Ein Baustein ist der Nationalplan „Argentina Innovadora 2020“, der unter anderem die Agrarwirtschaft sowie Umwelt und nachhaltige Entwicklung als strategische Sektoren definiert hat. So sollen zum Beispiel vier Pilotanlagen von Bioraffinerien aufgebaut werden – und zwar in jenen Landesteilen, in denen viel Biomasse produziert wird. Forschungspartnerschaften sind ein weiterer Baustein, insbesondere auch mit Europa. Welche strategische Bedeutung die Bioökonomie für das Land haben kann, wird auf einer Webseite des Forschungs- und Technologieministeriums eigens erklärt.
Viele Aktivitäten finden auf internationaler Ebene in Kopperation mit anderen südamerikanischen Ländern wie Brasilien statt. So haben die lateinamerikanischen und karibischen Ländern (ALC) gemeinsam mit der Europäischen Union einen Dialog in Forschungsfragen angestoßen, der im Februar 2013 zur Präsention einer „Bioeconomy Roadmap“ für Lateinamerika geführt hat. In diesem Rahmen wurde unter anderen das Projekt ALCUE-KBBE-Projekt gestartet (América Latina y el Caribe en asociación con Union Europea – knowledge-based bioeconomy), das zwischen 2011 und 2013 über das 7. EU-Forschungsrahmenprogramm Fördergelder erhielt. Schwerpunkte gemeinsamer Projekte waren insbesondere die nachhaltige Nutzung der Biodiversität, die ökologische Intensivierung (landwirtschaftlicher Praktiken), die Entwicklung von Produkten, Werkzeugen und Prozessen der Biotechnologie, Bioraffinierien und die Optimierung von Wertschöpfungsketten. Wichtige Forschungsakteure in der Bioökonomie, die von der Regierung finanziert werden, sind das La Estación Experimental Agroindustrial Obispo Colombres (EEAOC) sowie das El Instituto Nacional de Tecnología Agropecuaria (INTA) für die Landwirtschaft und das Planta Piloto de Ingeniería Quimica (PLAPIQUI) für den Chemie-Sektor. Des weiteren gibt es das PROIMI (Planta Piloto de Procesos Industriales Microbiológicos). Hierbei handelt es sich um eine auf biotechnologische Anwendungen fokussierte translationale Einrichtung, in der neuartige Verfahren für den Einsatz in der Industrie erprobt werden.
Der Agrarsektor ist einer der wichtigsten Wirtschaftsmotoren des Landes. (siehe Länderbericht Argentinien des BMEL: PDF-Download) Allerdings hat die aktuelle Regierung unter Cristina Kirchner mit einer Rezession und zugleich einer hoher Inflation zu kämpfen. Nach Expertenmeinung könnte 2015 eine Erholung der Konjunktur eintreten, sofern die Regierung den Zugang zu neuen Krediten erreicht. Ein nachhaltiger Aufschwung wird allerdings erst nach der Präsidentenwahl im Oktober 2015 erwartet, da alle führenden Kandidaten für marktfreundliche Reformen eintreten. Die Landwirtschaft setzt vor allem auf den Export: Dazu gehört Soja und Getreide (v.a.Mais, Weizen) ebenso wie Obst, Wein und Milch. Aber auch die Erzeugung von Rindfleisch ist ein wichtiger Pfeiler. Der Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft wird schon seit langem betrieben. So ist Argentinien mit 24,4 Millionen Hektar Anbaufläche hinter den USA und Brasilien weltweit bereits die drittgrößte Anbaunation für gentechnisch veränderte Pflanzen. Nahezu 100% des angebauten Sojas und ein fast ebenso hoher Prozentsatz von Mais (84%) und Baumwoll-Pflanzen (99%) sind gentechnisch verändert. Diese Tatsache ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Agrarkonzerne haben vielfach Verbindungen nach Argentinien. 2013 hat Bayer Cropscience das Start-up FN Semillas S.A. übernommen, das 2010 gegründet wurde und auf gv-Soja spezialisiert ist. Insgesamt 23% der argentinischen Biotech-Firmen sind in der Landwirtschaft tätig (mehr Informationen zur Biotech-Branche in Argentinien: hier klicken). Hierbei gibt es vielfältige Kooperaitonen mit Europa. So arbeitet das argentinische Biotech-Unternehmen Bioceres gemeinsam mit dem französischen Pflanzenzüchter Florimond Desprez unter dem Dach der 2013 gegründeten Trigall Genetics daran, den weltweit ersten genetisch veränderten Weizen auf den Markt zu bringen, der sich durch ein bis zu 15% gesteigertes Ertragspotenzial sowie eine verbesserte Hitze- und Salzresistenz auszeichnet.
Von wachsender Bedeutung ist zudem die Produktion von Biokraftstoff. So hat es Argentinien bei Biodiesel auf Sojabasis an die Weltspitze geschafft. So fertigt u.a. der Essener Spezialchemiekonzern Evonik Industries AG Katalysatoren für die Biodieselherstellung in Argentinien. Im Jahr 2012 musste die Biodieselbranche Rückschläge einstecken. Die Europäische Union setzte einen Importstopp des zu Dumping-Preisen verkauften argentinischen Biokraftstoffs durch. Parallel dazu hat die Regierung die Exportsteuer erhöht, die zur Finanzierung des Staatshaushaltes genutzt wird, und senkte parallel den nationalen Biodieselpreis ab. Ende 2014 wurde die Exportsteuer jedoch wieder massiv gesenkt (von 21% auf 11%), auch aufgrund der fallenden Erdölpreise. Daneben führte die Teilverstaatlichung der zur spanischen Repsol gehörenden Mineralölgesellschaft YPF zu großen Problemen für die Biodieselausfuhren.