Trübungsmittel werden in Getränken schon seit langem eingesetzt – etwa in Orangenlimonade oder Bitter Lemon. Das Problem: Die bislang verwendeten Stoffe zur Trübung von Getränken haben oft einen bitteren Eigengeschmack und können nach einer Weile ihre Trübung verlieren. In einem Forschungsprojekt entwickelt ein Team um den Biotechnologen Jürgen Rabenhorst vom Fachbereich Life Science Technologies der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL)ein neues natürliches, breit einsetzbares und stabiles Trübungssystem auf Citrusbasis. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit rund 320.000 Euro im Rahmen der Förderinitiative „Forschung an Fachhochschulen mit Unternehmen (FHprofUnt)“.
Ausgangsmaterial des neuen Trübungssystems ist Citrus-Albedo, die innere weiße Gewebeschicht in Zitrusfrüchten wie Orangen oder Zitronen, welche als Abfallstoff in der Industrie bislang meist keine weitere Verwendung findet. „Dieses Citrus-Albedo soll enzymatisch hydrolysiert, also mithilfe von Enzymen gespalten werden, um so die für eine Trübung geeigneten Bestandteile extrahieren zu können“, erklärt Rabenhorst die ersten Schritte. Durch die BMBF-Förderung könne hierfür ein neues Großgerät finanziert werden, mit dessen Hilfe innerhalb kurzer Zeit die Stabilität der Trübung geprüft werden kann.
Länger und stabiler trüb
Auf dieser Grundlage soll im Rahmen des Projektes ein Produkt entwickelt werden, das im Idealfall stabile Trübungen mit einer sogenannten „Standzeit“ von mindestens einem Jahr im Getränk erzeugt. Darüber hinaus sollte es farb-, geruchs- und geschmacksneutral und sowohl in flüssiger als auch fester Form anwendbar sein. Auch eine Deklaration als natürlicher Extrakt aus Citrusfrüchten und die Vermeidung gentechnisch veränderter Organismen ist angestrebt.
Bisher meist synthetische Zusätze
Der Bedarf der Getränkeindustrie nach einem solchen Produkt sei groß, erklärt Rabenhorst. „Bisherige Trübungsmittel sind entweder synthetisch hergestellt oder haben meist einen Eigengeschmack, was den Einsatz in Lebensmitteln stark einschränkt. Darüber hinaus sind bislang eingesetzte natürliche Trübungsmittel nur unzureichend stabil und führen deshalb oft entweder zu einer Enttrübung oder zu einer sogenannten Ringbildung, bei der sich die zugesetzten Aromen wie ein Ring am Rand der Flasche absetzen.“ Die anwendungstechnischen Tests zur Sensorik und zur Trübungsstabilität der neuen Entwicklung werden innerhalb der Projektlaufzeit von drei Jahren in den Laboren für Bio- und für Getränketechnologie an der Hochschule OWL durchgeführt, die chemische Analyse erfolgt durch die Projektpartner aus der Wirtschaft. „Mit der Symrise AG, der Erbslöh Geisenheim AG und den Herbstreith & Fox KG Pektinfabriken konnten wir drei kompetente Partner für dieses Projekt gewinnen, die sich ideal ergänzen. Durch die kombinierte Expertise der Hochschule OWL und der Projektpartner lassen sich hier neue Lösungsansätze finden, die den Anforderungen der Getränkeindustrie gerecht werden“, so Rabenhorst. Neben der analytischen Unterstützung stellen die drei Unternehmen außerdem Rohstoffe, Enzyme und weitere Mittel zur Verfügung. Nach der erfolgreichen Entwicklung und Kontrolle des Trübungssystems soll das Produkt durch die Firma Symrise direkt am Markt eingesetzt werden.