Bioökonomierat zieht Bilanz

Bioökonomierat zieht Bilanz

Die zweite Amtszeit des Bioökonomierates geht dem Ende entgegen. Nach knapp sieben Jahren Beratertätigkeit zieht das Expertengremium ein positives Fazit. 

Der Bioökonomierat zieht ein positives Fazit seiner Beratungstätigkeit für die Bundesregierung.

Als Gremium ins Leben gerufen wurde der Bioökonomierat bereits vor zehn Jahren. Seitdem steht er der Bundesregierung in allen Fragen der Bioökonomie beratend zur Seite. Die erste Arbeitsphase lief von 2009 bis 2012. Danach wurde eine zweite Amtzeit des Rates mit 17 ehrenamtlich tätigen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft gestartet. Diese haben stellvertretend für die Breite der in der Bioökonomie tätigen Akteure ihr Wissen gebündelt, um den Strukturwandel von einer erdöl- hin zu einer biobasierten Wirtschaft durch Forschung und Innovation voranzutreiben und ökonomische, ökologische, naturwissenschaftliche sowie gesellschaftliche Fragestellungen zu diskutieren. Dies zweite Amtszeit endet nun offiziell im Juli 2019 mit dem Auslaufen der Nationalen Forschungsstrategie Bioökonomie.

Verständnis der Bioökonomie entwickelt

„Es war genau diese Breite an Fachwissen und Erfahrungen, die unsere Diskussionen belebt und zu fruchtbaren Ergebnissen geführt hat. Auf diese Weise konnten wir ein umfassendes Verständnis der Bioökonomie und ihrer Beiträge für eine zukunftsfähige Wirtschaft entwickeln“, resümiert die Ko-Vorsitzende des Bioökonomierates, Christine Lang. Mit ihrem Fachwissen haben die Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft dazu beigetragen, die Bioökonomie nicht nur national, sondern auch international ins Rampenlicht zu stellen und auf die politische Agenda zu setzen.

Von Visionen und konkreten Handlungsempfehlungen 

„Der Rat hat zum einen die Vision einer Wirtschaft entwickelt, in der Mensch und Natur zu Harmonie finden. Dazu ist nachhaltiger Konsum erforderlich. Zum anderen hat er sehr konkrete Empfehlungen zur Forschungs- und Innovationspolitik und zur Umgestaltung für mehr Nachhaltigkeit in Wirtschaftssektoren verabschiedet, so zur Agrar-, Forst-, Chemie-, Energiepolitik und dabei auch Kontroversen nicht gescheut“, bilanziert Joachim von Braun, Ko-Ratsvorsitzender des Bioökonomierates und Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn.

Etwa 80 Veröffentlichungen, darunter Meldungen, Politik- und Forschungsempfehlungen und umfassende Hintergrundpapiere, hat der Rat im Laufe der Jahre veröffentlicht. So bezog er Stellung zur aktuellen Diskussion um das europäische EU-Gentechnikrecht und forderte mit Blick auf neue Verfahren wie dem Genome Editing eine Modernisierung der geltenden Rahmenbedingungen. Im Hinblick auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung empfahl das Gremium der Bundesregierung, den Fokus stärker auf alternativer Eiweißquellen wie Hülsenfrüchte, Algen und Insekten zu lenken.

Gesellschaftlicher Dialog gefördert

Neben regelmäßigen Gesprächen mit den sieben beteiligten Ministerien wurde vor allem auch der gesellschaftliche Dialog zum Thema Bioökonomie gefördert. Dies beinhaltete Fachvorträge auf verschiedensten nationalen und internationalen Konferenzen, aber auch ganz neue Formate zum Bürgerdialog. Darüber hinaus wurden Kunstprojekte sowie Produkt-Ausstellungen initiiert, die veranschaulichen, wie die Bioökonomie den Alltag bereits erobert hat und welchen Beitrag Innovationen aus der Bioökonomie zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen leisten.

Die Anregungen des 17-köpfigen Expertenteams haben des Weiteren maßgeblich dazu beigetragen, dass die Bundesregierung die Bioökonomie nicht nur in der spezifischen Bioökonomie-Strategie, sondern auch auf eine breitere, übergeordnete Innovationsagenda gesetzt hat. Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist sowohl in der Hightech-Strategie 2025 als auch in der 2017 verabschiedeten Neuauflage der Nachhaltigkeitsstrategie fest verankert. Darüber hinaus sind die Empfehlungen des Rates in die Ausarbeitung der neuen Bioökonomie-Strategie der Bundesregierung eingeflossen, die für diesen Sommer erwartet wird. 

Globale Konzepte zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Auch international hat der Bioökonomierat Spuren hinterlassen. Mit seiner Expertise unterstützte er andere Länder bei den Bemühungen, bioökonomische Strategien zu entwickeln und zu etablieren. Mit der Etablierung des "Global Bioeconomy Summit" als internationale Plattform für den politischen Austausch mit verschiedenen Beteiligten aus Ländern der ganzen Welt hat der Rat eine internationale Bühne geschaffen, um die Bioökonomie global zu diskutieren und auf die politische Agenda zu setzen. „Die Global Bioeconomy Summits 2015 und 2018 waren richtungsweisend und versammelten jeweils etwa 700 Teilnehmer aus über 70 Ländern. Gemeinsam haben wir Konzepte erarbeitet, damit die Bioökonomie zu den globalen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsagenden beiträgt“, betonen die Ratsvorsitzenden.

So wurde zum Abschluss des ersten Weltgipfels im November 2015 ein Abschlusscommuniqué verabschiedet, das fünf Prioritäten einer internationalen politischen Agenda auf dem Weg in die biobasierte Wirtschaft definierte. Mit dem Appell an die internationale Politik, dass die Bioökonomie stärker global gedacht werde muss, ging im April 2018 der zweite Summit zu Ende.

Die abschließende Sitzung des Rates findet Ende Mai in Berlin statt. Die Experten hatten der Bundesregierung die Weiterentwicklung der Beratungsstruktur empfohlen, insbesondere die Einrichtung einer deutschen Bioökonomieplattform. Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek hat diesen Vorschlag in einem Dankesschreiben an den Rat aufgegriffen. Die neue Bioökonomie-Strategie soll im Sommer veröffentlicht werden. Sie wird auch ein breit aufgestelltes Beratungsgremium vorsehen.

bb