Pflanzen als Molekül-Fabriken

Schach ist in seiner Heimat Volkssport. Als gebürtiger Ukrainer fühlt sich Yuri Gleba dem Spiel der Könige verbunden. Sein Motto: „Unternehmer müssen denken können wie Großmeister.“ Und das hat der promovierte Pflanzenphysiologe und Genetiker mit seinen Firmen Nomad Biosciences und Icon Genetics bewiesen. In der Geschäftswelt fühlt sich der 65-jährige Akademiker zuhause: „Wissenschaft, Politik, Wettbewerber – es müssen Aspekte aus sehr unterschiedlichen Bereichen beachtet werden.

Gerstenzüchtung: Resistenzgene aus der Verwandtschaft

Gerste ist in Deutschland nach dem Weizen die wichtigste Getreidepflanze. Während Wintergerste überwiegend als Tierfutter verwendet wird, kommt Sommergerste vor allem für die menschliche Ernährung und als Braugerste für Bier zum Einsatz. Um dauerhaft gesunde und widerstandsfähige Pflanzen anzubauen ist es wichtig, die Resistenz der Gerstensorten gegen verschiedene Krankheitserreger ständig zu verbessern, da diese sich verändern und immer stärker ausbreiten.

Die Kraft der Mais-Hybriden verstehen

Die Kreuzung zweier Maislinien, die über Generationen hinweg durch Inzucht kleinwüchsig und ertragsarm wurden, bringt manchmal äußerst starke, ergiebige und gesunde Nachkommen hervor. „Wie dieser sogenannte Heterosis-Effekt funktioniert, kann bis heute niemand erklären“, erläutert Albrecht Melchinger vom Fachbereich Angewandte Genetik und Pflanzenzüchtung der Universität Hohenheim die rätselhafte Eigenschaft. Gleichwohl ist der Effekt bereits wichtiger Faktor für die Züchtung von Hochertragssorten geworden. 

Innenarchitekt für Zellfabriken

Zellen sind lebende Fabriken, die aus zahlreichen Reaktionsräumen bestehen. Der Freiburger Chemiker Stefan Schiller will in Zellen künstliche Bläschen als Reaktionsräume schaffen und diese so ausstatten, dass darin künftig nützliche Substanzen hergestellt werden können. Mit solchen „Designer-Organellen“ will er die Basis legen für einen universellen Produktionsorganismus. Ein Vorhaben, für das der 43-Jährige nun den Forschungspreis „Nächste Generation biotechnologischer Verfahren“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erhält.

Die Frau mit der Genschere

Sie entledigen sich ihrer Feinde, indem sie deren Erbgut zerschneiden: Diesen einfachen Trick von Bakterien nahm sich die gebürtige Französin Emmanuelle Charpentier zum Vorbild – und revolutionierte damit die Molekularbiologie. Mittlerweile erforscht und entwickelt sie ihre außergewöhnlich präzisen Gen-Scheren am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig für den Einsatz in der Biotechnologie weiter. An der Medizinischen Hochschule in Hannover hat sie zudem eine der renommierten Humboldt-Professuren inne.

Mikrobiologe mit Unternehmersinn

Mit einer Geschäftsidee im Kopf ist der Mikrobiologe Ulrich Rabausch zur Innovationsakademie Biotechnologie gekommen. Dort hat er Partner gefunden, mit denen er das Wagnis Unternehmertum in die Realität umsetzt: Mit Hilfe einer Millionenförderung im Rahmen des GO-Bio-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Das Comeback der Sonnenblume

Sie sind mannshoch, leuchtend gelb und sie wenden sich der Sonne zu. Sonnenblumen sollen in Zukunft verstärkt als Energiequelle genutzt werden. Im Rahmen des Projekts „Sunrise“ untersuchen Forscher von der Universität Hohenheim, mit welchen züchterischen Kniffen die Pflanze gesund bleibt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die auf drei Jahre angelegten Forschungsverbund an der Landessaatzuchtanstalt mit knapp 254.000 Euro.

Auf Teamwork-Suche im Meer

Das Meer hat Nicole Dubilier schon als Kind fasziniert. Dass ausgerechnet ein Wurm ihre wissenschaftliche Laufbahn schlagartig verändern würde, darüber kann die preisgekrönte Forscherin heute nur herzhaft lachen. Ihre Entdeckung der symbiotischen Dreierbeziehung aus einem marinen Wurm und zwei Bakterien wurde 2001 im Fachjournal Nature veröffentlicht - machte die Hamburgerin berühmt. Heute zählt sie zu den bedeutendsten Mikrobiologen weltweit und ist Direktorin am Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen.

Nylon aus Holzabfällen

Knapp ein Drittel der Holzbiomasse wird bislang ungenutzt als Abfall verbrannt. Bakterien sollen jetzt helfen, aus der Substanz Lignin den Nylongrundstoff Adipinsäure herzustellen. Biotechnologen aus dem Saarland haben die Mikroben gentechnisch so umgerüstet, dass sie die chemischen Ringstrukturen des Lignins nun knacken können. Gelingt es, den Laborprozess industrietauglich zu machen, wartet ein potenzieller Milliarden-Markt.

Vom Fonds zur Firma

Jörg Riesmeier ist seit 2010 Geschäftsführer des Kölner Biotechnologie-Unternehmens Direvo IBT. Als Firmenlenker hat sich der 48-jährige Biochemiker allerdings schon viel früher beweisen können.  Nach Studium und Blitz-Promotion  („zwei Jahre und zehn Tage“) in Berlin zählte er 2006 zu den Mitgründern des Potsdamer Pflanzenbiotech-Start-ups Planttec und wurde dessen Geschäftsführer.