Projekt geht es darum, die Technologie tatsächlich bis zur Marktreife zu bringen und idealerweise Kooperationspartner aus der Industrie zu finden. Im Visier haben die Forscher zunächst die Entwicklung von kosmetisch aktiven Substanzen. Die entwickelten glykosylierten Naturstoffe sind aber auch für die Lebensmittelindustrie und prinzipiell auch für die Pharmaindustrie von Relevanz.

Für Rabausch war die Innovationsakademie damit ein echter Katalysator. Gleichzeitig knüpfte er wertvolle Kontakte, die ihm noch heute behilflich sind. So hat er dort mit Ulrich Rothbauer einen Coach gefunden, der sich im Jahr 2008 ebenfalls aus der Wissenschaft heraus selbstständig gemacht hat und vom BMBF über das GO-Bio-Programm gefördert wird.  „Kontakte dieser Art findet man als junger Forscher natürlich sonst nicht einfach so.“ Er kann anderen Kollegen eine Teilnahme daher nur empfehlen – egal, ob bereits eine Geschäftsidee im Kopf herumgeistert oder nicht. „Man kann viel lernen, es wird enorm viel Kreativität freigesetzt und gleichzeitig spornt der kompetitive Charakter zum Mitmachen an“, fasst Rabausch seine Eindrücke zusammen. Für ihn steht fest: „Es waren zwei bereichernde Tage, die ich so vorher noch nicht erlebt habe.“

Autorin: Sandra Wirsching