Rolle der Ökodörfer im Visier

Rolle der Ökodörfer im Visier

Oldenburger Forscher wollen ergründen, inwiefern alternative Lebensstile wie Ökodörfer den Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft ebnen können.

Ökodorf Sieben Linden in Sachsen-Anhalt
Ökodorf Sieben Linden in Sachsen-Anhalt

Alternative Lebensformen gab es schon immer. Ob Klöster, Ökodörfer oder andere sozialökologische Gemeinschaften: Allen gemein ist das Leben in der Gemeinschaft und der Wunsch nach weitgehender Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Zwängen. Die freigewählte Isoliertheit machte durchaus erfinderisch und brachte oft Lösungen hervor, die umweltfreundlich und nachhaltig sind. Inwiefern Nachhaltigkeitsinitiativen wie Ökodörfer oder landwirtschaftliche Produktionsgemeinschaften den Weg in eine neue Wirtschafts- und Lebensform ebnen können, das wollen Wissenschaftler der Universität Oldenburg in den kommenden drei Jahren erforschen.

Affekte und Emotionen der Gemeinschaften im Blick

Das Projekt „TransGem“ wird im Rahmen des Förderprogramms „Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung“ des Landes Niedersachsen und der VolkswagenStiftung mit mehr als 1 Mio. Euro gefördert. Im Fokus steht sowohl das Zusammenleben dieser alternativen Gemeinschaften als auch deren Effekte auf die Gesellschaft. „In unserem Arbeitspaket an der Universität Osnabrück geht es um eine psychologische Perspektive auf die Bedingungen und die Effekte der Teilnahme in Nachhaltigkeitsgemeinschaften. Dabei spielen Affekte und Emotionen eine besondere Rolle“, erklärt Regina Kempen.  

Drei in Niedersachsen beheimatete Gemeinschaften wollen die Forscher dafür ins Visier nehmen: die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft gASTWERKe, den Verein Solidarische Landwirtschaft Oldendorf sowie eine Reihe von Initiativen, die in der Dorfgemeinschaft Oberndorf vernetzt sind. Naturnähe, Selbstversorgung, Energieautarkie, Müllvermeidung sowie ökologisches Bauen und ein respektvoller Umgang miteinander und der Umwelt prägen das Zusammenleben dieser Gemeinschaften. „Uns interessiert vor allem, inwiefern diese Gemeinschaften eine transformative Kraft entwickeln und welche gesellschaftlichen und politischen Konsequenzen damit verbunden sind“, sagt der Oldenburger Forscher Thorsten Raabe.

Spannungsfelder und Außenwirkung hinterfragen

Dabei interessiert die Forscher vor allem, welche Rolle gesellschaftliche Diskurse wie etwa zum Klimawandel für die Nachhaltigkeitsinitiativen spielen, und ob diese nur in ihrem inneren Kreis oder auch in der Gesellschaft Veränderungen anstoßen. 

Auch das mögliche Spannungsfeld zwischen dem Einzelnen und der Gruppe steht im Visier. Hinterfragt  werden die Anforderungen, die der Einzelne erfüllen muss, um Teil der Gruppe werden zu können aber auch was Mitglieder verbindet oder trennt. Über diese Fragen wollen die Forscher erfahren, wie und in welchem Umfang solche Gemeinschaften Kreativität und Gestaltungskraft auf der Suche nach einer nachhaltigen Zukunft entwickeln. „Möglicherweise führt die gemeinsame Praxis dazu, dass die Initiativen sich selbst als eine Handlungseinheit begreifen und auch von außen so wahrgenommen werden – als ein Kollektivsubjekt, das eine gemeinsame Intention und ein geteiltes Verantwortungsbewusstsein entwickelt“, sagt Raabe.

bb