Druckertinte auf Pflanzenbasis
Forscher haben aus Pflanzenresten Naturfarbstoffe gewonnen, die sich erstmals auch zur Herstellung industrieller Druckertinten eignen.
Viele Pflanzen beinhalten Farbstoffe, die sich zum Färben eignen. Ein bekanner Farbton ist Indigo. Der dunkelblaue Farbstoff wird beispielsweise aus den gelben Blüten des heimischen Kreuzblütengewächses Färberwaid (Isatis tinctoria) gewonnen und oxidiert erst an der Luft zu dem markanten Blau.
Biobasierte Industrietinte für Lebensmittelkennzeichnung
Die Textilbranche nutzt natürliche Farbextrakte seit Jahrtausenden. Für die Herstellung industrieller Druckertinten, mit denen etwa Lebensmittel und -verpackungen gekennzeichnet werden, waren solche Naturfarbstoffe bisher nicht geeignet. Alternativen sind jedoch nötig, weil konventionelle Druckertinten oft umwelt- und gesundheitsgefährdend sind. Auch kommt es beim sogenannten Kennzeichnungsdruck nicht vorrangig auf die Farbqualität an, sondern auf einen hohen Kontrast und eine gute Maschinenlesbarkeit. Die prometho GmbH und die Friedrich-Schiller-Universität Jena haben nun gemeinsam Biotinten auf Pflanzenbasis entwickelt, die diesen Anforderungen gerecht werden.
Baumrinde liefert vielversprechende Druckertinte
Die neuen Bio-Druckertinten bestehen fast zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen. Den Forschern zufolge wurden die Farbstoffe lediglich wegen einer besseren Lichtechtheit und -beständigkeit mit Metallsalzen verlackt. Farben auf Tanninbasis erwiesen sich für den industriellen Kennzeichnungsdruck mit Inkjet-Druckern als besonders geeignet. Der fast schwarze Farbstoff wurde aus Baumrinden gewonnen, die als Reststoffe in der Forstwirtschaft und Holzverarbeitung anfallen.
Der Aufdruck war nicht nur dunkel, sondern auch dokumentenecht und beständig gegenüber Lösemitteln und Reinigern. Den Drucktest bestanden ebenso Tinten mit Farbextrakten aus Indigo und Krapp, die ebenfalls aus Färbepflanzen gewonnen wurden. Im Rahmen des Projektes konnte das Team zeigen, dass diese neuen pflanzenbasierten Tinten gegenüber äußeren Einflüssen teilweise sogar beständiger sind als synthetische Farben.
Pilze als neue Farbstoffquelle
Auf der Suche nach natürlichen Farbstoffquellen für Biotinten nahmen die Forscher auch Pilze ins Visier. Hier war der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans) besonders vielversprechend. Der Farbton erfüllt zwar noch nicht alle Druckanforderungen, die darin enthaltene Polyporsäure ließ sich aber mit vielen Metallsalzen verlacken und ergab ein breites pastellfarbenes Farbspektrum, das bei anderen Pilzen oder Pflanzen so noch nicht beobachtet wurde.
Industrietinte aus Rindentanninen auf dem Markt
Die Entwicklung der Biotinten wurde von 2014 bis 2017 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Eine Tinte, deren Farbstoff aus Rindentanninen stammt, wird seit Herbst 2017 bereits von der prometho GmbH angeboten. Sie ist besonders bei Herstellern von Biolebensmitteln gefragt. Die anderen Farben könnten sich auch für industrielle Stempelfarben eignen.
bb