Umwelt per DNA-Barcode beobachten
Eine neue Gen-Datenbank soll die Artbestimmung ökologisch aussagekräftiger Wasserinsekten künftig erleichtern und Umweltgutachtern bei ihrer Arbeit helfen.
In der Forstwirtschaft, im Naturschutz und bei der Planung von Baumaßnahmen und Projekten spielt die Umweltbeobachtung, das sogenannte Umweltmonitoring, eine wichtige Rolle. Dazu werden in regelmäßigen Abständen ökologisch aussagekräftige Pflanzen- und Tierarten erfasst. Diese „Zeigerarten“ liefern Informationen über den Zustand der Umwelt und geben Hinweise auf Wasserverschmutzung und klimatische Veränderungen. Forscher der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) haben nun eine genetische Datenbank veröffentlicht, die den Ökologen und Umweltgutachtern ihre Arbeit erleichtern soll.
Genetische Bestimmung von Zeigerarten
Wie die Münchner Forscher im internationalen Fachjournal Molecular Ecology Resources berichten, umfasst die neue Gen-Datenbank der ZSM rund 360 Arten der Eintags-, Köcher-, und Steinfliegen in Deutschland. Die Arten unterscheiden sich anhand ihres Aussehens oft kaum, haben aber dennoch ökologisch verschiedene Ansprüche. „Die neu von uns aufgestellte DNA-Datenbank beinhaltet alle für ökologische Fragestellungen relevanten Arten“, erklärt der Biologe Jérôme Morinière, Koordinatior des Projekts „German Barcode of Life“ (GBOL). Wie bei einem Barcode können die Insekten anhand artspezifischer genetischer Merkmale identifiziert werden. Damit ermöglicht die neue Datenbank eine schnellere und insbesondere zuverlässigere Bestimmung der Zeigerarten. „Unser Ziel ist der weitere Ausbau unserer „Bibliothek des Lebens“ und deren Nutzbarkeit im Umwelt- oder Biodiversitätsmonitoring“, so Morinière.
DNA-Barcodes aller Tiere, Pflanzen und Pilze erfassen
Die Wissenschaftler der ZSM haben im Rahmen der Projekte „German Barcode of Life“ (GBOL) und „Barcoding Fauna Bavarica" (BFB) bereits wichtige Beiträge geleistet. Inzwischen haben sie über 20.000 Tierarten erfasst und Checklisten für bayerische Insektengruppen wie Wildbienen, Schmetterlinge und Heuschrecken erarbeitet. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte GBOL-Projekt umfasst ein Netzwerk von verschiedenen Forschungseinrichtungen und Naturkundemuseen, darunter die ZSM. Ziel ist es, alle Tiere, Pflanzen und Pilze in Deutschland anhand ihrer artspezifischen DNA-Barcodes zu charakterisieren. „Barcoding Fauna Bavarica“ fokussiert sich wiederum auf bayerische Tierarten, die immerhin rund 85% des deutschen Tierartenspektrums umfassen. Es wird vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gefördert. Darüber hinaus ist die ZSM mit über 200.000 Proben einer der wichtigsten Partner des länderübergreifenden Projekts „international Barcode of Life“ (iBOL). Mit den Gen-Datenbanken leistet die ZSM einen wichtigen Beitrag für das Biodiversitäts- und Umweltmonitoring.
bp