Testlauf für Agrarproduktion an Kläranlagen
Das Forschungsprojekt SUSKULT erprobt mit einer Demonstrationsanlage in Dinslaken neue Wege der urbanen Landwirtschaft.
Die Landwirtschaft steht vor großen Umbrüchen. Sie belastet Böden und Gewässer, in die Nitrat und Phosphat einsickern. Die Flächen müssen infolge der Klimakrise zunehmend bewässert werden – gleichzeitig ist die Landwirtschaft ein Treiber der Klimakrise. Nicht zuletzt zeigen aktuelle Entwicklungen, dass eine Abhängigkeit von Importen die Preise explodieren lassen kann. Das Forschungsprojekt SUSKULT entwickelt daher alternative Produktionswege für Nahrungsmittel, die im urbanen Raum regionale Angebote schaffen können.
Kläranlagen liefern alles, was Pflanzen brauchen
Ziel der Projektbeteiligten ist ein kreislaufbasiertes System zur Gemüseproduktion, das Wasser, Energie und Nährstoffe dort abholt, wo sie als Abfälle anfallen: in Kläranlagen. „Hier finden wir zum einen die für einen gartenbaulichen Anbau von Produkten notwendigen Ressourcen – Nährstoffe, CO2, Wasser und Wärme“, erklärt Volkmar Keuter vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, der das Verbundprojekt koordiniert. Zum anderen seien Kläranlagen häufig zentrumsnah verortet, was die Transportwege zu den Konsumentinnen und Konsumenten minimiere.
Süßkartoffeln, Moringa und Wasserlinsen im vertikalen Anbau
Jetzt ist das Projekt so weit fortgeschritten, dass an der Kläranlage Emscher-Mündung der Emschergenossenschaft in Dinslaken eine Demonstrationsanlage in Betrieb genommen werden konnte. Sie verbirgt sich in zwei unscheinbaren Seecontainern und beherbergt fünf Bausteine aus dem SUSKULT-Konzept: Drei Bausteine dienen dazu, aus dem Abwasser die Nährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium zurückzugewinnen und als Flüssigdünger bereitzustellen. In den anderen beiden Bausteinen wachsen in vertikalem Anbau bald Gemüse und Salat, darunter Süßkartoffeln, Moringa und Wasserlinsen. Letztere sind nicht nur vitaminreich, sondern könnten eine regionale Alternative zu Soja sein.
Logischer Schritt nach Phosphorrecycling
Die Emschergenossenschaft zeigt sich an diesen Entwicklungen sehr interessiert, wie ihr Technischer Vorstand Emanuel Grün erläutert: „Die Modernisierung der Wasserwirtschaft ist seit Jahren getrieben durch Themen wie Energie- und Ressourceneffizienz. Phosphorrecycling aus Klärschlamm haben wir zum Beispiel auf der Kläranlage Emscher-Mündung bereits erfolgreich halbtechnisch pilotiert.“ Die SUSKULT-Vision, dass Kläranlagen künftig sämtliche Nährstoffe liefern, die für die Agrarproduktion eingesetzt werden, stelle daher einen logischen nächsten Schritt dar.
bl