Metaanalyse: Gentechnik-Pflanzen mit positiver Bilanz
Durch den Anbau von Gentechnik-Pflanzen ist weltweit der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gesunken, die Erträge sind gestiegen. Zu diesem Schluss kommt eine Metaanalyse von Göttinger Agrarökonomen.
Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen hat weltweit zu einem Rückgang an eingesetzten Pflanzenschutzmitteln und zu höheren Erträgen geführt. Am deutlichsten profitierten dabei die Landwirte in Entwicklungsländern. Zu diesem Schluss kommt die bisher umfassendste Metaanalyse von Agrarökonomen der Universität Göttingen. Die Wissenschaftler werteten weltweit 147 Originalstudien zum Thema aus. Die Ergebnisse sind im Fachjournal PLOS ONE (2014, Online-Veröffentlichung) erschienen.
In der bisher umfassendsten Analyse zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderter Nutzpflanzen haben die Göttinger Agrarökonomen Matin Qaim und Wilhelm Klümper Studien ausgewertet, die zwischen 1995 und März 2014 erschienen sind. Damit bietet die Metastudie nahezu einen Überblick über die gesamte Geschichte des Gentechnik-Pflanzenanbaus. Die Autoren haben sich dabei auf eine möglichst breitgefächerte Datenbasis gestützt: Berücksichtigt wurden öffentlich finanzierten Studien, weitere von Unternehmen oder industrienahen Verbänden, aber auch solche von eher gentechnikkritisch eingestellten NGOs.
Weniger Spritzmittel, höherer Ertrag
Das Fazit fällt bemerkenswert positiv aus: Dort, wo gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut wurden, ging der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel im Durchschnitt um 37 Prozent zurück. Gleichzeitig stiegen die Erträge durchschnittlich um 22 Prozent. Trotz des teureren Saatguts konnten die Landwirte mit gentechnisch veränderten Pflanzen ihren Gewinn um durchschnittlich 68 Prozent steigern. Darüber hinaus untersuchten die Forscher auch die Unterschiede zwischen verschiedenen Pflanzenmerkmalen und Anbauregionen. „Die positiven Auswirkungen auf den Ertrag und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sind bei insektenresistenten Pflanzen höher als bei herbizidtoleranten Pflanzen“, so die Autoren.
Kleinbauern in Entwicklungsländern profitieren
Gentechnisch veränderte Pflanzen werden seit rund 20 Jahren in verschiedenen Ländern und auf mittlerweile mehr als zehn Prozent der Weltackerfläche angebaut. Vor allem in Nord- und Südamerika kommen insektenresistente und herbizidtolerante Mais- und Sojapflanzen in großem Umfang zum Einsatz. Aber auch viele Kleinbauern in Indien, China und anderen Ländern Asiens und Afrikas sind auf gentechnisch verändertes Saatgut umgestiegen. Ein weiteres Ergebnis der Metaanalyse: Landwirte in Entwicklungsländern konnten ihren Gewinn deutlicher steigern als Landwirte in Industrieländern (ein Plus von 14 Prozentpunkten).
Fakten für die Debatte
In der öffentlichen Debatte wird die Bedeutung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen für die Landwirtschaft kontrovers diskutiert. Die vorgelegte Metaanalyse solle zur Versachlichung der Diskussion beitragen, schreiben die Autoren. In Studien ohne wissenschaftliche Begutachtung und NGO-Reports fallen die wirtschaftlichen Auswirkungen deutlich schlechter aus und würden eher „nach unten geschätzt“, so die Beobachtung von Qaim und Klümper. Selbst wenn diese Ergebnisse in die Meta-Analyse eingerechnet würden, verändere sich das Gesamtergebnis nicht wesentlich: „Die positiven wirtschaftlichen Effekte bleiben erheblich“, schreiben die Göttinger Forscher.