Das Potenzial salztoleranter Pflanzen erschließen

Das Potenzial salztoleranter Pflanzen erschließen

Im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes Aquacombine zeigen Partner aus sechs Ländern auf, welches Potenzial sogenannte Halophyten wie der Queller für die Bioökonomie haben.

Meeresspargel
Halophyten wie der Europäische Queller wachsen auf Salzwiesen oder im Watt und sind äußerst salztolerant.

Algen gehören zu jenen Meerespflanzen, denen Forschende seit langem ein großes Potenzial für die Bioökonomie bescheinigen und die bereits auch vielfältig genutzt werden. Andere ebenfalls salztolerante Pflanzen wie der Europäische Queller (Salicornia europaea) finden hingegen wenig Beachtung – haben aber ebenfalls viele Qualitäten. Zu diesem Ergebnis kommt ein europäisches Forschungsteam, das vier Jahre lang das Potenzial dieser sogenannter Halophyten untersucht hat.

Mit salztolerante Pflanzen Klimafolgen bekämpfen

Das Forschungsprojekt Aquacombine wurde von 2019 bis 2023 von der EU im Rahmen des Programms Horizon 2020 mit rund 12 Mio. Euro gefördert. Daran beteiligt waren auch Forschende vom Institut für Botanik der Leibniz Universität Hannover. Gemeinsam mit weiteren 16 Partnern aus Dänemark, Portugal, Spanien, Belgien und Schweden wurde untersucht, inwiefern sich die Eigenschaften der salztoleranten Pflanzen eignen, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken und Nutzungsketten mit hoher Wertschöpfung aufbauen lassen.

Der Queller – hierzulande auch als Meeresspargel bekannt – wächst auf Salzwiesen oder im Watt und wird in der EU bisher nur in geringem Umfang angebaut. Zwar gelten die frischen Spitzen des Europäischen Quellers bei Gourmets als Delikatesse. Doch 80 % der Ernte bleiben ungenutzt, weil die Pflanze einen sehr hohen Salzgehalt hat und sich damit beispielsweise nicht als Dünger eignet.

Potenzial von Queller als Kulturpflanze

Aufgrund ihrer besonderen physiologischen Eigenschaften und biochemischen Zusammensetzung sind Halophyten wie der Meeresspargel für die Forschung interessant. An der Leibniz-Universität Hannover untersuchte ein Team unter Leitung von Jutta Papenbrock das Potenzial der Meerespflanzen als Kulturpflanze. Die Vorteile der Meerespflanze liegen auf der Hand: Im Vergleich zu Nahrungspflanzen brauchen Halophyten kein Süßwasser und kaum Platz und wachsen an Küsten oder in Salzwüsten, wo andere Pflanzen nicht gedeihen.

Aufzucht im Gewächshaus funktioniert

Ein Anbau im großen Stil zur Herstellung von Lebensmitteln könnte den Forschenden zufolge einen wichtigen Betrag zur künftigen Ernährung von Mensch und Tier leisten sowie als Rohstoff für neue nachhaltige Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen im Sinne einer Kreislaufwirtschaft dienen. An einer Pilotanlage konnte das Team zeigen, dass die Aufzucht der Queller auch in einem Gewächshaus mit Kunstlicht funktioniert.  Unter günstigen Bedingungen, wie einer optimalen Salzkonzentration in der Nährlösung, ließe sich auch der Ertrag erheblich steigern, was langfristig für die Produktion von Queller in großem Umfang wichtig wäre, heißt es.

Viele Qualitäten nachgewiesen

Den Forschenden zufolge besitzt der Europäische Queller viele Qualitäten: Die Meerespflanze kann nicht nur als schmackhafte Nahrung dienen. Denn sie ist reich an Polyphenolen, die antioxidativ und entzündungshemmend wirken, und damit gesund. Auch als Filter in salzhaltigem Wasser oder als Küstenschutz würden sich Queller eignen.

Mithilfe molekularbiologischer Techniken konnte das Team auch jene Gene identifizieren, die für die außergewöhnliche Salztoleranz verantwortlich sind. Den Forschenden zufolge könnten aufgrund dieses Wissens künftig andere Pflanzen wie Tomaten so verändert werden, dass sie besser mit salzigen Böden zurechtkommen und dafür sorgen, dass Queller schneller als Nutzpflanze etabliert werden.

Andere am EU-Projekt beteiligte Partner untersuchten, wie sich salzhaltige Böden damit regenerieren lassen oder wie sich die holzigen Rückstände von Salicornia europaea für Biochemikalien und die Erzeugung von Bioenergie einsetzen lassen. Auch der Einsatz von Aquaponik wurde untersucht, um alle Teile vom Meeresspargel zur Herstellung von nährstoffreichem Fischfutter auszunutzen.

bb