Rostocker Allianz entwickelt kultiviertes Schweinefleisch

Rostocker Allianz entwickelt kultiviertes Schweinefleisch

Forschende der Unimedizin Rostock werden ihre Expertise auf dem Gebiet der Stammzellforschung bei der Entwicklung von kultiviertem Fleisch einbringen und gemeinsam mit dem Start-up Innocent Meat Verfahren zur Optimierung tierischer Stammzellen für neue Lebensmittel etablieren.

Kultiviertes Fleisch aus Muskelzellen in der Petrischale
Für den weltweit ersten In-vitro-Burger-Patty verwendete das Team von Mark Post im Jahr 2013 tierische Muskelzellen..

Um die wachsende Bevölkerung auch in 20 Jahren noch ernähren zu können, suchen Forschende seit langem nach Alternativen zu bestehenden Produktionsmethoden. Eine vielversprechende Option könnte im Labor kultiviertes Fleisch sein. Dafür werden einem Rind oder Schwein Muskelstammzellen entnommen und mithilfe von Zell- und Gewebekulturtechniken vermehrt. Die Forschung auf diesem Gebiet läuft weltweit auf Hochtouren. Vor allem Start-ups wie Innocent Meat aus Rostock gelten hier als Innovationstreiber. Bei der Herstellung von kultiviertem Fleisch wird das Unternehmen künftig mit Forschenden der Unimedizin Rostock zusammenarbeiten.

Kultiviertes Fleisch aus Stammzellen von Schweinen

„Die Unimedizin Rostock blickt auf viele Jahre Erfahrung in der Stammzellforschung und verfügt somit über eine umfassende wissenschaftliche Expertise, die nun auch für den Lebensmittelsektor einen wichtigen Nutzen haben kann“, erklärt Emil Reisinger, Dekan und Wissenschaftlicher Vorstand.

Im Rahmen des Projektes MOSTIME „Moderne Stimulationsmethoden zur Differenzierung adulter Stammzellen in funktionales Gewebe zur Herstellung von zellbasierten Fleischprodukten für den Lebensmittelsektor“ will das Team Fleischprodukte aus Stammzellen von erwachsenen Schweinen entwickeln. „Diese Zellen werden in Bioreaktoren kultiviert und in Muskel-, Fett- und Bindegewebszellen unterschieden“, erklärt Robert David, Leiter der Forschungsgruppe der Herzchirurgie.

Vermehrung tierischer Stammzellen optimieren

Die Forschenden wollen zugleich standardisierte Verfahren zur Reprogrammierung und elektrische Stimulationsparameter erarbeiten und diese zu einem optimierten Stimulationsverfahren verbinden, um die Vermehrung tierischer Stammzellen zu optimieren. Den Forschenden zufolge haben bereits erste Versuche mit Skelettmuskelzellen gezeigt, dass sich die Zellen durch Elektrostimulation stark vermehren lassen.

Kooperation mit Technologieanbieter für Fleischproduzenten

Mit der Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie, dem Forschungslabor für Biomechanik und Implantattechnologie sowie der Orthopädischen Klinik und Poliklinik an der Universitätsmedizin Rostock sind drei Forschungseinrichtungen an dem Vorhaben MOSTIME beteiligt. Das Projekt wird bis 2025 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Mit Innocent Meat haben die Rostocker Unimediziner einen Partner, der sich auf die Herstellung von Produktionssystemen zur Erzeugung zellbasierter Lebensmittel fokussiert.

Singapur und die USA sind bisher die einzigen Länder, in denen Fleisch aus dem Labor bereits zugelassen ist. In der EU ist der Verkauf von zellbasiertem Fleisch noch nicht gestattet. Als weltweit erstes Unternehmen hatte im September vergangenen Jahres The Cultivated B aus Heidelberg bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen Antrag auf Zulassung eines zellbasierten Wurstprodukts gestellt.

bb