SPRIND: Hightech in der Bioökonomie stärken

SPRIND: Hightech in der Bioökonomie stärken

In einem Positionspapier betont die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) das Potenzial einer Hightech-Bioökonomie für eine nachhaltige und klimaneutrale Wirtschaft und gibt Empfehlungen, wie das gelingen kann.

Circular Biomanufacturing
Beim Biomanufacturing werden biologische Systeme wie Mikroorganismen zur Herstellung neuer biobasierter Produkte verwendet.

Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen oder Mikroalgen sind die unsichtbaren Werkzeuge der Bioökonomie. Sie dienen Biotechnologen seit langem als Produktionsorganismen, um neue biobasierte und nachhaltige Produkte und Verfahren auf Basis von Rest- und Abfallströmen zu entwickeln. Im Vorfeld der Bundestagswahl im Februar hebt die Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) nun in einem aktuellen Positionspapier das große Potenzial einer Hightech-Bioökonomie – also einer vor allem durch Hochtechnologien wie das Biomanufacturing geprägten Bioökonomie – für eine klimaneutrale Industrie in Deutschland hervor. Darin werden zugleich Maßnahmen aufgelistet und Empfehlungen für deren Umsetzung genannt, um die Innovationsfähigkeit Deutschlands in diesem Bereich zu stärken.

Die Bundesagentur wurde 2019 mit dem Ziel gegründet, revolutionäre Ideen zu fördern und radikal neuen Innovationen auf den Markt zu bringen. Im Rahmen spezieller Challenges unterstützt SPRIND seither gezielt Innovationen zur zirkulären Bioökonomie. „Die Erfahrung der SPRIND hat gezeigt, dass wir durch schnelles, unbürokratisches und mutiges Handeln, unter anderem durch vorkommerzielle Auftragsvergabe, die besten Teams aus Industrie und Hochschulen mobilisieren können, um hochinnovative Lösungen zu präsentieren, welche zeitnah wirtschaftliches Potenzial entfalten und unter anderem neue Arbeitsplätze in Deutschland schaffen“, heißt es in dem Positionspapier.

Biomanufacturing mit großem Potenzial für eine resiliente Industrie

In dem Anfang Januar veröffentlichten SPRIND-Papier verweisen die Autorinnen und Autoren vor allem auf das Potenzial von Biomanufacturing, wodurch technologische Souveränität geschaffen, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen verringert und die Resilienz der Industrie gestärkt werden kann. „Investitionen in eine biobasierte Industrie sind Investitionen in den Industriestandort Deutschland“, heißt es. Die Entwicklung einer Hightech-Bioökonomie habe nicht nur das Potenzial, Marktschwankungen durch Rohstoffmangel zu vermeiden. Sie könne auch zu einer größeren Resilienz führen und den Industriestandort Deutschland stärken. Damit das gelingt, müssten Politik, Industrie und Forschung eng zusammenarbeiten und Innovationen gezielt gefördert werden. 

Klares Bekenntnis zur Hightech-Bioökonomie

Fünf konkrete Maßnahmen und Empfehlungen zu deren Umsetzung sind in dem SPRIND-Papier aufgeführt. So raten die Autorinnen und Autoren zu einem „klaren Bekenntnis zur Hightech-Bioökonomie“, damit biotechnologische Methoden wie Gentechnik, synthetische Biologie und neue Züchtungsverfahren industriell umgesetzt werden können. Bisher fehlt es SPRIND zufolge an einer klaren „Strategie zur Umsetzung der Erkenntnisse in der Industrie und dem Transfer von neuen Produkten in die Wirtschaft“. Sie empfehlen daher die zeitnahe Einrichtung eines Bioökonomierates, der unter der Leitung des Bundeswirtschaftsministeriums steht und von Innovationsagenturen wie SPRIND mitgestaltet wird.

Positionspapier zur Bioökonomie

Das Positionspapier mit dem Titel „Potenzial entfesseln: Deutschland als globaler Vorreiter in Biomanufacturing und Foodtech“ steht auf der Webseite der Bundesagentur für Sprunginnovationen als Download bereit.

Hier geht es zur SPRIND-Webseite

GVO-Regeln optimieren, Synergien fördern

Im Weiteren wird der Aufbau einer unter SPRIND angesiedelten Organisation empfohlen, die Biomanufacturing-Anlagen mit gezielten Infrastrukturinvestments bündelt sowie die Optimierung der Regulierung für gentechnischen Verfahren mit Blick auf einen sicheren Einsatz in der Industrie. Darüber hinaus erlaube die Kombination von künstlicher Intelligenz und Automation, gepaart mit neuen biotechnologischen Verfahren, die beschleunigte Entwicklung genetisch veränderter Organismen (GVO) und Enzymen, heißt es. Um eine Hightech-Bioökonomie voranzubringen, müssen demnach Synergien aus künstlicher Intelligenz, Automation und Synthetischer Biologie gefördert werden. Durch Investitionen in Infrastrukturen und Reallabore könnten wegweisende Konzepte in die Industrie transferiert werden, heißt es. 

Zusammenarbeit zu alternativen Proteinquellen bündeln

Auch bei der Entwicklung von alternativen Proteinquellen sowie fermentierten und zellbasierten Lebensmitteln sieht SPRIND Handlungsbedarf. Hier zeichne sich schon heute ein „enormes Potenzial für den Innovations- und Wirtschaftsstandort Deutschland“ ab. „Hierfür braucht es politische Unterstützung, damit ein verlässlicher Pfad für die Markteinführung, faire Wettbewerbsbedingungen und eine aktive Förderung des Sektors durch öffentliche Akteure gewährleistet ist“, heißt es in dem Positionspapier. Die Fachleute empfehlen daher, die Zusammenarbeit im Bereich alternative Proteinquellen in einem neuen Referat im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zu bündeln. Daneben solle die Bundesregierung „eine umfassende Roadmap für den Massenmarkteintritt von alternativen Proteinen entwickeln“ und zugleich die „Verkostung alternativer Proteinprodukte, vor allem fermentations- und zellbasierte Lebensmittel, in Reallaboren zulassen“.

Alle Maßnahmen zur Stärkung einer Hightech-Bioökonomie können SPRIND zufolge sicherstellen, dass in Deutschland Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbraucher gleichermaßen von den Entwicklungen im Bereich Biomanufacturing und Foodtech profitieren und die Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden.

bb