Mit Plasma Kornkäfer bekämpfen

Mit Plasma Kornkäfer bekämpfen

Mithilfe einer innovativen Plasmatechnologie haben Forschende den Weg bereitet, Getreide vor Schädlingen zu schützen und damit länger haltbar zu machen.

Vier Plasmaquellen wurden hintereinander geschaltet und das Schüttgut nimmt einen vorher eingestellten Weg über das Förderband.
Vier Plasmaquellen wurden hintereinander geschaltet und das Schüttgut nimmt einen vorher eingestellten Weg über das Förderband.

Kornkäfter fressen sich in die Getreidehülle, legen im Korn ihre Eier ab und können ganze Ernten im Nachhinein vernichten. Die lichtscheuen Rüsselkäfer sind vor allem in Getreide- und Vorratslagern zu finden. Ist das Erntegut massiv befallen, entstehen „Wärmenester“. Dadurch steigt die Luftfeuchtigkeit und damit auch das Risiko, dass das Getreide von Pilzsporen befallen wird. Fachleute schätzen, dass durch den Schädlingsbefall bei gelagertem Getreide weltweit Schäden in Millionenhöhe entstehen. Bisher gibt es kaum eine Möglichkeit, die Schädlinge effizient zu bekämpfen – vor allem ohne chemische Insektizide. Forschende der Hochschule Neubrandenburg und des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie (INP) Greifswald haben nun eine umweltfreundliche Lösung parat.

Plasmaluft umströmt Körner auf Förderband

Im Rahmen des Projektes Physics for Food & Feed wurde in den vergangenen zwei Jahren ein Verfahren entwickelt, das Kornkäfer im Erntegut mithilfe von Plasma unschädlich macht. In Zusammenarbeit mit dem Projektpartner automation & software Günther Tausch aus Neubrandenburg wurde dafür extra ein Förderband mit vier Plasmaquellen ausgestattet und ein gut drei Meter hohes Silo aufgestellt. Das Korn auf dem Förderband wird hier von Plasmaluft umströmt und diese macht die Schädlinge unschädlich.

Kornkäfer im Getreide zu 99% unschädlich gemacht

In Laborversuchen konnten mit dem kaltem Atmosphärendruck-Plasma 99% der Kornkäfer im Getreide unschädlich gemacht werden. Das Besondere an dem sogenannten Plasma-Silo ist den Forschenden zufolge die Kombination eines gasdichten Schüttgut-Silos mit der innovativen Plasma-Technologie zur Schädlingsbekämpfung. Der Prototyp bietet zudem Forschenden die Möglichkeit, die klimatischen Bedingungen und die Gaszusammensetzung im Innenraum zu erfassen und das Schüttgut während der Lagerung zu behandeln und Proben zu entnehmen.

Praxistest für Plasma-Silo startet

Ab sofort soll das Verfahren in der Praxis erprobt werden. „In den nächsten Wochen und Monaten werden wir Experimente mithilfe des Förderbandes durchführen und prüfen, ob sich die Ergebnisse aus dem Labor bestätigen lassen“, so Projektleiter Sebastian Glaß. Getestet wird dabei unter anderem, welche Durchsatzmenge an Körnern oder auch welche Fördergeschwindigkeit angebracht sind, um den größten Nutzen zu erzielen. Mithilfe der Plasmatechnologie könnte der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln reduziert und die Getreideernte optimiert werden.
 
 „Physics for Food & Feed“ ist Teil des Projektes „Physics for Food– Eine Region denkt um!“ und wird seit 2018 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ gefördert. Im Fokus des Großvorhabens steht die Entwicklung neuer physikalischer Technologien für Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung.

bb