Globale Politikagenda mitgestalten
Der 2. Global Bioeconomy Summit endete mit einem klaren Appell an die internationale Politik: Bioökonomie müsse stärker global gedacht werden und brauche dazu ein eigenständiges Forum.
Während der erste Tag des Global Bioeconomy Summit 2018 sich viel um Innovationen und Technologien drehte, setzte der zweite Kongresstag in Berlin einen deutlichen Akzent auf politischen und gesellschaftlichen Fragen rund um die Bioökonomie.
Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner betont Zukunftschancen
Den Auftakt machte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Bioökonomie sei eines der spannendsten Themen überhaupt, denn darin stecke viel Zukunft und neue Chancen – ob für den Alltag, Wirtschaft oder Technik. Gleichzeitig müsse klar sein, dass man dieses Konzept international denken und entwickeln müsse. Etwa, um die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu erreichen. „Dazu haben wir uns verpflichtet“, sagte Klöckner. Sie verwies auf eine durch ihr Ministerium unterstützte Bioökonomie-Arbeitsgruppe der Welternährungsorganisation FAO („ISBWG“), in der Experten aus zahlreichen Ländern und Organisationen zusammenarbeiten, um Leitlinien für eine nachhaltige Bioökonomie zu formulieren.
„Im Zeitalter vernetzter internationaler Handelswege und der Digitalisierung werden wir alle zu Weltbürgern“, betonte Klöckner. Ihr Haus investiere nicht nur in die Forschung und Entwicklung zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe, sondern auch in die Vermessung der Bioökonomie. „Wir brauchen ein Monitoring, damit klar wird, wo wir stehen und damit wir Vergleiche anstellen können“, sagte die Bundeslandwirtschaftsministerin. Sie erhoffe sich nachhaltige Impulse, die von dem Berliner Gipfel ausgingen.
Bioökonomie kann Zugang zu Nahrung verbessern
Auch Maria Helena Semedo, die stellvertretende Direktorin der Welternährungsorganisation FAO, nannte den Global Bioeconomy Summit eine exzellente internationale Plattform. „Bioökonomie ist ein komplexes Konzept, in dem alle ihre Rolle spielen müssen“, sagte sie. Ernährungssicherheit müsse Priorität haben. Biobasierte Technologien und innovative Anbauverfahren könnten helfen, den Zugang zu Lebensmitteln zu verbessern. Semedo gab sich programmatisch. Getreu der Maxime der SDGs sagte sie: „Lasst uns niemanden zurücklassen, sondern gemeinsam vorankommen.“
Die zwei Plenar-Sessions am zweiten Gipfeltag beschäftigten sich ebenfalls mit globalen politischen Rahmenbedingungen, die für die Bioökonomie relevant sind. Am Nachmittag stellten vier „Rapporteure“ den versammelten Teilnehmern hochkomprimiert die wichtigsten Ergebnisse und Diskussionspunkte aus den 14 Workshops des Summits vor.
Abschlusscommuniqué des Gipfels vorgestellt
Am Nachmittag wurde das Communiqué des 40-köpfigen Beratergremiums des Global Bioeconomy Summits ausgeteilt und diskutiert. Das Papier ist in monatelanger Vorarbeit entstanden und wurde erst am Vorabend des Summits finalisiert. Die Autoren fordern darin ein unabhängiges, globales Bioökonomie-Forum, das einen strukturierten Austausch zu globalen Bioökonomie-Themen im internationalen Dialog ermöglicht.
Evidenzbasierte Informationsplattform gefordert
Zudem setzt sich das Papier für die Schaffung einer evidenzbasierten Informationsplattform für Politik- und Regierungsvertreter ein, die von allen Beteiligten als glaubwürdig eingestuft wird.
Es brauche eine kompetente und wirksame politische Stimme, die im internationalen Politikbetrieb bei Fragen der Innovationspolitik, nachhaltigen Entwicklung und zum Pariser Abkommen eine breite Bioökonomie-Perspektive vertritt, welche auch die gegenseitigen Abhängigkeiten der internationalen Nachhaltigkeitsziele berücksichtige. Zudem regen die Autoren internationale Kooperationsprogramme in Forschung und Entwicklung an, die auf Basis gemeinsamer Ziele den weltweiten Wissens- und Kompetenzaufbau in der Bioökonomie vorantreiben können.
Zum Abschied und Abschluss des Gipfels stellte Bioökonomierats-Covorsitzende Joachim von Braun vor den mehr als 700 Teilnehmern eine nächste Ausgabe des „Global Bioeconomy Summit“ im Jahr 2020 in Aussicht.
pg