Neue DFG-Kommission: Ganzheitlicher Blick auf Agrar- und Ernährungssysteme

Neue DFG-Kommission: Ganzheitlicher Blick auf Agrar- und Ernährungssysteme

Ein 18-köpfiges Fachgremium formt die neue Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen.

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Eine Sonderkommission der DFG wird den Wandel der Agrar- und Ernährungssysteme wissenschaftlich begleiten.

Die Sicherung der Ernährung ist die wichtigste Aufgabe der Landwirtschaft. Doch schon heute leidet die Branche unter den Folgen des Klimawandels und steht unter Druck, die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung zu sichern. Gleichzeitig ist sie mitverantwortlich für einen Großteil der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen und für den Verlust der biologischen Vielfalt. Ein Wandel der Agrar- und Ernährungssysteme zu mehr Nachhaltigkeit ist der einzige Weg, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Diesen tiefgreifenden Wandel besser zu verstehen und wissenschaftlich fundierte Informationen für die daraus resultierenden gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen aufzubereiten, ist Aufgabe der neu eingerichteten Ständigen Senatskommission „Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Breite wissenschaftliche Expertise

„Das Alleinstellungsmerkmal der neuen DFG-Senatskommission ist ihre breite wissenschaftliche Expertise und die systemische Betrachtung der Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen“, sagt DFG-Präsidentin Katja Becker. „Die bisher national eingerichteten Gremien und Institutionen decken überwiegend nur einen bestimmten Teilbereich der Landwirtschaft ab und sind zudem häufig weisungsgebunden. Diese Lücke will die DFG mit der neuen Senatskommission schließen.“ Das Gremium soll, so Becker, „rein grundlagenwissenschaftlich arbeiten und die Agrar- und Ernährungssysteme in ihrer Gesamtheit betrachten“.

Um das Thema in seiner Komplexität zu erfassen, werden die Mitglieder der Kommission die gesamte Wertschöpfungskette betrachten – von den natürlichen Rahmenbedingungen wie Boden, Klima und Biodiversität über die Anbau- und Produktionssysteme für Pflanzen und Tiere und deren Einbettung in den Markt. Auch Handel und Nachfrage sowie die Ernährungsbedürfnisse und Ernährungsgewohnheiten der Verbraucherinnen und Verbraucher werden beleuchtet. Der Fokus der Aktivitäten liegt auf dem deutschen und europäischen Raum. Darüber hinaus wird die Sonderkommission Positionspapiere erarbeiten und die DFG bei Diskussionen und Anhörungen zum Thema Agrar- und Ernährungswende vertreten.

Fachübergreifende Beratung

Insgesamt 18 Fachleute aus den Agrar-, Gesellschafts-, Natur- und Lebenswissenschaften gehören dem neu eingerichteten Gremium an – darunter sind viele Persönlichkeiten, die bereits auf bioökonomie.de in unseren Interviews zu Wort kamen, wie der Göttinger Agrarökonom Matin Qaim, der Bonner Bodenkundler Wulf Amelung, der Berliner Politikwissenschaftler Peter Feindt und die Wissenschaftliche Direktorin des IGZ, Nicole van Dam.

Den Vorsitz der Kommission übernimmt Agrarbiologin Doris Vetterlein vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle (Saale). „Aufgabe der Kommission ist es, kontinuierlich neue Erkenntnisse hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Bedeutung aufzuarbeiten und so eine wissenschaftsbasierte und fachübergreifende Beratung zu leisten“, so die Senatskommissionsvorsitzende. „Der Schwerpunkt liegt dabei auf kontrovers diskutierten Themen, sich neu entwickelnden Fragestellungen oder auch auf der Bewertung des Potenzials und Risikos technischer Innovationen.“

DFG-Sonderkommission „Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen"

Eine Liste aller Mitglieder und Gäste der Sonderkommission finden sie auf der Internetseite der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Das 18-köpfige Team, das zunächst für drei Jahre berufen wurde, hat sich drei Schwerpunkte gesetzt: Es will Wege zur Ernährungssicherung im Rahmen der planetaren Grenzen, zur Diversifizierung des Anbaus von Kulturpflanzen und zur gesellschaftlichen Transformation der Produktion und des Konsums von Fleisch und tierischen Produkten aufzeigen. Damit folgt die Senatskommission auch der „Farm to Fork“-Strategie der Europäischen Union (EU), die neben der internationalen Verflechtung der Lieferketten auch die ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen der Transformation berücksichtigt. Die erste Amtszeit der Kommission beträgt fünf Jahre. Ende April wird das Gremium zu seiner ersten konstituierenden Sitzung zusammenkommen.

bb