Schlafen im Pilzhaus

Schlafen im Pilzhaus

Das Wissenschafts- und Kunstkollektiv MY-CO-X um die Berliner Mikrobiologin Vera Meyer präsentiert im Frankfurter Metzlerpark eine Skulptur aus Pilzen, die bewohnbar und komplett biologisch abbaubar ist.

Eine Skulptur aus Pilzenmyzel zum Wohnen
Die bewohnbare Skulptur besteht aus 300 wabenförmigen Myzel-Elementen, die mit Sperrholzstreben miteinander verbunden sind.

Die Biotechnologie nutzt sie schon lange zur Herstellung von Medikamenten oder Biokraftstoffen: Pilze. Denn Pilze gibt es überall – in Lebensmitteln wie Wein und Käse genauso wie in Böden, Pflanzen und – auch auf der Haut können sie sich ansiedeln. Auf der Suche nach natürlichen und schnell nachwachsenden Rohstoffen rücken diese Mikroorganismen immer mehr in den Fokus der Bioökonomie. Mikrobiologin Vera Meyer ist überzeugt, dass man mit Pilzen fast alles machen kann – sogar Häuser und Möbel bauen. Den Beweis dafür liefert die Berliner Forscherin mit ihrem Wissenschafts- und Kunstkollektiv MY-CO-X. Im Rahmen der Ausstellungsreihe „tinyBE“ präsentiert das Team im Frankfurter Metzlerpark eine Skulptur aus Pilzen, die bewohnbar ist.

Wände und Möbel aus Zunderschwamm

Das sogenannte MY-CO-SPACE ist etwa 20 m2 groß und bietet Platz für zwei Personen. Vorbild für die Architektur ist eine Raumkapsel. Die Fassade des futuristischen Gebildes besteht aus einer tragenden Sperrholzkonstruktion, die 300 wabenförmige Pilzmyzel-Elemente miteinander verbindet. Dabei handelt es sich um Pilz-Stroh-Verbundstoffe, die komplett biologisch abbaubar sind. Die Wandteile wurden mit dem Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ausgefüllt. Auch bei der Herstellung von Stuhl und Bett war der Pilz behilflich.

Mit Pilzmaterialien zur Kreislaufwirtschaft

„Es geht um nichts weniger als komplett neu zu denken: Wie wollen wir in Zukunft leben? Wie ist das, mit begrenzten Ressourcen zu leben, zu wohnen? Geht das unbeschwert?“, erklärt Vera Meyer. Mit dem Pilzhaus will das Team von Fachleuten aus Forschung, Architektur und Design nicht nur zeigen, welches enorme Potenzial in Pilzen steckt, sondern auch, wie man mit diesem Biomaterial neue, zirkuläre Wirtschaftskreisläufe initiieren und Ressourcenknappheit entgegenwirken kann.

Das Pilzhaus ist noch bis Ende September im Frankfurter Metzlerpark zu sehen und kann sogar für eine Übernachtung gebucht werden.

bb