Pilzmyzel aus Brauereiresten
Mushlabs und Bitburger bauen ihre Partnerschaft aus: Das Biotechnologie-Start-up wird künftig Brauereireste als Rohstoffe zur Fütterung der Pilzmyzele nutzen, um daraus wiederum neue Nahrungsmittel herzustellen.
Die Nutzung hochwertiger Nebenprodukte aus der lokalen Agrar- und Lebensmittelindustrie und die damit verbundene Rückführung wertvoller Nährstoffe in die Lebensmittelwirtschaft sind integrale Bestandteile der Strategie von Mushlabs. Das Start-up ist eines der ersten Biotech-Unternehmen weltweit, das Nebenprodukte für die Flüssigfermentation von Myzel aus Speisepilzen verwenden wird. Bereits im Jahr 2019 war der Venture-Arm von Bitburger, Bitburger Ventures, bei Mushlabs eingestiegen. Nun startet eine Zusammenarbeit auf Produktionsebene.
Nebenprodukte der Bierproduktion für die Pilzmyzel-Zucht
Geplant ist, dass Bitburger Kapazitäten sowie Nebenprodukte aus der Bierproduktion als Rohstoff zur Verfügung stellt. Mushlabs will diese Nebenprodukte aufwerten und nutzen, um damit in einem hocheffizienten Fermentationsprozess Myzel von Speisepilzen zu kultivieren. Zwar müssen zunächst noch Produktionsabläufe definiert werden, beide Partner gehen aber von einem großen Potenzial aus.
Nachhaltige Methode zur Herstellung alternativer Proteine
Die Rohstoffe sollen künftig lokal bezogen und die Lebensmittel vor Ort produziert werden – jeweils angepasst an die individuellen Bedingungen und Bedürfnisse des Marktes. Eine effiziente Ressourcennutzung macht Fermentation zu einer der nachhaltigsten Methoden zur Herstellung alternativer Proteine weltweit. Mushlabs ist überzeugt, dass der Pilz die "beste Alternative" zu Fleisch ist, da Textur und große Geschmacksanteile ähnlich, die Proteinquelle aber nicht tierisch ist. Bisher sind Produkte von Mushlabs allerdings noch nicht erhältlich.
Chance für Brauereien
„Wir suchen immer nach Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit unseres Produktionsprozesses zu verbessern und neue, innovative Wege zu gehen. Dies ist seit 200 Jahren Teil der Bitburger DNA“, sagt Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt bei der Bitburger Braugruppe. Ebenso überzeugt ist Friedrich Droste, Geschäftsführer Bitburger Ventures: „Mushlabs ist ein hervorragendes Beispiel. Durch das Zusammenspiel zwischen dem Fermentations-Know-how von Mushlabs und dem technischen Brauerei-Know-how in der Bitburger Braugruppe können wir echte Mehrwerte bieten. Nebenprodukte und existierende Infrastruktur aus dem Brauprozess zu nutzen, um alternative Proteine im Brauereiumfeld herzustellen, ist mit dieser Kooperation keine Zukunftsphantasie mehr, sondern gelebte Praxis, die nachhaltig für alle Beteiligten und die Umwelt Werte schafft.”
Mushlabs bezieht derzeit den neuen Hauptsitz in Hamburg, wo knapp 50 Mitarbeiter beschäftigt sind. Mitte Juni wurde Mushlabs für das EIC-Accelerator-Programm der EU ausgewählt und erhielt einen achtstelligen Betrag als Förderung. Schon 2020 wurde eine erste, internationale Finanzierungsrunde mit rund 9 Mio. Euro unter Beteiligung von Bitburger Ventures abgeschlossen.
gkä/bb