Leimfreie Holzplatten aus Baumrinde
Forschenden ist es gelungen, aus den Rinden heimischer Bäume Holzplatten zu pressen, die ohne Klebstoff auskommen und so eine problemlose Nachnutzung ermöglichen.
Baumstämme bestehen bis zu 20% aus Rinde. Dieser kostbare Reststoff wird bisher nur zum Teil weitergenutzt. Forschende vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) haben mithilfe eines neuen Verfahrens die Nutzung von heimischen Baumrinden nun um ein Vielfaches erweitert. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie konnte das Team beweisen, dass Baumrinden in ihrem nahezu natürlichen Zustand erhalten und ohne Klebstoffe zu Platten verarbeitet werden können. Die leimfreien Rindenplatten könnten künftig herkömmliche Spanplatten im Innenausbau oder im Möbel- und Verpackungsbereich ersetzen.
Natürliche strukturelle Eigenschaften der Baumrinden genutzt
Spanplatten bestehen aus Holzspänen, die mit Klebstoff oder Harzen verleimt zu einer Platte verpresst werden. Sie können daher Giftstoffe wie Formaldehyd enthalten. Außerdem müssen dafür die Rindenstücke erst zerkleinert und aufwendig verarbeitet werden. Das neue Verfahren kommt ohne all das aus. Hier nutzen die Forschenden die natürlichen strukturellen Eigenschaften der Rinden heimischer Baumarten wie Kiefer, Lärche, Birke und Eiche.
Rindenplatten hydraulisch bei Hitze verdichtet
Wie das Team im Fachjournal PLOS ONE berichtet, wurden die Rinden wie gewöhnlich von den Stämmen geschält und getrocknet. Anschließend wurden die Innenseiten jedoch nicht verklebt, sondern mit einer hydraulischen Presse bei 90 Grad Celsius verpresst. „Ein großer Vorteil von ‚reinen‘ Einkomponentenprodukten ist, dass keine Trennung der Komponenten nach ihrer Nutzung erforderlich ist,“ sagt Charlett Wenig, Erstautorin der Studie, und ergänzt: „Selbst wenn die Struktur des Rohstoffs verändert wird, bleiben die Grundbausteine gleich und können daher weiterhin problemlos für die Weiterverarbeitung, z. B. zur Gewinnung von Chemikalien oder Fasern oder als Brennstoff für die Energieerzeugung verwendet werden.“
Eigenschaften vergleichbar mit Spanholzplatten
Tests ergaben, dass die leimfrei verpressten Rindenplatten hinsichtlich Biegemodul und Festigkeit sowie Querzugfestigkeit mit herkömmlichen Spanplatten mithalten können. Die Nutzung von Baumrinden wird mithilfe dieses neuen Verfahrens deutlich erweitert und zeigt einmal mehr, welches Potenzial in dem Reststoff Rinde steckt. Entscheidend ist jedoch, dass die heißverpressten Rindenplatten ohne künstliche und giftige Bindemittel auskommen und daher später ohne hohen Energieaufwand weiterverarbeitet werden können.
Weg zur Herstellung nachhaltiger Holzplatten geebnet
An der Studie beteiligt waren neben dem MPIKG auch Forschende der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und der ETH Zürich. Das Team ist überzeugt, dass die neue Verarbeitungsmethode ein wichtiger „Schritt auf dem Weg zur Herstellung nachhaltiger Platten durch die Verwendung eines natürlichen Abfallmaterials unter Beibehaltung seiner vorteilhaften Struktur und seiner natürlichen chemischen Zusammensetzung“ ist.
bb