Kühlboxen aus Pilzmyzel

Kühlboxen aus Pilzmyzel

Unter Leitung des Bremer Instituts für Produktion und Logistik wollen Forschende neue Produktionsmethoden zur Herstellung biologisch abbaubarer Verpackungen aus Pilzmyzel-Verbundwerkstoffen entwickeln.

Myzelbasierter Kompositwerkstoff aus Stroh, Spelzen und Stärke
Myzelbasierter Kompositwerkstoff aus Stroh, Spelzen und Stärke. Das biogene Substrat wurde vom Myzel des Pilzes Ganoderma resinaceum dreidimensional durchwachsen und gebunden und der Verbund im Anschluss hitzegetrocknet und geschliffen.

Das feine Geflecht von Pilzfäden, das sogenannte Pilzmyzel, ist für das bloße Auge meist kaum erkennbar, da es in der Natur unterirdisch wächst. Doch das Potenzial dieser im Verborgenen lebenden Pilzfäden – vor allem für die Bioökonomie – treibt die Forschung an neuen biobasierten Materialien an und wird anhand von pilzbasierten Dämmplatten, Möbeln oder Verbundwerkstoffen allmählich sichtbar. Das Projekt MycelCycle will die Nutzung von Pilzmyzel als nachwachsenden Rohstoff nun weiter vorantreiben.

Kreislauffähige Myzel-Verbundwerkstoffe entwickeln

Unter Leitung des BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik wollen Forschende nicht nur neue biologisch abbaubare Verbundwerkstoffe aus Pilzmyzel für Verpackungen entwickeln, sondern auch die Methodik zur Herstellung, Nutzung und zum Recycling für Myzel-Verbundwerkstoffe ins Visier nehmen. Das Forschungsvorhaben MycelCycle wird in den kommenden vier Jahren von der VolkswagenStiftung mit rund 1,3 Mio. Euro gefördert. Daran beteiligt sind neben dem BIBA auch die Universität Bremen und die Georg-August-Universität Göttingen.

„Der Einsatz neuer ökologisch unbedenklicher Werkstoffe und damit einhergehender Prozesse werden zunehmend zu einem Erfolgsfaktor“, sagt BIBA-Direktor und Projekt-Initiator Michael Freitag. „Die Forschungen im Projekt ‚MycelCycle‘ mit ihren ganzheitlichen Betrachtungen sollen einen Beitrag dazu leisten, nachhaltiger zu wirtschaften und eine effiziente sowie zugleich effektive Kreislaufwirtschaft zu realisieren.“

Pilzmyzel auf lokalen Rest- und Abfallstoffen züchten

Bei der Herstellung des pilzbasierten Verbundwerkstoffes setzt das Team auf lokal verfügbare organische Rest- und Abfallstoffe wie Stroh und Spelzen. Diese werden bei der Züchtung von Pilzmyzel dann als biogenes Substrat genutzt. Zuvor werden diese Rohstoffe jedoch „energiesparend sterilisiert, kombiniert und mit gleichbleibender Qualität aufbereitet, sodass Produktion, Verwendung und Recycling in höchster Qualität möglich sind“, schreibt das Team. Auf diese Weise wollen die Forschenden den „bestmöglichen Stoffkreislauf sichern“.

Materialkombination und Prozess-Steuerung mithilfe Künstlicher Intelligenz

Ein konkretes Myzel-Produkt haben die Forschenden auch im Blick. Demnach soll dieser Stoffkreislauf am Beispiel einer Isolierkühlbox aus Pilzmyzel für den Versand demonstriert werden. Auch die Zweitverwendung des Materials als geschreddertes Schüttgut für Versandverpackungen sowie als Ausgangsmaterial für weitere Myzel-Kühlboxen wird untersucht.

Mithilfe Künstlicher Intelligenz wollen die Forschenden zudem die optimale Kombination der Ausgangsstoffe zur Herstellung des pilzbasierten Verbundwerkstoffes finden und die Prozesssteuerung optimieren. Um die Entwicklung von Myzel-Produkten voranzutreiben, setzt das Projektteam auf den konstruktiven Dialog mit anderen Interessierten aus Forschung und Praxis.

bb