Nährstoffe aus Biertreber extrahieren

Nährstoffe aus Biertreber extrahieren

Freiberger Forscher entwickeln ein Verfahren, um aus Braurückständen Proteine oder Probiotika zu filtern und für die Lebensmittelindustrie nutzbar zu machen.

Bier wird oft als "flüssiges Gold" bezeichnet. Doch auch die Braurückstände sind wertvoll.

Beim Brauen von Bier fallen viele Rückstände an. Beispielsweise entstehen durchschnittlich 20 Kilogramm Treber pro Hektoliter Bier. Mit Blick auf die jährliche Bierproduktion in Deutschland sind das etwa zwei Millionen Tonnen Treber und ungefähr eine Million Tonnen Treberpresswasser. Diese Reststoffe enthalten wertvolle Substanzen, von denen ein Teil in der Landwirtschaft als Tierfutter genutzt wird, doch das Gros landet im Abfall. Das wollen Forscher ändern. Auch das Wasser, das beim Pressen des Biertrebers anfällt, enthält Nährstoffe wie Proteine, verschiedene Zucker sowie gesundheitsfördernde Substanzen wie Polyphenole und Antioxidantien.

Nährstoffe aus Treberpresswasser filtern

Im Rahmen eines Forschungsprojektes arbeitet ein Team um Roland Haseneder und Volker Herdegen vom Institut für Thermische Verfahrenstechnik, Umwelt- und Naturstoffverfahrenstechnik der TU Bergakademie Freiberg daran, die Inhaltsstoffe aus dem Treberpresswasser zu gewinnen und sie als Nahrungsergänzungsmittel nutzbar zu machen. „Zuerst leiten wir das Treberpresswasser unter leichtem Druck durch verschiedene Membran-Typen aus Kunststoff oder Keramik mit unterschiedlichen Porengrößen und trennen die Bestandteile damit nach ihrer Masse auf“, erläutert Roland Haseneder. Das Problem: Herausgefilterte Moleküle wie etwa Polyphenole bleiben häufig an der Oberfläche der Proteine haften. Um das zu verhindern, wollen die Freiberger Forscher die herausgefilterten Nährstoffkomplexe mithilfe einer neuen Methode verfeinern.

Nährstoffe mit CO2 extrahieren

Zur Anwendung kommt die sogenannte CO2-Extraktion, die auch zur Herstellung von entkoffeiniertem Kaffee genutzt wird. „Die mithilfe der Membranfiltration gewonnenen Inhaltsstoffe im Treberpresswasser können wir mit flüssigem CO2 so behandeln, dass sich die Molekülgruppen voneinander trennen lassen“, sagt Haseneder. Durch die Kombination von Filtrierung und CO2-Extraktion hoffen die Forscher, Proteine, Präbiotika und Antioxidantien künftig in reiner Form aus dem Treberpresswasser gewinnen zu können. So könnten künftig aus jedem Liter Presswasser bis zu 15 Gramm des „weißen Pulvers“ mit den entsprechenden Nährstoffen entstehen und zur weiteren Verarbeitung an die Lebensmittelindustrie abgegeben werden.

Neue Einkommensquelle für Bierbrauer

Die Arbeit des Freiberger Teams wird im Rahmen des Forschungsprojektes „Optimierung der Fraktionierung von Treberpresswasserinhaltsstoffen durch den Einsatz hybrider Trennverfahren“ vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus mit 261.000 Euro für die Dauer von zweieinhalb Jahren gefördert. Sollte die Freiberger Technologie in Brauereien zum Einsatz kommen, könnte die Gewinnung von Nährstoffen aus Treber für Bierbrauer eine neue Einnahmequelle sein. Da den Biertrebern die Feuchtigkeit entzogen wird, ist der Reststoff auch länger haltbar. Zudem ist die Gewinnung der Wertstoffe aus den nunmehr festen Stoffen weniger aufwendig und kostengünstiger.

bb