Mehr Forschung zum Schutz der Artenvielfalt

„Der Rückgang der Artenvielfalt und intakter Ökosysteme in Deutschland ist besorgniserregend.“ Mit diesen Worten brachte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek eine Entwicklung auf den Punkt, gegen den sich das Bundesforschungsministerium mit einer Initiative zum Erhalt der Artenvielfalt stemmt. Anlässlich des Internationalen Tages der biologischen Vielfalt stellt das Ministerium nun weitere 25 Mio. Euro für Forschungsprojekte zum Schutz der Biodiversität zur Verfügung.

Aus Pilzen Häuser bauen

Pilze werden in der Regel gegessen oder bei der Herstellung von Käse oder Bier genutzt. Für Vera Meyer sind sie jedoch mehr als nur Lebensmittel. Als Biotechnologin und Künstlerin weiß sie um die Vielfalt der Spezies und deren Potenzial, vor allem für die Bioökonomie. Denn aus Pilzen lassen sich nicht nur neue Verbundwerkstoffe und Verpackungen herstellen, sondern auch Kleidung, Möbel und Baustoffe. Ihre Vision vom Wohnen in Pilzhäusern treibt Meyer nicht nur als Forscherin an.

Palmöl: Verbot ist keine Lösung

Palmöl ist eines der vielseitigsten und gefragtesten Pflanzenöle: Es steckt in vielen Lebensmitteln wie Eis, Schokolade und Chips. Aber es wird auch zur Herstellung von Kosmetik und Biodiesel genutzt. Die Rodung des Regenwaldes zur Erschließung neuer Palmölplantagen steht jedoch seit langem in der Kritik. Studien belegen, dass in den Hauptanbauländern Indonesien und Malaysia die rigiden Maßnahmen zur Deckung des weltweiten Palmölbedarfs zum Aussterben vieler Tierarten und zur Vertreibung der dort lebenden Landbevölkerung führen.

Genbanken digital vernetzen

Fast 100 Jahre ist es her, dass die erste Genbank für Nutzpflanzen geschaffen wurde, um die Vielfalt für kommende Generationen zu bewahren. Heute befinden sich weltweit in rund 1.750 Genbanken etwa 7,4 Millionen Muster. Allerdings ist es Forschern und Pflanzenzüchtern kaum möglich, auf diesen Schatz effektiv zuzugreifen, denn es fehlen einheitliche Standards. Das möchte das EU-Forschungsprojekt AGENT (Activated GEnebank NeTwork) in den kommenden fünf Jahren verbessern. 19 Partnern aus 16 Ländern stehen dafür gut 7 Mio. Euro zur Verfügung.

Methanbildende Archaeen für die Bioindustrie

Allein in einem Gramm Boden lassen sich mehr als 1.000 Arten von Mikroorganismen finden. In den Laboren der Erde untersuchen Wissenschaftler unzählige Mikrobenarten. Die Anzahl derjenigen Mikroorganismen, die für das Gros der industriellen Anwendungen der Biotechnologie relevant sind, lässt sich jedoch an zwei Händen abzählen. Vertreter der ältesten Domäne des Lebens, der Archaea, finden sich darunter nicht.

Tierische Eiweiße ersetzen

Es ist eigentlich eine Idee aus der Raumfahrtforschung der 1960er-Jahre: Könnte man nicht aus den Ausscheidungen von Astronauten – Kohlendioxid und Ammoniak – wieder Proteine für deren Ernährung herstellen? Es wäre eine Art geschlossene Kreislaufwirtschaft im Miniformat. Jetzt kehrt diese Idee zurück: Forscher der Eberhard-Karls-Universität Tübingen haben sich gefragt, ob es möglich ist, einen großen Teil des menschlichen Proteinbedarfs ohne Tierzucht und Pflanzenbau zu decken.

Spitzenforschung im Mittelstand finanzieren

Mit der im Januar beschlossenen Nationale Bioökonomiestrategie hat die Bundesregierung den Rahmen für eine nachhaltige Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen sowie umweltschonender Produktionsverfahren in allen Wirtschaftsbereichen geschaffen. Um bioökonomische Innovationen und damit den biobasierten Wandel in der Gesellschaft voranzutreiben, sind jedoch weitere Forschungsaktivitäten auf breiter Ebene gefragt.