Thüringen

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Thüringen hat das Potenzial der biobasierten Wirtschaft erkannt. Gemeinsam mit Sachsen und Sachsen-Anhalt will man die Bioökonomieregion Mitteldeutschland aufbauen. Grundsätzlich sieht die Landesregierung große Chancen in der industriellen Biotechnologie, insbesondere in der Entwicklung von Bau- und Verbundwerkstoffen, die neben Holz auch aus Hanf oder Stroh bestehen könnten. Die Strategien zu Klimaschutz und Innovation von 2019 greifen diese Punkte auf. Konkret wurde im Juni 2024 grünes Licht für den Bau eines Forschungszentrums für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen mit Sitz Weimar gegeben, Das Zentrum soll die Forschung zu neuen Baustoffen, alternativen Bautechnologien und ressourcenschonenden Herstellungs- und Bauverfahren bündeln und forcieren.

Grundlagen: Politik & Forschung 

Im Rahmen des 1. Mitteldeutschen Bioökonomiekongresses wurde im Mai 2022 eine Absichtserklärung zur regionalen Bioökonomie-Entwicklung veröffentlicht. Herausgeber sind der BioEconomy Cluster, das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) und die Metropolregion Mitteldeutschland. Darin bekräftigen die Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft ihre Absicht, in Mitteldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen), eine zukunftsweisende Bioökonomie-Modellregion einzurichten. Für die Umsetzung schlägt man ein Bündel von Maßnahmen vor, wobei ein Schwerpunkt auf die Wirtschafts- und Industriesektoren Agrar und Ernährung sowie Chemie und Holzverarbeitung gelegt wird. Wie aus einem Landtagsbeschluss vom Februar 2022 hervorgeht, sieht Thüringen seine Stärke vor allem in der Nutzung seines wichtigsten Rohstoffs Holz und stellt Gelder für den Bau eines entsprechenden Innovationszentrums bereit.  

Drei Jahre zuvor hob die Thüringer Landesregierung den Stellenwert der Bioökonomie bereits in ihrer Regionalen Innovationsstrategie für intelligente Spezialisierung und wirtschaftlichen Wandel hervor. Als Teilbereich des Spezialisierungsfeldes „Nachhaltige Energie und Ressourcenverwendung” schreibt man ihr unter anderem großes Potenzial in den Bereichen neue Materialien aus regenerativen Rohstoffen, biotechnologische Verfahren und nachhaltige Wasserwirtschaft (z. B. Nutzung von Reststoffen aus Abwasser) zu. Elementarer Baustein der Innovationsstrategie ist die Vernetzung aller Akteure. Wirtschaft, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Politik sollen kooperieren und Cluster bilden. Koordiniert wird die Umsetzung der Innovationsstrategie vom Thüringer Clustermanagement (ThCM), wobei neue Kooperationsformen und Netzwerke gefördert werden, um die Resilienz der regionalen Wirtschaft zu stärken.

Des Weiteren findet sich die Bioökonomie in der Klimaschutzstrategie des Landes wieder. Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) greift darin einmal mehr die Themen Holz und landwirtschaftliche Nebenprodukte wie Lignocellulose mit einem Fokus auf Stroh, Stärke und Naturfasern auf. Diese könnten ihre Vorzüge für den Klima- und Ressourcenschutz vor allem im Bausektor zur Geltung bringen. Es gelte, entsprechende Forschungsförderungen zu stärken. 

Zur Thüringer Forschungslandschaft zählen neun staatliche Universitäten und Fachhochschulen sowie mehrere Institute und außeruniversitäre Einrichtungen. Entsprechend der Innovationsstrategie liegt der Fokus im Spezialisierungsfeld Nachhaltige Energie und Ressourcenverwendung, wobei die Materialforschung eine zentrale Rolle spielt.

Förderung & Innovation

Die Förderaktivitäten der Thüringer Landesregierung zur Bioökonomie konzentrieren sich ebenfalls auf Projekte und Einrichtungen, die sich auf eine nachhaltige, intelligente Verwendung erneuerbarer Ressourcen konzentrieren.  
In diesem Sinne unterstützt der Freistaat.

Unter den biologischen Rohstoffen nimmt Holz in Thüringen den höchsten Stellenwert ein. Biobasierten Innovationen aus diesem Material widmet sich das Bündnis RENAT.BAU (Ressourcenmanagement für nachhaltiges Bauen) mit Hauptsitz in Weimar. Die Innovations- und Vernetzungsplattform ist Teil des BMBF-Förderprogramms WIR! – Wandel durch Innovation in der Region und verbindet 72 Akteure aus dem Sektor Baustoff- und Recyclingforschung. 

Neben der staatlichen findet in Thüringen auch Forschungs- und Innovationsförderung durch private Stiftungen statt. Im Fall von Pierre Stallforth, Professor für Bioorganische Chemie und Paläobiotechnologie, ist es die Werner Siemens-Stiftung, die den Aufbau eines neuen Bereichs an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unterstützt. Mit Einrichtung des Forschungssektors Paläobiotechnologie verfolgt man das Ziel, einstige Naturstoffe wiederherzustellen und sie als antibiotischen Wirkstoff gegen resistente Bakterien einzusetzen. Aktuell werden hier antimikrobielle Naturstoffe aus Bakterien der Gattung Pseudomonas erforscht, die als umweltfreundliche Alternativen zu konventionellen Antibiotika in der Landwirtschaft sowie in der Medizin genutzt werden könnten.